Risperdal bei Wutanfällen und Schreiattacken

Isolde(Passau)

Active Member
Hallo, zusammen,

hat jemand Erfahrungen mit dem Medikament Risperdal/Ripseridon?
Marie hat seit längerem furchtbare Schreiattacken und Wutanfälle, die uns alle den letzten Nerv rauben und an die Substanz gehen. Eine wirkliche Ursache ist schwer ausfindig zu machen: sie ist zwar mitten in der Pubertät, aber ich weiß auch nicht, ob das als Erklärung ausreicht. Die Kommunikation mit ihr funktioniert relativ gut, aber wenn sie so am Toben ist, dann natürlich auch nicht. Das Gebrüll beginnt aus heiterem Himmel und verschwindet genauso wieder.
Nun soll Risperdal helfen, damit sie wieder ausgeglichener ist. Allerdings sind die Nebenwirkungen nicht so ganz ohne. Sie schluckt ja schon eine gewaltige Dosis Antiepileptika und jetzt den Dreck auch noch.
Bin etwas ratlos, was zu tun ist.

Viele Grüße von Isolde und Marie Sophie (1999)
 
Hallo Isolde,

auch von Sofia kenne ich sehr heftige Schrei- und Wutattacken in denen sie sich selbst heftig ins Gesicht schlägt und den Kopf auf den Boden donnert. Sie treten unregelmäßig auf aber schon relativ häufig. Einmal bis zweimal am Tag (oft) bis einmal alle zwei/drei Tage (normal)

Oft verstehe ich die Ursache, z. B. das Essen hat sich verzögert, Sofia erfährt zu wenig Beachtung, sie möchte etwas haben was sie nicht ausdrücken kann, z. B. ein Stück Schokolade, allgemeine Überflutung mit Reizen/Überforderung, Baulärm (wir hatten mal eine Zeit größere Renovierungsarbeiten mit Mauerdurchbrüchen, das hat sie gar nicht verkraftet), Gereiztheit in der Luft zwischen anwesenden Personen, laute zornige Stimmen, hitzige Diskussionen. Sofia ist wie ein hochempfindliches Seismometer für zwischenmenschliche Spannungen.

Außerdem hat Sofia ein gewisses Temperament und alles was früher Affektkrämpfe ausgelöst hat, löst heute Schreiattacken aus.

Wenn man diese Auslöser kennt kann man so einen Anfall oft schon im Vorfeld verhindern. Aber das wisst ihr ja alle selbst.

Viel schwieriger sind die, wie du schreibst, Attacken ohne erkennbare Ursache. Dazu aus unserer Erfahrung stellt sich am allerhäufigsten am Ende dann doch eine ganz konkrete Ursache heraus: Bauchschmerz. Seit Sofia in die Pubertät gekommen ist hat sie immer wieder mal anscheinend diffuse Beschwerden im Verdauungsbereich. Sehr oft im Zusammenhang mit Stuhlgang. Sofia fängt an ohne ersichtlichen Grund regelrecht zu schreien und zu toben, kurz darauf hat sie Stuhlgang (auch bei normaler Konsistenz) und dann ist alles sofort wieder gut. Oder es geht einfach nur Luft ab und das Schreien hört sofort auf. Dabei hat Sofia eigentlich eine ganz normale Verdauung, regelmäßig, normale Konsistenz. Mal ein paar Ausnahmen aber wirklich nichts was behandlungsbedürftig wäre. Man kann es eigentlich daher gar nicht erklären dass sie gleich so fest schreit. Sie scheint da hochempfindlich zu sein und auf kleinste Beschwerden sehr heftig zu reagieren. Ihre Tage hat sie noch nicht aber lange wird es nicht mehr dauern, vielleicht spielt auch diese Veränderung hier schon mit hinein.

Letzte Woche hatten wir so eine besonders schwere Attacke die weit über eine Stunde gedauert hat. Es war eine untypische Zeit für Stuhlgang, darum habe ich nicht darauf getippt und doch war es am Ende genau das. Nachdem alle Mittel versagt haben, ablenken, zureden, Musik, Wasserlicht (Zimmerbrunnen), beschwichtigen, trösten, Süßes anbieten... konnte ich sie nur noch festhalten und vor Verletzung schützen. Wobei Sofia riesige Kräfte entwickelt. Ich dachte noch wenn ich jetzt ein Diazepam-Zäpfchen da hätte, würde ich es vielleicht anwenden. Einmalig. Aber so was haben wir ja nicht im Haus. Als es gar nicht besser wurde habe ich das letzte Mittel angewandt, Auszeit geben, Reize ausschalten, ins halbdunkle Zimmer, ins vertraute Bett bringen. Das hat schon ein bisschen geholfen und dann kam Stuhlgang und die Laune war wieder blendend. Wie mit einem Schalter. Bauchschmerz war darum mal wieder mit großer Wahrscheinlichkeit die Ursache für diese Schreiattacke. Und da würde ein Neuroleptikum doch gar nicht ansetzen.

Ich überlege für Sofia eine Sanddecke anzuschaffen (Beluga, 12 Kilo, 80 x 120 cm) um solche Anfälle noch besser abzufangen. Diese Decke konnten wir mal ausprobieren kürzlich und Sofia hat sehr schön entspannt. Natürlich ist der Nachteil dass man die Decke nicht dabei hat wenn die Schreiattacken unterwegs auftreten.

