Integrationsstelle in Kitas mit heilpädagogischem Platzangebot

Ulrich

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Hallo zusammen, habe eine Frage zum Thema i-Kraft oder i-Stelle zur Eins-zu-Eins-Betreuung in Kitas. Nach dem Sommer wird unsere Martha (3,5 Jahre) die Kita wechseln. Bisher hatten wir für Martha eine i-Kraft bewilligt bekommen, die sich in der Kita ausschließlich um sie kümmern konnte. Das hat super geklappt und Martha konnte so zwei wundervolle Jahre in ihrer U3-Gruppe verbringen.

Nun steht ein Kita-Wechsel an, und die Wahl fiel auf eine Kita mit heilpädagogischem Angebot. Die Rahmenbedingungen scheinen sehr gut zu sein (Physio, Ergo alles vor Ort, ebenso Snoozle-Raum, Erzieher mit heilpädagogischer Ausbildung usw.). Nur: der Betreuungsschlüssel ist deutlich schlechter als an der bisherigen Kita. Und was uns am meisten beunruhigt: eine Eins-zu-Eins-Betreuung ist nicht vorgesehen. Offensichtlich scheint die Kita-Leitung den Betreuungsbedarf eines Rett-Mädchens (Läuferin) zu unterschätzen. Unsere Einwände wurden von der Kita-Leitung bisher abgewunken ("Jetzt lassen Sie das doch erst mal auf sich zukommen..."). Hinzu kommt, dass die Kita-Leitung der Meinung ist, eine i-Stelle wird aufgrund des bereits umfassenden heilpädagogischen Angebots ohnehin nicht von der Stadt genehmigt.

Diesen Widerständen zum Trotz hat meine Frau nun bei der Stadt eine i-Stelle für Martha beantragt. Ein erstes Beratungsgespräch mit dem Sozialamt fand ebenfalls statt, wo uns durchaus eine Chance auf Erfolg eingeräumt wurde. Der Ausgang bisher ist allerdings noch ungewiss.

Frage an das Forum: Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie ist es bei Euren Kindern? Habt ihr eine 1:1-Betreuung in der Kita oder habt ihr andere Betreuungslösungen? Wichtig in dem Zusammenhang auch sicherlich der Wohnort. Wir leben in Bielefeld/NRW.

Liebe Grüße, Ulrich
 
Hi Ulrich
es ist immer schwer abzuschätzen. Aber es ist halt immer ein wenig schwierig, sich gegen den Willen der Einrichtung zu wehren. Wenn die Einrichtung Euch dumm will, können sie schnell mal sagen: ja, wenn Ihre I-Kraft krank ist, muss Ihre Tochter auch daheim bleiben.
Beim Jennis Wechsel von der Schule in die Tagsförderstätte hat die besorgte Mama auch einen ganzen Katalog an Vorschägen gehabt: weiterhin Einzelförderung, die Betreuungszeiten sind viel zu lange (ich komme sie einen über den anderen Tag früher abholen) und Einzeltransport ist notwendig.
Der (wirklich für alles offene Leiter) schmunzelte nur und sagte: ja, und in 6 Jahren fährt das Taxi Mama immer noch einen über den anderen Tag. Lassen wir doch alles auf uns zukommen ...
Letztendlich war das einzigste, was meine Süße brauchte, der Einzeltransport, weil die jungen Erwachsenen so weit auseinander wohnten, dass Jenni 2 x am Tag eine Runde durch den Landkreis Saarlouis gedreht hat (Luftlinie 7 km = 1,5 Stunden).
Das ist inzwischen aber auch schon wieder Geschichte, es sind jetzt 3 in benachbarten Orten.
Vielleicht ist es tatsächlich besser, erst mal alles auf Euch zukommen zu lassen. Wenn es nicht geht, dann merkt die Einrichtung das ganz schnell und die Genehmigung ist mit einem entsprechenden Erfahrungsbericht auch ein Kinderspiel.
 
