Aggressivität

Bella

New Member
Hallo
Wir sind neu im Forum und haben zwei große Probleme mit unserer Tochter Annabell.Sie ist 9 Jahre, hat eine Größe von 135 cm und ein Gewicht von ca 47 kg. Annabell isst wie ein normales Kind und nimmt ständig zu.
Das weit größere Problem ist ihre Aggressivität. Sie ist ein sehr unruhiges Kind, das heißt sie läuft den ganzen Tag umher und findet keinen Ruhepol. Sie kann sich noch nicht mal 2 minuten irgendwo hinsitzen und sich mit etwas beschäftigen. Das schlimmste ist, wenn sie wütend wird, dann beisst, kneift, haut sie und zieht in den Haaren. Diese Ausbrüche hat sie mehrmals am Tag.
Wer hat ähnliche Erfahrungen in dieser Hinsicht schon erlebt?
Wer kann uns weiter helfen.

Vielen Dank Bella
 
Liebe Bella,

so wie Du das beschreibst, klingt mir danach, dass sie heftige Kämpfe in sich ausficht. So ein Leben als Rett :engel_29: ist ja auch eine große Herausforderung für die Mädchen selbst und für die, die um sie herum sind und sie begleiten. Und es ist nie einfach, sie zu verstehen und zu wissen, was sie gerade brauchen, was ihnen im Moment zu viel ist, was sie denken, fühlen und wollen. Und wie schwer muss es erst für die Mädchen oft sein, wenn sie missverstanden werden und nicht so können, wie sie eigentlich wollen. Wenn meine Tochter in Unruhephasen war, die sich allerdings anders äußerten, hab ich mir immer überlegt, wie ich sie wieder ins Lot bringen könnte, so, dass sie sich wohl fühlt in ihrer Haut und mit ihrem Leben. Dass ich nie immer mit absoluter Sicherheit wissen kann, was gerade gut ist für sie, das habe ich irgendwann als Tatsache hinnehmen und akzeptieren müssen. Aber ich hab mich bemüht, so wie mir es eben möglich war und sie hat das auch so verstanden und mir so einige Fehlgriffe verziehen.
Aber nun zu einigen praktischen Erfahrungen, so wie ich eben damit umging: Ich hab ihr in ihrer mit sich umtriebigen Zeit zunächst ein ruhiges und vertrautes Umfeld geschaffen, so lange, bis sie mit Veränderungen und Überraschungen gut umgehen konnte. Das heißt nicht, dass ich sie von allem abgeschirmt hatte, ich hab ihr halt nur stückchenweise immer mehr zugemutet, so wie sie das eben verkraften konnte. Ich war mir in der Zeit bewusst, dass sie ja mehr mit und durch *Input* lebt und nichts so wieder rauslassen und umsetzen konnte, wie wir das eben können. Sie bekam manchmal Bachblüten oder Tröpfchen vom Homöopathen, wenn sie das brauchte. Und ich bin mit ihr zur Massage und das schon, seit sie etwa 1,5 Jahre alt war. Anfangs waren das rhythmische Massagen auf anthroposophischer Grundlage, die für sie sehr gewöhnungsbedürftig waren und es dauerte einige Wochen, bis sie sich da wirklich entspannen und fallen lassen konnte. Aber dann genoss sie das sehr, schlummerte danach mindestens eine halbe Stunde und öffnete sich auch ganz anders ihrer Umwelt, sie kam dadurch wieder ins Leben zurück. Später begannen wir mit Cranio Sacrale. Und das kann ich wirklich sehr empfehlen, nicht nur für Deine Tochter ;-).
Wichtig ist allerdings auch, das von ärztlicher Seite abklären zu lassen und dann gemeinsam zu beraten, wie ihr damit am besten umgeht. Dass solche Zeiten eine Zerreißprobe für die Nerven sind, brauche ich Dir vermutlich nicht zu sagen. Vorsichtig war ich mit *dämpfenden* Medikamenten, die können zwar im Moment eine Entlastung sein und das ist manchmal durchaus auch legitim, um einfach wieder kurz eine Verschnaufpause in der ganzen Geschichte zu bekommen, sie packen die eigentliche Ursache aber nicht an der Wurzel. Und wenn meine Tochter etwas nie leiden konnte, dann, wenn sie nicht Herrin ihrer Sinne und ihres hübschen Köpfchens war.
 
Noch ein anderer Aspekt:

Bei unserer Jana kommt es vor dass sie motzig wird, wenn es ihr zu langweilig zu Hause ist. Wenn wir dann raus gehen und was unternehmen ist sie dann oft wieder friedlich.
 
Ella auch

Hallo Bella,
ich kenne diese Wutausbrüche auch von unserer Tochter Ella (4 Jahre) sie beisst,schlägt, rauft sich und uns die Haare aus und zwickt wie unter Tollwut, knirscht bis beide Ohren hochrot sind und wirkt wie von der Tarantel gestochen, das hat sie einmal am Tag und das schlimmste ist, dass man ihr nicht helfen kann und wenn man selbst völlig verzweifelt und sauer ist, geht das Mädel freundlich zur Tagesordnung über. Das ist wahnsinnig anstrengend. Manchmal hilft ihr "belladonna D12", aber das kann man nicht einfach so auf andere Kinder übertragen. Tief durchatmen, liebe Grüße Bettina
 
Hallo Bella,

Wutanfälle sind auch bei Sofia (6 Jahre) an der Tagesordnung. Sie wirft sich umher, knallt den Kopf auf den Boden, schlägt sich extrem fest ins Gesicht und auf den Kopf, schreit, schreit, schreit... und da kann ich gar nichts gegen machen. Ich bringe sie aus evtl. Gefahrenbereichen, lege ein Kissen unter ihren Kopf, versuche es manchmal mit Festhalten, manchmal mit Raumwechsel, mit Musik - ansonsten einfach da sein und zeigen "ich lass dich nicht allein". So schnell wie das kommt geht es auch wieder, mehrmals am Tag. Nun ist Sofia aber kaum halb so schwer wie Annabell :confused4:

Langeweile - wie du, Michael, schreibst, ist ein häufiger Auslöser. Oder Ungeduld, weil es mit dem Essen zu lange dauert. Und was du, Judith, geschrieben hast über die inneren Kämpfe - kann ich mir sehr gut vorstellen.
Weitere mögliche Auslöser sind: fremde Umgebung, Abweichung vom gewohnten Tagesablauf - eben alles was Sofia nicht verkraftet in diesem Augenblick und das sie nicht anders äußern kann.

Als Sofia jünger war, hat sie in ähnlichen Situationen Affektkrämpfe bekommen (Schreien ohne Einatmen mit Bewußtlosigkeit).

viele Grüße - Herta :wink:
 

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