Unsere kleine Rosa

Evmarie

Registrierter Benutzer
Hallo zusammen,

Wir wohnen am schönen Bodensee, Papa Stephan, Mama Eva, großer Bruder Theo und unsere kleine Rosa (*Juni 2021) hat das Rett-Syndrom.

Wir hatten schon ein bisschen Gelegenheit, uns mit dem Gedanken und der Diagnose auseinanderzusetzen. Aber für alle, die es interessiert, der Reihe nach:
Rosa kam als scheinbar gesundes Kind spontan zur Welt, war aber sehr ruhig. Ich hörte sie erst am 3. Tag zum ersten Mal weinen! Wir freuten uns - so ein zufriedenes Kind!! Ab Geburt mit klarem Rhythmus und klaren Signalen (Hunger, Windel voll, müde...) sie war fast nur am schlafen. Zum Essen musste ich sie oft wecken, trotzdem nahm sie dank stillen kontinuierlich zu und wurde kugelrund. Allerdings bewegte sie sich kaum und war auf dem Arm gehalten ziemlich schlaff. Wir sprachen von entspannt, aber mit der Zeit wurde klar, da sollte mehr passieren. Tat es aber nicht. Mit 5 Monaten konnte sie den Kopf immer noch nicht stabil halten, auf dem Bauch liegen war eh doof und die scheinbare Zufriedenheit wurde beinah zur Lethargie: kein Spielzeug interessierte sie wirklich, sie hatte deshalb aber auch keinen Frust. Lag einfach da, besah sich die Welt und lachte!
Mit 6/9 Monaten dann Kontrollen beim Kinderarzt: "Jedes Kind hat sein eigenes Tempo, geben wir ihr noch etwas Zeit" aber immerhin verschrieb er uns mit 9 Monaten Physiotherapie. Denn Rosa konnte sich bis dahin lediglich zur Seite rollen. Weder sitzen, noch Unterarmstütz, noch brabbeln. Nur Essen funktionierte problemlos. Mit 1 Jahr war dann klar, da muss mehr dahinterstecken und er schickte uns ins SPZ.
Die Ärztin ist sehr nett, sehr hilfsbereit. Sie sagte gleich, nein, die Entwicklungsverzögerung verwächst sich vermutlich nicht mehr. Da muss mehr dahinterstecken. Mein Mann war geschockt.
Sie startete die Whole Exom Diagnostik und im November 22 kam Rett dabei heraus. Damit hatten wir nun überhaupt nicht gerechnet, die Verdachtsdiagnose war eine ganz andere...
Mittlerweile macht vieles Sinn:
- U1/U2/U3 = immer gleicher Kopfumfang. Der Kinderarzt sagte damaly: naja, da haben sie sich im KH vermutlich vermessen...
- seit Geburt Atemaussetzer im Schlaf. Der erste Termin im Schlaflabor (auch Nov 22) ergab: gemischt zentrale und obstruktive Schlafapnoe, sie benötigt nachts ein Beatmungsgerät, um die Sauerstoffversorgung sicherzustellen
- wenig bis keine motorische Entwicklung. Mittlerweile (mit 1 3/4) kann Rosa immer noch nicht länger als 10 Sekunden sitzen. Alle Übungen müssen täglich wiederholt werden, sonst vergisst sie alles gleich wieder
- kein eigener Spieltrieb. Bis über 1 Jahr hatte Rosa lediglich ein einziges Spielzeug (ein klingelnder Stoffwürfel), mit dem sie sich beschäftigte. Alles andere interessierte sie nicht wirklich. Was allerdings immer gut ankommt sind Haare/Fransen an denen sie ziehen kann und andere Babys/Kinder/Gesichter. Da lacht sie aus vollem Herzen
- mit 1 Jahr viele Zähne auf einmal und sofort: Zähne knirschen. Macht sie mittlerweile nicht mehr so häufig, aber dafür klappert sie jetzt oft mit den Zähnen (Kiefer aufeinander klappen lassen)
- eigentlich seit Start mit der Beikost: Hang zur Verstopfung
- schielt immer wieder kurz mit 1 Auge
- kleine stets kalte Füße
- sofort kalter Schweiß bei Anstrengung (zb Physiotherapie)
- schon mit 5/6 Monaten sprach sie mit den Augen mit mir. Wenn sie etwas brauchte, machte sie keinen Mucks, aber sie fixierte mich. Und zwar so lange, bis ich tätig wurde (Hunger, Windel wechseln) auch wenn sie auf dem Arm einer anderen Person war. Ich fand das toll, aber beinahe etwas gruselig.

Die Sache mit dem Beatmungsgerät nachts schlaucht uns ziemlich. Sie mag es nicht und es ist immer ein Hin und her und hoffen, dass es diese Nacht besser klappt. Hat jemand von euch auch das Problem mit der Apnoe und kann da was dazu sagen? Bleibt das so extrem oder gibt es tatsächlich auch Mädels, bei denen sich das (teilweise) verwächst?

Was mich persönlich am meisten schlaucht, ist, dass ich sie ständig herumtragen muss. Überall sind Treppen, unser Bad ist winzig (vermutlich grade so 5 Quadratmeter), Zukunftsängste. Immerhin wissen wir im Vergleich zu vielen schon seit ganz früh was los ist und dass wir unbedingt am Ball bleiben müssen mit Physio und Ergo...