Hallo Ulrich,
bei Lotta war es damals ganz genau das gleiche! Selbst der Bezirk, der die I-Kraft genehmigen muss hier in Bayern, sagte mir, dass eine Fördereinrichtung schließlich für "solche" Kinder da sei...
Ich habe unzählige Telefonate geführt und zunächst war auch die Fördereinrichtung nicht davon angetan, dass Lotta mit einer I-Kraft kommt. Das Hauptargument war eben auch, das machen wir schon, das kennen wir, dafür sind wir da und: Wir wollen niemanden Fremdes in unserer Gruppe...
Da ich nicht gerade für meine Kompromissbereitschaft bekannt bin - und ehrlich gesagt hatte ich tierisch Angst, dass Lotti dann halt (weil Rett und kann sich nicht beschweren) irgendwie nur abgelegt wird, habe ich gesagt, also entweder kommt Lotta mit I-Kraft oder gar nicht. So, da ab da war mir dann die Unterstützung der Fördereinrichtung sicher. Nun galt es noch, den Bezirk davon zu überzeugen. Ich musste minutengenau aufschlüsseln, wie hoch der zusätzliche (also zusätzlich zu anderen "normalen" behinderten Kindern) Betreuungsaufwand bei Lotta ist:
Da Lotta für eine Mahlzeit eine gute Stunde braucht, haben wir Frühstück und Mittagessen, sowie noch eine fiktive Zwischenmahlzeit angegeben. Erschwerter Stuhlgang mit Kolonmassage vorweg (15-20 Minuten) haben wir auch angegeben. Plötzlich aufkommende Panikattacken, bei denen jemand mit Lotta den Raum verlassen muss. (das war damals wirklich so) und epileptische Anfälle.

Der Bezirk genehmigte dann daraufhin die I-Kraft, aber eröffnete ein Verfahren gegen unsere KK, mit der Begründung, die KK muss die I-Kraft bezahlen, da der Betreuungs-Mehraufwand bei Lotta nicht behinderungsbedingt ist (dann wäre Bezirk zuständig), sondern wegen der Epilepsie krankheitsbedingt (und dann muss die KK zahlen).

Für uns bedeute dies im laufenden Verfahren, dass die die I-Kraft immer nur 4 Wochen genehmigt wurde und dann wieder verlängert wurde....nervig.
Nach 5 Monaten einigten sie sich, dass sie sich die Kosten teilen.

Leider kam Lotta nach diesen 5 Monaten ins Krankenhaus... viele Krankenhäuser, Intensivstationen, etc. 8 Monate lang, da u.a.. ihre Epilepsie völlig außer Kontrolle geriet. Und immer noch ist.

Jetzt ist unsere Situation so, dass Lotta nur mit einer Intensivkinderkrankenschwester in den Kindergarten darf. Einzeltransport. Wegen den Atemstillständen. Dies bezahlt nun alles die KK.
Die Krankenschwester übernimmt auch die I-Kraft Dinge. Dies ist aber nicht selbstverständlich. Es gibt Kinder, die haben zusätzlich zur Krankenschwester noch eine I-Kraft. (Die Krankenschwester macht dann die medizinischen Dinge - bezahlt von KK, die I-Kraft die behinderungsbedingten Dinge - bezahlt vom Bezirk)

Was mir noch einfällt: Da eure Maus eine Läuferin ist, wäre evtl. ein Argument, dass sie "Weglauftendenzen" hat. So wurde die I-Kraft bei einem anderen Kind bei uns in der Gruppe begründet. Dieses Kind steckt auch alles in den Mund, beißt sogar Plastikzinken von Gabeln ab und verschluckt diese.

Uuuhhh, das war jetzt sehr lang. Ich hoffe, ich konnte helfen.
 
Hallo Ulrich.

Unsere Pauline kommt jetzt sich in einem Heilpädagogischen Kindergarten.
Wir beantragen (erstmal) keine zusätzliche I- Kraft, wir lassen das jetzt erst einmal auf uns zukommen. Wir haben aber auch keinerlei Vorerfahrung mit anderen Kitas. Das Personal macht aber einen sehr kompetenten Eindruck. Und das wirklich tolle ist, das das gesamte Personal samt Kitaleitung sehr offen ist und sich für das Rett- Syndrom interessiert. Demnächst soll es eine kleine Fortbildung geben und ich suche schon alles an Material zusammen das ich finden kann. Das beruhigt mich schon sehr. So weiß ich das gut auf Pauline und ihre Bedürfnisse eingegangen werden kann. Und es ist jederzeit möglich an der Betreuung etwas zu ändern. Entweder mit einer zusätzlichen Kraft oder wenn alles besser läuft als gedacht, in die Versetzung in eine Mischgruppe. Aber das wird die Zeit zeigen. Ich kann jederzeit kommen und mir alles anschauen und auch bei den Therapie Einheiten dabei sein wenn ich möchte. Auch da sind sie sehr offen.
Ich hoffe ihr findet einen Weg für eure Martha und für euch mit dem ihr zufrieden seid !
 
