Ob Yasmin Rett hat? Vieles spricht dafür

Cornelia

Registrierter Benutzer
Guten Tag an ALLE,

meine Tochter Yasmin (20.4.79*) ist wohl eine der Ältesten Sorgenkinder hier. Ein wenig habe ich mich hier eingelesen und kann all die Sorgen und Ängste der jüngeren Eltern nur all zu gut nachempfinden. Ob Yasmin Rett hat weiß ich nicht; viele Diagnosen wurden in den 27 Jahren gestellt, viele Krankheiten hat Yasmin gehabt. Sie ist 5 Wochen zu früh auf die Welt gekommen (1540 g, Apgar 3-5-7), eine Woche war sie im Inkubator dann kam sie ins Wärmebett - für 2 Tage - danach hatte sie ein Atemnotsyndrom. Es folgte die Diagnose "Di-George-Syndrom", das ist eine Fehlbildung der Thymusdrüse in Verbindung mit einem Herzfehler. Später stellte sich heraus, das die Thymusdrüse verkleinert ist und der Herzfehler nur ein offener Ductus Botalli ist (hat sich mit 7 Monaten alleine geschlossen). Dann mit 5 Monaten hatte sie eine Encephalitis mit generalisierten Krampfanfällen. Nach 2 Monaten bangen um Minchens Leben kam sie nach Hause. Auf der Suche nach einem geeigneten Therapieplatz und einer Ärzte Odysee fanden wir ein Therapiezentrum als sie 9 Monate alt war. Es folgten viele Jahre exzessive Therapie (Bobath, Voijta, Musik- und Ergotherapie). Yasmin war hypoton, schlaff wie ein Seidenschal, begann mit Stereotypien, monotonen Handbewegungen und Händekneten/beissen und sie litt immer an Verstopfung. Yasmin hat nicht gelernt zu laufen, aber sie hat bis zu ihrem 7.Lebensjahr gelernt "Mama, Oma, Opa, Anna, hab`n" zu sagen.-- Dann bekam sie Meningoencephalitis durch eine Mittelohrentzündung. - Alles Erlernte war nicht mehr da.- Yasmin hat überlebt- Gott sei Dank. Trotz aller Schwere ist sie ein Sonnenschein und kann durch Gestik und Mimik vielen Menschen sehr viel Freude geben. Inzwischen ist Yasmin, seit dem 11.Lebensjahr lebt sie in einer Wohngruppe, auf einem Auge blind,- sie hat auch eine Schilddrüsenunterfunktion. Seit einem Jahr nimmt die Autoagressivität zu, daß geht so weit, das sie sich sogar die Augen blau schlägt. Zwischendurch hat sie dann ruhigere Phasen, aber ich frage mich oft wie ich ihr helfen kann damit sie sich nicht wieder im Rhytmus der Stereotypien schlägt. Wir wohnen in Hamburg wo es viele Ärzte und Therapiezentren gibt, aber jeder sagt etwas anderes. Der eine sagt "frühkindlicher Hirnschaden" der andere "Autismus", etwas eindeutiges sagt niemand; was Yasmin genau hat ist auch nicht entscheidend, wichtig wäre ein Arzt der ihr hilft damit sie nicht die Schmerzen aufgrund der Verstopfung hat und der etwas gegen die Autoagressionen machen kann. Sie bekommt Risperdal, Meloperon und ein starkes Schmerzmittel (Buscopan). Jetzt habe ich so viel geschrieben, aber es ist so viel...... . Ihr Eltern versteht sicher wie hilflos ich oft bin. Yasmin hat eine kleinere Schwester (Miriam 16 Jahre), die beiden mögen sich sehr.
Liebe Grüße
Cornelia
 
Cornelia schrieb:
... wichtig wäre ein Arzt der ihr hilft damit sie nicht die Schmerzen aufgrund der Verstopfung hat und der etwas gegen die Autoagressionen machen kann.

Hallo Cornelia,

das Problem mit der Verstopfung kennt fast jedes Rett-Mädchen. Zwei gute Mittel dagegen wären Lactulose oder Magnesium. Im Forum unter "Symptome" findest du mehr über das Thema Verstopfung. Auch wenn du die Diagnose sicher stellen möchtest, reicht heute eine Blutprobe für die genetische Untersuchung aus.
Ich wünsche dir alles Gute und weiterhin viel Kraft. :daum3

Liebe Grüsse
 
Liebe Cornelia,

auch wenns Dir nicht primär wichtig erscheint, ob Yasmin das Rett-Syndrom hat - es kann eben doch entspannend sein, wenn Du einen *Knopf* dran machen kannst. Insofern ist der Vorschlag von Ana gar nicht verkehrt. Bei aller Härte, die die Diagnose damals für mich beutete - hatte sie auch etwas Erlösendes. Und ich bekam ein *Werkzeug* in die Hand, mit dem ich weiterarbeiten konnte. Die Grenzen und Möglichkeiten wurden einfach klar.
Falls es Rett ist, würdest Du Dich in einer wunderbaren Großfamilie wiederfinden, in der es viele sehr kompetente Ärzte gibt, bei denen Du nachfragen kannst. Und ganz viele Eltern, die sich wie ein warmes Mäntelchen um Deine Schultern legen.
Zudem hat sich bei uns eine Arbeitsgruppe Erwachsene mit Rett-Syndrom gebildet, die sich der wieder ganz anderen Aufgaben, Sorgen und Nöten zuwendet und stellt.

