Isabel schreibt

Ralf Krause

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Ich habe meine Vati überredet meine Geschichte zu überesetzen.

Ein Hallo an Alle :wink: , eigentlich sollte mein Vati die Einladungen für das Familienwochenende in Schirgiswalde schreiben, aber er übersetzt erst einmal für mich.
Geboren bin ich, Isabel, im sehr kalten Jahreswechsel 1996/97. Mag es an den Temperaturen gelegen haben oder an meiner verkehrten Kopflage, dass ich nicht das Licht der Welt erblicken wollte und erst 12 Tage nach den errechneten Geburtstermin unter erschwerten Bedingungen, aber auf natürlichen Weg, geboren wurde.
Mit der Geburt sah ich als erstes meinen Vati und dann die Intensivstation. Meine Mutti bekam ich erst mehrere Stunden später zusehen. Dies sollte vielleicht Schicksalhaft für mein weiteres Leben sein.
Mit 18 Monaten fiel meinen Eltern, sowohl auch den Ärztinnen meine Entwicklungsstörung auf. Aber es sollte mehrere Jahre dauern bis der Grund hierfür gefunden wurde. Ich bekam recht frühzeitig Therapien verordnet. Ich mag dieses Voita bis heute nicht. Am Anfang konnte ich mich durch sehr große Schreiattacken dagegen währen und erziehlte damit bei meiner Mutter auch entsprechende Wirkung. Aber ich hatte nicht mit meinen Vati gerechnet und der ersten Vater / Kind Kur. Dort erlernte mein Vati das Rüstzeug für die Voitatherapie. Von nun an quälte er mich und dies bis heute mit Voita und Bobattherapie. Eigentlich sind diese Therapien gar nicht so schlimm und Schmerzen erzeugen sie auch nicht, aber unangenehm sind sie trotzdem.
Leider trennten sich meine Eltern als ich 3 Jahre alt war. Von nun an war mein Vati und meine zwei fast erwachsenen Geschwister für mich da. Mein Vati konnte mich immer zum lachen bringen. Er war nach wie vor für mich in der Nacht ab 1 Uhr da und hat sich auch selten bei mir beschwert.
Wieder kam eine Vater / Kind Kur und wieder mußte ich mich den erlernten meines Vatis beugen. Das er hartnäckig war wußte ich aber er ließ sich nicht durch keine einzige Schreiattacke erweichen und das gemeinste war, ich konnte ihn nicht böse sein und lachte anschließend nach jeder Therapie wenn er Faxen machte.
Im Jahr 2001 bekam mein Vati die Diagnose für meine Fehlentwicklung. Rett- Syndrom, was bedeutet dies für uns? So Ratlos sah ich meinen Vati noch nie! Die Telefonrechnung sprengte zu diesen Zeitpunkt unsere Hauskaltskasse.
Erst sprach er mit einer Frau Ziegeldorf und dann mit einen Herrn Mittag. Syndrom hin und Regionalgruppe her aber mein Vati war nicht zufrieden. Frau Ziegeldorf erzählte meinen Vati was das Rett- Syndrom sei und der Herr Mittag wollte eine neue Regionalgruppenaufteilung. Alles gemischt kam daraus die Regionalgruppe Thüringen/ Sachsen zustande. Aber über diese Entstehung berichte ich hier nicht. Nur das mein Vati stolz ist das es nun diese Gruppe gibt.
Mittlerweile scheint die Bärbel Ziegeldorf ein Mitglied unserer Familie zu sein, Vati spricht immer vom verlorenen Sohn und der Herr Mittag muß einer der Häuptlinge sein. Nur die Häuptlingsfrauen kann ich nicht ganz unterscheiden. Bis vor kurzen hieß sie Gudrun und nun Judith. Aber dies ist auch egal, sie stehen oder standen unserer Großfamilie vor.
Nun mache ich aber Schluß, da die Einladungen für das Familienwochenende verschickt werden müssen.
Isabel mit ihren Vati und zwei Geschwistern

Ralf mit :engel_29:

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Hallo Ralfi, :124:
Ich habe den Text aus dem Word-Dokument mal hier rein kopiert! OK?
:blume76: :blume76: Bärbel
 

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Hallo Ralf :124: ,
Du hast die Geschichte von Isabel schön übersetzt! :D
Das muß doch in die nächste Rettland,oder?
 
Liebe Isabel,

da hast Du Deinem Vater aber eine schöne Geschichte zum Übersetzen vorgelegt. Hat er Dichs nochmal durchlesen lassen, bevor er es an uns geschickt hat? Könnt ja sein, dass er hie und da ein bisschen geschummelt hat oder etwas nicht richtig verstanden hatte. Aber so, wie Du über Deinen Vater schreibst, habt ihr vollstes und ein liebevolles Vertrauen zueinander, das merk ich ganz deutlich.

Warum meinst, Du, dass das schicksalhaft war, wie Du zur Welt gekommen bist? Ich glaub nicht, dass das die einzige Rolle spielte, dass Du so eine ganz besondere junge Dame geworden bist. Vielleicht ein bisschen, aber der alleinige Grund war das bestimmt nicht, also gräm Dich deswegen nicht all zu sehr. Manchmal läufts halt nicht so, wie man das will. Du hättest es Dir sicher anders und einfacher gewünscht, und nicht nur Du. Guck mal, mein :engel_29: hatte sich auch ganz viel Zeit gelassen und musste danach tagelang in so einen Glaskasten liegen, weil sie sich einen blöden Infekt eingefangen hatte. Und dann brauchte sie ungefähr eineinhalb Jahre, bis sie diesen Schrecken verdaut hatte. Und dann hatte sies geschafft - Du kannst Dir vorstellen, wie mich das gefreut hatte.

Dein Vater mutet Dir ja so einiges zu, mein lieber Schollie. Dass Dich das nervt, kann ich mir gut vorstellen und auch, dass Du bestimmt schon die Augen rollst, wenn er Dir verkündet: Engelchen, wir gehen wieder zur Kur. Aber weißt, er meint das gut mit Dir und solche Verrenkungen sind ja auch ganz wichtig. Stell Dir mal vor, Du wärst jetzt kein Rett- :engel_29: : Dann müsstest Du Sportwettkämpfe in der Schule durchstehen .. das ist auch nicht immer der Brüller. Oder Du müsstest Klassenarbeiten über Schiller schreiben, weil der hat grad hipp ist ... und Du viel lieber was anders machen würdest. Also Vojta hin, Bobath her, die haben schon ihr Gutes, auch für Dich selbst, auch wenn das für Dich im ersten Moment fürchterlich ätzend ist. Die haben sich schon was gedacht, bei ihren Überlegungen für ihre Turnübungen.

Soso, Dein Vater bekommt also die ganze Häuptlingsgeschichte nicht mehr auf die Reihe. Isabel, was ich nicht verstehe: was meint er mit *verlorenem Sohn*? Ansonsten fand ichs amüsant, dass ich jetzt als Häuptlingsfrau gelte. Mal schauen, ob die Gänse oder Enten bei uns im Anlagensee eine Feder für mich opfern und ich demnächst ein entsprechendes Bild abgebe ... ohne Kriegsbemalung, versteht sich :-)

Sag mal Deinem Papa einen lieben Gruß und lass es Dir gut gehen, gell?
 
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