Leider kann ich auf deine eigentliche Frage nicht viel sagen, wir haben keine Erfahrungen mit Risperdal aber ich habe großen Respekt vor allen Psychopharmaka und man kann nicht zögerlich genug sein, denke ich.

liebe Grüße - Herta
 
Hallo, Helga,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Du hast mich damit sehr nachdenklich gemacht. Als ich nämlich deine Schilderung von Sofias Wut- und Schreianfällen durchgelesen habe, dachte ich du beschreibst Marie. Bauchschmerzen spielen bei ihr sicher auch eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Aber bei ihr ist es auch oft so, dass dieses Gebrüll wie nach einem festen Programm abläuft, z.B. morgens, da wird im Bett gemütlich eine Flasche Kaba getrunken, dann ziehe ich sie an, wir gehen die Treppe runter und kaum sind wir unten fängt das Geschrei an. Meistens setze ich sie auch so brüllend in den Schulbus.:confused:
Mir ist auch nicht recht wohl dabei, ihr so ein Hammermedikament zu verpassen. Wir werden uns die ganze Sache sicher noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
Liebe Grüße von Isolde
 
Hallo Isolde,

im Handbuch für das Rett-Syndrom, Kathy Hunter, werden die Schreiattacken auch sehr ausführlich behandelt und gute Denkansätze gemacht. Sehr interessant. Das steht um die Seite 88 herum. Auch Medikamente werden erwähnt.

LG Herta :wink:
 
noch mal nachgefragt wegen Risperdal

Hallo an alle,

ich grabe diesen Themenstrang nochmal aus. Es würde mich auch interessieren hier nochmal konkret Elternerfahrungen zu Risperdal/Risperidon etc. zu hören.

Wer hat zu tun mit wirklich massiven andauernden Wut- und Tobsuchtsanfällen bei der Tochter und hat mit Risperdal das tatsächlich deutlich verbessert. So stark verbessert dass der Alltag wieder normal läuft. Zumindest "rett-normal".

Gruß Herta
 
Hallo nochmal,

leider antwortet niemand. Auch negative Berichte wären für mich interessant.

Also hat jemand Risperdal bekommen gegen das Schreien und es hat nicht geholfen?

viele Grüße Herta :wink:
 
Hallo Herta,
ich bin nicht so oft im Forum, deshalb erst jetzt meine Antwort.
Also unsere Kim hatte wie du auch beschreibst sehr massiv Schrei-und Wutattacken und das 24 Stunden ununterbrochen. Wir haben alles abklären lassen und haben keine Ursache gefunden. Auch Kim bekommt jede Menge Antiepileptikas. Wir haben dann nach langen Gesprächen mit unserer Ärztin angefangen verschiedene Medis auszuprobieren. Das einzige was hilft ist Risperidon. Es war für uns alle aber vor allem für Kim eine Erleichterung wieder einen normalen Alltag zu führen. Ja klar Nebenwirkungen gibts immer. Sie ist halt jetzt noch müder als vorher, aber wieder viel mehr sie selbst. Wir geben das jetzt schon seit 7 Jahren. Haben auch schon versucht abzusetzten aber man merkt relativ schnell das es nicht ohne geht.Ich hoffe ich konnte einiger deiner Fragen beantworten. Liebe Grüße aus Lörrach
 
Hallo Pia,

vielen Dank für deine Antwort.

Für Sofia steht das Risperidon nach wie vor zur Diskussion. Ich kann mich einfach nicht zu dem Versuch durchringen weil bei Sofia im EKG das QT-Intervall verlängert ist und das ist eine Gegenindikation.

Das Risiko wird zwar sehr gering eingeschätzt aber nicht Null.

So versuche ich eben auch viele andere Wege, momentan hilft mal wieder Carbamazepin in einer sehr hohen Dosis, aber beim Carbamazepin weiß ich leider mittlerweile, dass die beruhigende Wirkung sehr schwankt. Wir müssten den Spiegel knapp unter 11 halten, aber da bleibt er nicht, der fällt immer wieder ab. Bald ist die Dosis ausgereizt und dann suche ich wieder weiter.

Danke für deine klare Aussage zum Risperidon.

Wie alt ist denn eigentlich eure Kim?

Sofia ist jetzt 17.

Liebe Grüße Herta
 
Hallo, zusammen,

hat jemand Erfahrungen mit dem Medikament Risperdal/Ripseridon?
Marie hat seit längerem furchtbare Schreiattacken und Wutanfälle, die uns alle den letzten Nerv rauben und an die Substanz gehen. Eine wirkliche Ursache ist schwer ausfindig zu machen: sie ist zwar mitten in der Pubertät, aber ich weiß auch nicht, ob das als Erklärung ausreicht. Die Kommunikation mit ihr funktioniert relativ gut, aber wenn sie so am Toben ist, dann natürlich auch nicht. Das Gebrüll beginnt aus heiterem Himmel und verschwindet genauso wieder.
Nun soll Risperdal helfen, damit sie wieder ausgeglichener ist. Allerdings sind die Nebenwirkungen nicht so ganz ohne. Sie schluckt ja schon eine gewaltige Dosis Antiepileptika und jetzt den Dreck auch noch.
Bin etwas ratlos, was zu tun ist.

Viele Grüße von Isolde und Marie Sophie (1999)
Hallo Ihr Zwei
Oftmals kann es durchaus sein das
Ein Medikament ,das zur Beruhigung und Entspannung eingesetzt wird das genaue Gegenteil bewirkt (eigene Erfahrung)
Ganz liebe Grüße von der Nordsee
 
Zurück
Oben