Rett? Ohne bekannten Merkmale?

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Geschrieben von Katja mit Julia am 02. Mai 2004 23:19:08:

Hallo an alle,
meine Tochter(2 1/2 J.) und ich waren vor kurzem in der Uni-Klinik, weil sie immer noch nicht spricht, außer Mama, Papa, Mamam, Danke und Nein.Ich muß aber hinzusagen, daß sie in ihrer eigenen Sprache spricht, und das aber sehr viel, was nur nienmand verstehen kann.Desweiteren griemasiert, was aber nur der Psychologin aufgefallen ist, manchmal hält sie sich auch die Ohren zu und rollt mit den Augen, was aber sehr selten, aber ungewöhlich ist. Was uns aber auch aufgefallen ist, daß sie des öfteren die Arme, Hände, Beine und Füße anspannt. Man könnte fast meinen sie krampft.Dies geschieht oft in Verbindung mit Freude. Sie ist Kindern gegegenüber sehr aufgeschlossen, was man bei Erwachsenen nicht immer behaupten kann. Was ich noch erwähnen sollte,sie kann nicht allein essen, d.h.Julia kann Löffel und Gabel nicht altersgerecht halten.Allerdings ist die Feinmotorik und Grobmotorik altersgerecht.
Ansonsten hat sie bis auf die Sprache eine ganz normale Entwicklung hinter sich. Wegen dieser "Verhaltensauffälligkeiten" hat man uns auf das Rett-Syndrom hingewiesen und gleichzeitig gemeint sie hätte autistische Züge. Ich kann somit nicht viele Merkmale finden, die auf ein Rett-Syndrom hinweisen würden. Wer kann mir aus Erfahrungen sagen, ob ich mir wirklich Gedanken über Rett machen muß? Bin über jede Antwort dankbar! Katja und Julia
 
Geschrieben von Pauline am 28. Mai 2004 20:22:57:

Als Antwort auf: Rett? Ohne bekannten Merkmale? geschrieben von Katja mit Julia am 02. Mai 2004 23:19:08:

Hallo Julia,
erstmal möchte ich Herta in all dem zustimmen, was sie Dir geschrieben hat.
Gleichzeitig möchte ich Dir Mut zusprechen, den Rett-Test zu machen. Zur Erläuterung:
Die Beschreibung Deiner Kleinen entspricht zu 100% der meiner Kleinen. Als sie 20 Monate alt war(2000), wurde uns zu 99,9% garantiert, daß sie Rett hat, auch ein negativer Gen-Test änderte nichts an der Diagnose. Ich bin durch die Hölle gegangen, vor allem, da ich im net nur die frustrierendsten Beispiele fand und sich offensichtlich weder unsere Ärzte, noch die betroffenen Eltern über die große Bandbreite auch bei dieser Behinderung im Klaren waren.
Ein knappes Jahr danach wurde uns garantiert, das Emma kein Rett-Syndrom hat, auch keine late-onset-Variante. Inzwischen ist sie 6 Jahre alt, immer noch nicht diagnostiziert, es hat nie eine Regression gegeben, sie tanzt, hüpft, spricht (wenn auch wenig), ist selbstbewußt und gesund. Falls sie doch irgendeine Variante von Rett haben sollte, so ist es eine so sanfte, daß man sie beinahe mit "Entwicklungsverzögerug" verwechseln könnte.

Ich wünsche Euch das Beste
& may the force be with you
Pauline mit Emma
 
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Geschrieben von Herta am 03. Mai 2004 22:10:32:

Als Antwort auf: Rett? Ohne bekannten Merkmale? geschrieben von Katja mit Julia am 02. Mai 2004 23:19:08:

hallo Katja, hallo Julia,

als ich deine Schilderung über Julia gelesen habe, dachte ich du sprichst von meiner Tochter (heute 5 Jahre). Sofia war auch 2 1/2 Jahre als wir sie im Kinderzentrum München vorstellten, grobmotorisch normal entwickelt, feinmotorisch ca. 1 Jahr hinterher, was schon relativ viel ist, aber mir trotzdem eigentlich erst im Rückblick so richtig bewußt wurde. Besonders auffällig: Sofia hat nicht gesprochen bis auf jede Menge Lautmalerei und Plappern in ihrer eigenen Sprache, die verblüffend echt klang - "ausländisch" wie die Leute oft lachend meinten. D. h. Sofia ahmte die Sprachmelodie und den Rhythmus nach, aber zuordnen konnte ich höchstens 30 Worte, später wurden es auch mal 40. Sofia war immer total aufgedreht und nur in Bewegung, stets am Rennen und Klettern und ich durfte sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen. Autistische Züge hatte sie auch, damals wie heute, aber trotzdem hat sie ihre Kontakte zu Kindern (die mag sie auch sehr gerne) und auch zu Erwachsenen. Das schwierigste war schon immer ihr sehr ungeduldiges Verhalten, ihre hyperaktiven Verhaltensweisen, ihr ständiges Gerenne und Klettern ohne geringstes Gefahrenbewußtsein auch nur im Ansatz.

Kommt dir das alles auch bekannt vor?

Das Rett-Syndrom wurde damals, mit 2 1/2 Jahren - auf mein Nachfragen - klinisch sicher ausgeschlossen. Erst als Sofia mit 3 Jahren (pünktlich zum 3. Geburtstag) ihre beiden Hände immer häufiger zusammenführte und mit den Knetbewegungen begann, veranlasste die genetische Abteilung des Kinderzentrums einen Gentest auf Rett - Treffer!

Gelegentliches Krampfen (eher Überstrecken) der Beine und Arme kenne ich auch von ihr, irgendwann beginnend im Laufe des vierten Lebensjahres und allerdings bis heute nur in sehr milder Form und nicht in Verbindung mit epileptischen Anfällen. Ohren zuhalten - ja da gab es einmal eine Phase, da waren Dinge wie der Staubsauger oder auch nur lautes Sprechen zu viel für Sofia.

Liebe Katja, nicht erschrecken, das heißt noch lange nicht dass deine Tochter auch ein Rett-Mädchen sein muss, aber ganz so abwegig ist es nicht, denn immer öfter werden Mädchen diagnostiziert, die etwas leichter betroffen sind und die man fast nur mit dem Gen-Test sicher zuordnen kann, vor allem in einem sehr jungen Alter. Das Rett-Syndrom sicher auszuschließen fände ich schon angebracht bei Julia.

Und zu deinem Trost, Sofia hat bis heute noch kein bisschen ihres wirklich ungewöhnlichen Geschicks in der Grobmotorik verloren. Was stark eingebrochen ist, ist leider die Handmotorik. Sie knetet sehr viel, immer eigentlich. Aber die Worte sind auch noch da, wenn auch mehr im Hintergrund. Sofia lebt in ihrer eigenen Welt, wirkt aber recht glücklich, liebt Musik, Musik, Musik. Zur Zeit kämpfen wir mit vielen Wutanfällen und ein unduldsames Kind ist sie noch immer.

Du siehst also, mit 2 Jahren kann ein Rett-Mädchen noch sehr untypisch sein, eine klinische Diagnose ist dann oft schwierig. Das spricht aber vielleicht auch für eine relativ milde Verlaufsform, genau wissen wir es natürlich nicht.

Nähere Information über Sofia und ihre Entwicklung findest du auch auf unserer Internetseite http://hometown.aol.de/klarahz/sofia.html

Diese Zeit die du jetzt durchlebst ist sehr belastend, wenn man immer auf der Suche ist nach der Ursache und soviel forscht und hofft und sich ängstigt. Ich war eigentlich ganz erleichtert dann endlich die Diagnose zu haben, obwohl sie sehr schwerwiegend war. Mit Tatsachen kann man ja irgendwie leben, die Ungewissheit ist viel schwieriger, das ist mein Empfinden.
Ich wünsche dir viel Kraft für alles dies und melde dich doch mal wieder.

viele Grüße – Herta und Sofia (*99, RS)
 
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Geschrieben von Katja mit Julia am 12. Mai 2004 22:12:07:

Als Antwort auf: Re: Rett? Ohne bekannten Merkmale? geschrieben von Herta mit Sofia am 12. Mai 2004 22:02:32:

>>hallo Katja, hallo Julia,
>>als ich deine Schilderung über Julia gelesen habe, dachte ich du sprichst von meiner Tochter (heute 5 Jahre). Sofia war auch 2 1/2 Jahre als wir sie im Kinderzentrum München vorstellten, grobmotorisch normal entwickelt, feinmotorisch ca. 1 Jahr hinterher, was schon relativ viel ist, aber mir trotzdem eigentlich erst im Rückblick so richtig bewußt wurde. Besonders auffällig: Sofia hat nicht gesprochen bis auf jede Menge Lautmalerei und Plappern in ihrer eigenen Sprache, die verblüffend echt klang - "ausländisch" wie die Leute oft lachend meinten. D. h. Sofia ahmte die Sprachmelodie und den Rhythmus nach, aber zuordnen konnte ich höchstens 30 Worte, später wurden es auch mal 40. Sofia war immer total aufgedreht und nur in Bewegung, stets am Rennen und Klettern und ich durfte sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen. Autistische Züge hatte sie auch, damals wie heute, aber trotzdem hat sie ihre Kontakte zu Kindern (die mag sie auch sehr gerne) und auch zu Erwachsenen. Das schwierigste war schon immer ihr sehr ungeduldiges Verhalten, ihre hyperaktiven Verhaltensweisen, ihr ständiges Gerenne und Klettern ohne geringstes Gefahrenbewußtsein auch nur im Ansatz.
>>Kommt dir das alles auch bekannt vor?
>>Das Rett-Syndrom wurde damals, mit 2 1/2 Jahren - auf mein Nachfragen - klinisch sicher ausgeschlossen. Erst als Sofia mit 3 Jahren (pünktlich zum 3. Geburtstag) ihre beiden Hände immer häufiger zusammenführte und mit den Knetbewegungen begann, veranlasste die genetische Abteilung des Kinderzentrums einen Gentest auf Rett - Treffer!
>>Gelegentliches Krampfen (eher Überstrecken) der Beine und Arme kenne ich auch von ihr, irgendwann beginnend im Laufe des vierten Lebensjahres und allerdings bis heute nur in sehr milder Form und nicht in Verbindung mit epileptischen Anfällen. Ohren zuhalten - ja da gab es einmal eine Phase, da waren Dinge wie der Staubsauger oder auch nur lautes Sprechen zu viel für Sofia.
>>Liebe Katja, nicht erschrecken, das heißt noch lange nicht dass deine Tochter auch ein Rett-Mädchen sein muss, aber ganz so abwegig ist es nicht, denn immer öfter werden Mädchen diagnostiziert, die etwas leichter betroffen sind und die man fast nur mit dem Gen-Test sicher zuordnen kann, vor allem in einem sehr jungen Alter. Das Rett-Syndrom sicher auszuschließen fände ich schon angebracht bei Julia.
>>Und zu deinem Trost, Sofia hat bis heute noch kein bisschen ihres wirklich ungewöhnlichen Geschicks in der Grobmotorik verloren. Was stark eingebrochen ist, ist leider die Handmotorik. Sie knetet sehr viel, immer eigentlich. Aber die Worte sind auch noch da, wenn auch mehr im Hintergrund. Sofia lebt in ihrer eigenen Welt, wirkt aber recht glücklich, liebt Musik, Musik, Musik. Zur Zeit kämpfen wir mit vielen Wutanfällen und ein unduldsames Kind ist sie noch immer.
>>Du siehst also, mit 2 Jahren kann ein Rett-Mädchen noch sehr untypisch sein, eine klinische Diagnose ist dann oft schwierig. Das spricht aber vielleicht auch für eine relativ milde Verlaufsform, genau wissen wir es natürlich nicht.
>>Nähere Information über Sofia und ihre Entwicklung findest du auch auf unserer Internetseite http://hometown.aol.de/klarahz/sofia.html
>>Diese Zeit die du jetzt durchlebst ist sehr belastend, wenn man immer auf der Suche ist nach der Ursache und soviel forscht und hofft und sich ängstigt. Ich war eigentlich ganz erleichtert dann endlich die Diagnose zu haben, obwohl sie sehr schwerwiegend war. Mit Tatsachen kann man ja irgendwie leben, die Ungewissheit ist viel schwieriger, das ist mein Empfinden.
