Hallo Isolde,
auch von Sofia kenne ich sehr heftige Schrei- und Wutattacken in denen sie sich selbst heftig ins Gesicht schlägt und den Kopf auf den Boden donnert. Sie treten unregelmäßig auf aber schon relativ häufig. Einmal bis zweimal am Tag (oft) bis einmal alle zwei/drei Tage (normal)
Oft verstehe ich die Ursache, z. B. das Essen hat sich verzögert, Sofia erfährt zu wenig Beachtung, sie möchte etwas haben was sie nicht ausdrücken kann, z. B. ein Stück Schokolade, allgemeine Überflutung mit Reizen/Überforderung, Baulärm (wir hatten mal eine Zeit größere Renovierungsarbeiten mit Mauerdurchbrüchen, das hat sie gar nicht verkraftet), Gereiztheit in der Luft zwischen anwesenden Personen, laute zornige Stimmen, hitzige Diskussionen. Sofia ist wie ein hochempfindliches Seismometer für zwischenmenschliche Spannungen.
Außerdem hat Sofia ein gewisses Temperament und alles was früher Affektkrämpfe ausgelöst hat, löst heute Schreiattacken aus.
Wenn man diese Auslöser kennt kann man so einen Anfall oft schon im Vorfeld verhindern. Aber das wisst ihr ja alle selbst.
Viel schwieriger sind die, wie du schreibst, Attacken ohne erkennbare Ursache. Dazu aus unserer Erfahrung stellt sich am allerhäufigsten am Ende dann doch eine ganz konkrete Ursache heraus: Bauchschmerz. Seit Sofia in die Pubertät gekommen ist hat sie immer wieder mal anscheinend diffuse Beschwerden im Verdauungsbereich. Sehr oft im Zusammenhang mit Stuhlgang. Sofia fängt an ohne ersichtlichen Grund regelrecht zu schreien und zu toben, kurz darauf hat sie Stuhlgang (auch bei normaler Konsistenz) und dann ist alles sofort wieder gut. Oder es geht einfach nur Luft ab und das Schreien hört sofort auf. Dabei hat Sofia eigentlich eine ganz normale Verdauung, regelmäßig, normale Konsistenz. Mal ein paar Ausnahmen aber wirklich nichts was behandlungsbedürftig wäre. Man kann es eigentlich daher gar nicht erklären dass sie gleich so fest schreit. Sie scheint da hochempfindlich zu sein und auf kleinste Beschwerden sehr heftig zu reagieren. Ihre Tage hat sie noch nicht aber lange wird es nicht mehr dauern, vielleicht spielt auch diese Veränderung hier schon mit hinein.
Letzte Woche hatten wir so eine besonders schwere Attacke die weit über eine Stunde gedauert hat. Es war eine untypische Zeit für Stuhlgang, darum habe ich nicht darauf getippt und doch war es am Ende genau das. Nachdem alle Mittel versagt haben, ablenken, zureden, Musik, Wasserlicht (Zimmerbrunnen), beschwichtigen, trösten, Süßes anbieten... konnte ich sie nur noch festhalten und vor Verletzung schützen. Wobei Sofia riesige Kräfte entwickelt. Ich dachte noch wenn ich jetzt ein Diazepam-Zäpfchen da hätte, würde ich es vielleicht anwenden. Einmalig. Aber so was haben wir ja nicht im Haus. Als es gar nicht besser wurde habe ich das letzte Mittel angewandt, Auszeit geben, Reize ausschalten, ins halbdunkle Zimmer, ins vertraute Bett bringen. Das hat schon ein bisschen geholfen und dann kam Stuhlgang und die Laune war wieder blendend. Wie mit einem Schalter. Bauchschmerz war darum mal wieder mit großer Wahrscheinlichkeit die Ursache für diese Schreiattacke. Und da würde ein Neuroleptikum doch gar nicht ansetzen.
Ich überlege für Sofia eine Sanddecke anzuschaffen (Beluga, 12 Kilo, 80 x 120 cm) um solche Anfälle noch besser abzufangen. Diese Decke konnten wir mal ausprobieren kürzlich und Sofia hat sehr schön entspannt. Natürlich ist der Nachteil dass man die Decke nicht dabei hat wenn die Schreiattacken unterwegs auftreten.
Leider kann ich auf deine eigentliche Frage nicht viel sagen, wir haben keine Erfahrungen mit Risperdal aber ich habe großen Respekt vor allen Psychopharmaka und man kann nicht zögerlich genug sein, denke ich.
liebe Grüße - Herta