Hallo,
Marlena ist vier Jahre in einen integrativen Kindergarten gegangen und sie hatte drei Jahren eine Individual-
Begleiter (Kinderpflegerin), die der Bezirk Oberbayern genehmigt hat. Wenn nur der medizinische Bereich angegeben wird, übernimmt der Bezirk keine Kosten, sondern wendet sich an die Krankenkasse. Bei der Beantragung sollten die 5 Aufgabenbereiche aufgelistet sein, wie Kommunikation, Mobilität.... . Wenn man jemanden beantragt, sollte der Kindergarten dahinter stehen, weil der Bezirk sich an jene wendet.
Wir haben es am Anfang auch ohne probiert. Aber mit der 1 :1 Betreuung konnte u.a. täglich die Unterstützte Kommunikation stattfinden.
Ich bin selbst Heilpädagogin.
Wenn Ihr Hilfe braucht, wegen Beantragung....
Pia, Marlena 7 Jahre, Judith 4 Jahre
 
Hallo zusammen, vielen lieben Dank für Eure Antworten, die alle sehr hilfreich sind für uns! Und mit vielen wichtigen Aspekten, die ich so bisher nicht auf dem Schirm hatte. Im Moment sind wir wieder etwas mehr unschlüssig, ob wir eine i-Kraft beantragen sollen oder nicht. Wir haben nicht das Gefühl, dass die Einrichtung das unterstützen würde, und ohne volle Rückendeckung sind wir da noch etwas zögerlich. Vermutlich warten wir tatsächlich erst mal ab und lassen das auf uns zukommen. Entweder es klappt dann sehr gut, oder es klappt nicht wirklich, und dann wird gemeinsam mit der Kita (hier erwarte ich dann auch deren Einsicht und volle Rückendeckung) eine i-Kraft beantragt. Die Kontakte zur Stadt stehen jedenfalls schon mal, wir sind da also vorbereitet, um schnell reagieren zu können.

Liebe Grüße u schon mal ein schönes Wochenende,
Ulrich
 
Hallo Ulrich, unsere Eva muss sich auch diese Woche von ihren Krippenerzieherinnen, einer pädagogischen I-Kraft (8Std/Woche) und einer ungelernten I-Kraft (15Std/Woche) verabschieden.

Wir haben uns im April sehr sicher für den Umzug in einen Förderkindergarten entschieden. Nach dem Kennenlernnachmittag letzte Woche habe ich nun doch etwas Angst und bin gar nicht mehr so sicher ob sie nicht doch im "normalen" Kiga mit I-Kraft besser betreut wäre?

Ich habe mir nun vorgenommen in der 2 wöchigen Eingewöhnung ab 15.8. mir erstmal ein Bild zu machen. In der neuen Gruppe sind 10 gesunde und 5 zu fördernde Kinder bei 3 Erziehern.
Meine Fragezeichen im Kopf:
Wie sind die Erzieher ausgelastet?
Wie beeinträchtigt sind die anderen 4?
Wie ist der Tagesablauf beim Essen, Wickeln etc ?
Welche Therapeuten kommen wann und wie lange in die Kita?
Mir ist das mit der UK auch sehr wichtig, hiervon habe gar nichts in der Gruppe gesehen. Bin aber selbst erst seit Wochen am recherchieren womit wir anfangen und brauche natürlich von den Erziehern Unterstützung.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du nach eurer Eingewöhnung schreibst wie es war. Ich hoffe unsere Ängste sind unberechtigt und unsere Töchter werden entsprechend gefördert.
Gebt Ihr ab dem ersten Tag ein UK-Hilfsmittel mit?

Liebe Grüße, Monique
 
Hallo Monique, Eure Situation scheint sehr ähnlich zu unserer zu sein. Wir sollten in jedem Falle im Austausch bleiben. Ich werde berichten, wie die ersten Wochen waren.
Zum Thema UK-Hilfsmittel: Aktuell arbeiten wir vor allem mit MetaCom-Karten, die Martha durch den Alltag begleiten. Soweit möglich verknüpfen wir jede Handlung mit einer Karte, damit Martha die Bedeutung der Symbole verstehen lernt, aber auch schon lernt, selbst mit den Karten zu kommunizieren. Etwa beim Essen am Tisch, wo sie Karten zu "Essen", "Trinken" und "Toilette" liegen hat. Wir sind aber noch am Anfang. Diese Phase stellt letztlich die Vorbereitung für die Verwendung des Tobii dar, der dann irgendwann nach dem Sommer kommen wird (Beantragung läuft).
Unser aktueller Kindergarten unterstützt Martha bereits unglaublich gut und umfassend. Überall in der Kita hängen MetaCom-Karten. Das ist eigentlich auch für die neue Kita geplant. Dieser ist allerdings noch verhalten, was uns bereits jetzt schon enttäuscht und ärgert ("Warten Sie damit doch noch, bis das Kind älter ist." Meine Frau erwiderte dann nur: "Wann haben Ihre Kinder denn angefangen zu sprechen? Mit 5 Jahren wahrscheinlich!?" Antwort: "Nein, natürlich nicht..."... Wir sind auch bei diesem Thema gespannt, wie sich die Zusammenarbeit mit der Kita entwickeln wird.

Viele Grüße, Ulrich
 
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