>>Ich wünsche dir viel Kraft für alles dies und melde dich doch mal wieder.
>>viele Grüße – Herta und Sofia (*99, RS)
>>
>>>Hallo an alle,
>>>meine Tochter(2 1/2 J.) und ich waren vor kurzem in der Uni-Klinik, weil sie immer noch nicht spricht, außer Mama, Papa, Mamam, Danke und Nein.Ich muß aber hinzusagen, daß sie in ihrer eigenen Sprache spricht, und das aber sehr viel, was nur nienmand verstehen kann.Desweiteren griemasiert, was aber nur der Psychologin aufgefallen ist, manchmal hält sie sich auch die Ohren zu und rollt mit den Augen, was aber sehr selten, aber ungewöhlich ist. Was uns aber auch aufgefallen ist, daß sie des öfteren die Arme, Hände, Beine und Füße anspannt. Man könnte fast meinen sie krampft.Dies geschieht oft in Verbindung mit Freude. Sie ist Kindern gegegenüber sehr aufgeschlossen, was man bei Erwachsenen nicht immer behaupten kann. Was ich noch erwähnen sollte,sie kann nicht allein essen, d.h.Julia kann Löffel und Gabel nicht altersgerecht halten.Allerdings ist die Feinmotorik und Grobmotorik altersgerecht.
>>>Ansonsten hat sie bis auf die Sprache eine ganz normale Entwicklung hinter sich. Wegen dieser "Verhaltensauffälligkeiten" hat man uns auf das Rett-Syndrom hingewiesen und gleichzeitig gemeint sie hätte autistische Züge. Ich kann somit nicht viele Merkmale finden, die auf ein Rett-Syndrom hinweisen würden. Wer kann mir aus Erfahrungen sagen, ob ich mir wirklich Gedanken über Rett machen muß? Bin über jede Antwort dankbar! Katja und Julia
>Hallo Herta, hallo Sofia,
>vielen Dank für deine netten Zeilen und deinen Tip bei Sofia mal auf der Homepage nachzusehen.Ich habe eure Seite besucht und mußte feststellen, daß einiges auf Julia zutrifft und einige Dinge wieder nicht. Ich kann von Julia nicht behaupten, daß sie ein anstrengendes Kind ist, daß überall hochklettert und herumrennt. Sie ist ein relativ pflegeleichtes Kind was auch meinen Aufforderungen nachkommt, wenn ich was sage. Das einzige was zur Zeit sehr nervig ist, sind ihre Wutanfälle, wenn es nicht nach ihrer Nase geht. Da wird gebockt,geschrien und getrampelt. Wenn ich dann auf sie zugehe und mit rede, beruhigt sie sich schnell und alles ist vergessen. Was ich bei Julia nicht feststellen konnte, war der verlangsamte Kopfwachstum und Zähne knirschen.
>Daraufhin konsultierte ich die Genetikerin die Julia in der Uni-Klinik untersucht hatte und sie meinte, bei Julia ist das Rett-Syndrom unwahrscheilich, da sie sich bis jetzt normal entwickelt und sie bis heute keine ihr ersichtlichen Behinderungen aufweist. Deshalb wurde auch der Gen-Test bei Julia nicht gemacht. Über diese Nachricht war ich erst einmal unendlich froh, aber trotzdem kann ich manche Übereinstimmungen nicht vergessen. Desweiterten kommt jede Woche eine Frau von der Frühförderung, die sich mit Julia beschäftigt. Auch sie habe ich nach ihrer Meinung über das rett-Syndrom bei Julia gefragt und sie sagte, daß sie bei Julia nicht denkt, daß sie an Rett erkrankt ist, es würde nichts dafür sprechen. Ich bin stellenweise total verunsichert und weiß manchmal nicht was ich denken und glauben soll. Wenn es nach mir gänge, würde ich den Gen-Test machen lassen, anderseits habe ich auch gehört und gelesen, daß der Gen-Test auch negativ sein kann. Was soll man denn da glauben?
>Liebe Grüße von Katja & Julia
>
 