Zum Thema Verstopfung: Trinkt Yasmin ausreichend? Falls Du dazu weitere Fragen hast, darfst Du gerne anrufen, dann erzähl ich Dir, wie wir damit umgehen.

Alles Liebe und viel Kraft :liebe_133
Judith
 
Liebe Ana, liebe Judith,

vielen Dank für Eure Beiträge zu Yasmin. Es ist richtig wenn Ihr sagt, daß eine klare Diagnose wie ein "Mäntelchen" ist welches man sich umhängen kann; kalt genug wird uns Eltern ja des öfteren. Zur Zeit geht es Yasmin gar nicht gut. Sie weint sehr viel, mag nicht im Rolli sitzen. Die Hausärztin wollte eine Darmspiegelung machen lassen,da Minchen unter Hämorhoiden leidet - aber da diese Untersuchung nicht ohne Risiken ist, habe ich eine Kernspintomographie vorgeschlagen. Bei der Tomographie könnten auch die Hüften und die Wirbelsäule gleich mit betrachtet werden und die Gefahr einer Verletzung wäre ausgeschlossen. Die Ärztin wehrt sich noch dagegen, warum weiß ich auch nicht. Jetzt habe ich Kontakt zu der Neurologin von Yasmin aufgenommen, die die Schmerzmedikation ( 3 x 600mg) erhöht hat. Kennt irgendjemand im Raum Hamburg einen Arzt der richtig gut ist? Yasmin wohnt in HH-Bergedorf und die Arztbesuche sind immer sehr aufwendig, kennt Ihr sicher auch mit Euren Mädchen. Außerdem habe ich einen neuen Rolli in Auftrag gegeben, wahrscheinlich wird die Krankenkasse sich gegen meine Wünsche auflehnen, aber in dem jetzigen hängt Yasmin mehr als das sie sitzt. Früher habe ich gedacht "wenn Yasmin doch erst etwas größer ist", heute kann ich sie nicht mehr tragen. Das Zusammensein mit Minchen ist eine Bereicherung für mich, denn trotz der wenigen Fähigkeiten ist sie ein:engel_18: Manchmal ist alles nur etwas viel.
Liebe Grüße
Cornelia
 
Liebe Cornelia,

gehts den :engel_29: n nicht gut, gehts uns nicht gut - wer von uns kennt das nicht? Und das ist ja auch allzu verständlich.

Bevor eine Schmerztherapie gemacht wird, ist aber auch wichtig herauszufinden, woher die Schmerzen kommen. Da werde ich Dir nichts neues erzählen - es gibt unzählige Situationen, in denen ich Sherlok Holmes spielen musste. Hätte ich das nicht gemacht, wäre meine Tochter in einigen Fällen völlig falsch behandelt worden, weil der Anfangsverdacht überhaupt nicht mit der Diagnose übereinstimmte.

Für eine sehr gute Hilfsmittelversorgung kann ich Dir die Seepark Klinik in Langen-Debstedt empfehlen. Das ist zwar eine Stunde weg von euch, aber der Weg lohnt sich wirklich. Dort gibt es eine Neuroorthopädie mit hervorragenden Ärzten, einer von ihnen, Dr. Diedrichs, hielt letzten Samstag einen Vortrag anlässlich unserer Jahreshauptversammlung - und bekommt jetzt einige Patientinnen dazu :z01:

Kopf hoch - wir sind ja da :liebe_133

Liebe Grüße, Judith
 
Liebe Judith,

vielen Dank für Deinen Tip. Ich werde Kontakt zu der Klinik aufnehmen. Wenn ich hier schreibe, dann nicht weil ich jammern will, sondern um meinem großen kleinen Mädchen zu helfen. Hier bei Euch fühle ich mich verstanden, danke.
Sicher kennt Ihr auch alle das Gefühl der Hilflosigkeit; da ich mich immer alleine um Yasmin gekümmert habe ist mir diese Hilflosigkeit bekannt, aber wenn sie leidet ist das manchmal (allein) kaum tragbar.
Nehme jetzt gleich Kontakt zur Klinik auf.

Danke
Cornelia
 
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