Falls es hier jemanden aus der Bodenseeregion gibt, der sich gern mal treffen würde, würde ich mich freuen.

Viele liebe Grüße vom Bodensee,
Eva
 
hallo Eva,

herzlich willkommen im RettForum. Beim Durchlesen eurer Geschichte kommt mir so manche Erinnerung. Das Ziehen an Fransen zum Beispiel ;)

Zu den Atemaussetzern hoffe ich meldet sich hier noch jemand, ich kenne das erst in einem späteren Alter. Und dann eher bewusst Luft anhalten im Wachzustand. Im Sinne von lange nicht ausatmen. Aber Atemunregelmäßigkeiten ja, die gehören zum Rett-Syndrom.

Die Versorgung mit dem Atemgerät ist sicher sehr gewöhnungsbedürftig. Vor allem bei Abwehr, wie macht ihr das, dass die Maske drauf bleibt?

Sich mit anderen Rett-Familien treffen ist eine sehr gute Idee. Es hilft auf dem Weg, mit diesem neuem Leben klarzukommen, das jetzt ganz anders laufen wird als man es sich vorgestellt hat. Kontakte erhaltet ihr über die Rett-Elternhilfe, die sich in Deutschland auf verschiedene Vereine verteilt. In Bayern ist die Ansprechpartnerin Andrea Pfund, die unsere Geschäftsstelle mit Herz und Seele besetzt:

Tel.: 09102/9990718

info@rett-bayern.de

rett-bayern.de

Wir schauen auch gerne in unserem Mitgliederverzeichnis nach, ob es in der Nähe von eurem Wohnort schon Familien gibt. Dazu bräuchten wir, Andrea oder ich, einfach erstmal nur die Postleitzahl.

Alles Gute, liebe Grüße Herta
 
Liebe Herta,

Vielen Dank für deine Willkommens-Worte!
Ja, ich musste tatsächlich auch schmunzeln, weil ich das mit den Fransen zuvor bei dir gelesen hatte.

Zu den Atemaussetzern: sie hält im Wachzustand auch ganz oft die Luft an. Vor allem wenn sie erwartet, dass gleich etwas passiert. Zb dass man auf sie zukommt, sie anfasst, ihr nahekommt, sie gekitzelt wird etc.

Im Schlaf sind es tatsächlich eher Atempausen. Sie atmet zweimal normal ein und aus und macht dann 5-6 Sekunden einfach Pause und atmet nicht. Danach atmet sie wieder 2x und macht wieder Pause. Das nennt sich "zentrale Atemaussetzer", sprich: die Hirnsteuerung läuft an der Stelle einfach falsch. Wie bei so vielen Rett-Symptomen...
Als sie muskulär noch schwächer war, war es noch extremer. Mittlerweile ist es eher nur noch im Tiefschlaf und - soweit ich das mitbekomme - nicht mehr die ganze Nacht.
Tja, wie wir das machen, dass die Maske drauf bleibt? Gute Frage, ich beantworte sie dir, wenn wir eine Lösung gefunden haben :rolleyes::rolleyes:
Momentan machen wir die Maske 1-2 Stunden nachdem sie eingeschlafen ist drauf. Das Pulsoxymeter liefert auch ein bisschen Anhaltspunkte, wann sie tief genug schläft. Und dann lassen wir es eben so lange drauf wie möglich. Meist wacht sie halt irgendwann auf und wehrt sich dann und zuft es runter, dann machen wir es wieder weg. Ist echt eine schwierige Situation. Sie versteht es natürlich noch lange nicht. Man kann es mit dem Zähneputzen vergleichen: wenn sie zu viel Kohlendioxid im Körper hat (weil sie nicht atmet) und das Hirn mit zu wenig Sauerstoff versorgt wird, kann es Spätfolgen haben, die dann Hirn und Organe schädigen. Der Vergleich mit dem Zähneputzen hilft mir, die Prozedur jeden Abend anzugehen. Leider schläft sie ohne das Gerät deutlich besser! Tja....

Wir sind mittlerweile Mitglieder im Verband Südwest. Allerdings sind wir so weit im Süden, dass die Treffen aus Bayern für uns fast näher wären. Zu den geplanten Aktionen können wir daher nicht kommen, auch wenn ich das sehr bedauere. Der Fahrtweg ist einfach zu weit.
Ich schicke dir unsere PLZ und würde mich freuen, wenn es jemanden in der Nähe gibt.

Viele herzliche Grüße,
Eva
 
Hallo liebe Eva,
ich heiße Andrea und bin die Geschäftsstelle von Rett-Syndrom Bayern e.V.
Wie ich herauslese möchtet ihr gerne Kontakt zu anderen Rett-Eltern.
Ich kann Euch Kontakte vermitteln, brauche aber dazu Eure Adresse, um die den anderen Eltern mitzuteilen.
Das klappt bei uns ganz gut. Am Freitag hat mich eine Neudiagnose angerufen, die auch gerne Kontakt möchten. Heute kam schon die Mail , dass sich Rett-Mamas aus ihrer Gegend bei ihr gemeldet haben.
Du kannst mir schreiben oder Du rufst mich einfach an, dann können wir unkompliziert über alles sprechen.

Ganz liebe Grüße

Andrea Pfund
Geschäftsstelle
Rett-Syndrom Bayern e.V.

info@rett-bayern.de
09102/9990718
 
Zurück
Oben