Geschrieben von Herta am 14. Mai 2004 17:31:52:

Als Antwort auf: Re: Rett? Ohne bekannten Merkmale? geschrieben von Katja mit Julia am 12. Mai 2004 22:12:07:

Hallo Katja und Julia,

das stimmt, der Gentest fällt manchmal (genauer gesagt bei 15 - 20 %) negativ aus und trotzdem wird ein klinisches Rett-Syndrom diagnostiziert. Woran das liegen kann und welche weiterführende Methode (eine Art Abwiegen genetischen Materials) daraufhin entwickelt wurde, steht hier auf dieser Homepage ganz genau beschrieben unter http://www.rett.de/forschungsprojekt/0303_bericht.htm
Und auch mit der neuen Methode kann man noch nicht alle Mutationen nachweisen.

>>>Ich kann von Julia nicht behaupten, daß sie ein anstrengendes Kind ist, daß überall hochklettert und herumrennt.<<< Das ist auch keineswegs ein Kriterium FÜR Rett, Sofia ist eben nun einmal so ein Kind OBWOHL sie Rett hat. Ich wollte damit nur sagen, dass es auch ganz untypische Rett-Mädchen geben kann, gerade wenn sie noch sehr jung sind. Und wenn dir noch so viele Leute von der Ärztin bis zur Therapeutin erklären, wie unwahrscheinlich das Rett-Syndrom bei Julia doch sei - bei uns war es genauso!!! Das ganze Kinderzentrum war sich ein halbes Jahr lang einig, dass Sofia AUF GAR KEINEN FALL ein Rett-Mädchen sein kann. Klinisch definitiv ausgeschlossen! Bis zum 3. Geburtstag - dann plötzlich war der Kopf eine Spur zu klein, plötzlich fing Sofia an die Hände oft zusammenzuführen – auf diese richtungsweisenden Symptome hin wurde dann schnell reagiert und der Gentest durchgeführt. Ich muss aber dazu sagen, Sofia hat viel früher schon mit den Zähnen geknirscht, schon vor dem 2. Geburtstag.

Ich kann mir gut vorstellen, wie verunsichert du bist. Es ging mir nicht anders damals. Bei mir war es so, dass ich durch Zufall auf die Beschreibung des Rett-Syndroms gestoßen bin und mich die Internetseite hier immer wieder angezogen hat, fast ein Jahr lang war ich hier die stille Mitleserin, es war ein ganz starkes inneres Gefühl. Sofia hatte soviel Ähnlichkeit mit den hier beschriebenen Mädchen und war gleichzeitig auch ganz anders, es ist schwer zu erklären. Unsere Ärzte und Therapeuten schoben Rett so ganz weit weg und doch habe ich letztendlich recht behalten mit meinem Instinkt.

Das Rett-Syndrom gilt immerhin nach dem Down-Syndrom als die zweithäufigste Ursache für geistige Behinderung bei Frauen, es ist – wie sich seit Einführung des Gentestes herausstellt - doch breiter gestreut als vermutet und wie in älterer Literatur beschrieben.
Es kann natürlich auch etwas ganz anderes sein, aber ich finde nach deiner Beschreibung von Julia und meiner eigenen Erfahrung mit meiner Tochter kann man es nicht klinisch ausschließen nur wegen der guten Motorik. Außerdem kenne ich persönlich noch einige andere Rett-Mädchen die ebenfalls eine erstaunlich gute Motorik habe, Sofia ist also keineswegs ein Einzelfall.

Ich wünsche euch alles Gute und würde mich freuen, zu hören, wie es weiter geht mit Julia´s Diagnose.

Herta und Sofia (*99, RS)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Geschrieben von Katja mit Julia am 12. Mai 2004 22:07:56:

Als Antwort auf: Re: Rett? Ohne bekannten Merkmale? geschrieben von Herta mit Sofia am 12. Mai 2004 22:02:32:

>>hallo Katja, hallo Julia,
>>als ich deine Schilderung über Julia gelesen habe, dachte ich du sprichst von meiner Tochter (heute 5 Jahre). Sofia war auch 2 1/2 Jahre als wir sie im Kinderzentrum München vorstellten, grobmotorisch normal entwickelt, feinmotorisch ca. 1 Jahr hinterher, was schon relativ viel ist, aber mir trotzdem eigentlich erst im Rückblick so richtig bewußt wurde. Besonders auffällig: Sofia hat nicht gesprochen bis auf jede Menge Lautmalerei und Plappern in ihrer eigenen Sprache, die verblüffend echt klang - "ausländisch" wie die Leute oft lachend meinten. D. h. Sofia ahmte die Sprachmelodie und den Rhythmus nach, aber zuordnen konnte ich höchstens 30 Worte, später wurden es auch mal 40. Sofia war immer total aufgedreht und nur in Bewegung, stets am Rennen und Klettern und ich durfte sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen. Autistische Züge hatte sie auch, damals wie heute, aber trotzdem hat sie ihre Kontakte zu Kindern (die mag sie auch sehr gerne) und auch zu Erwachsenen. Das schwierigste war schon immer ihr sehr ungeduldiges Verhalten, ihre hyperaktiven Verhaltensweisen, ihr ständiges Gerenne und Klettern ohne geringstes Gefahrenbewußtsein auch nur im Ansatz.
>>Kommt dir das alles auch bekannt vor?
>>Das Rett-Syndrom wurde damals, mit 2 1/2 Jahren - auf mein Nachfragen - klinisch sicher ausgeschlossen. Erst als Sofia mit 3 Jahren (pünktlich zum 3. Geburtstag) ihre beiden Hände immer häufiger zusammenführte und mit den Knetbewegungen begann, veranlasste die genetische Abteilung des Kinderzentrums einen Gentest auf Rett - Treffer!
>>Gelegentliches Krampfen (eher Überstrecken) der Beine und Arme kenne ich auch von ihr, irgendwann beginnend im Laufe des vierten Lebensjahres und allerdings bis heute nur in sehr milder Form und nicht in Verbindung mit epileptischen Anfällen. Ohren zuhalten - ja da gab es einmal eine Phase, da waren Dinge wie der Staubsauger oder auch nur lautes Sprechen zu viel für Sofia.
>>Liebe Katja, nicht erschrecken, das heißt noch lange nicht dass deine Tochter auch ein Rett-Mädchen sein muss, aber ganz so abwegig ist es nicht, denn immer öfter werden Mädchen diagnostiziert, die etwas leichter betroffen sind und die man fast nur mit dem Gen-Test sicher zuordnen kann, vor allem in einem sehr jungen Alter. Das Rett-Syndrom sicher auszuschließen fände ich schon angebracht bei Julia.
>>Und zu deinem Trost, Sofia hat bis heute noch kein bisschen ihres wirklich ungewöhnlichen Geschicks in der Grobmotorik verloren. Was stark eingebrochen ist, ist leider die Handmotorik. Sie knetet sehr viel, immer eigentlich. Aber die Worte sind auch noch da, wenn auch mehr im Hintergrund. Sofia lebt in ihrer eigenen Welt, wirkt aber recht glücklich, liebt Musik, Musik, Musik. Zur Zeit kämpfen wir mit vielen Wutanfällen und ein unduldsames Kind ist sie noch immer.
>>Du siehst also, mit 2 Jahren kann ein Rett-Mädchen noch sehr untypisch sein, eine klinische Diagnose ist dann oft schwierig. Das spricht aber vielleicht auch für eine relativ milde Verlaufsform, genau wissen wir es natürlich nicht.
>>Nähere Information über Sofia und ihre Entwicklung findest du auch auf unserer Internetseite http://hometown.aol.de/klarahz/sofia.html
>>Diese Zeit die du jetzt durchlebst ist sehr belastend, wenn man immer auf der Suche ist nach der Ursache und soviel forscht und hofft und sich ängstigt. Ich war eigentlich ganz erleichtert dann endlich die Diagnose zu haben, obwohl sie sehr schwerwiegend war. Mit Tatsachen kann man ja irgendwie leben, die Ungewissheit ist viel schwieriger, das ist mein Empfinden.
>>Ich wünsche dir viel Kraft für alles dies und melde dich doch mal wieder.
>>viele Grüße – Herta und Sofia (*99, RS)
>>
>>>Hallo an alle,
>>>meine Tochter(2 1/2 J.) und ich waren vor kurzem in der Uni-Klinik, weil sie immer noch nicht spricht, außer Mama, Papa, Mamam, Danke und Nein.Ich muß aber hinzusagen, daß sie in ihrer eigenen Sprache spricht, und das aber sehr viel, was nur nienmand verstehen kann.Desweiteren griemasiert, was aber nur der Psychologin aufgefallen ist, manchmal hält sie sich auch die Ohren zu und rollt mit den Augen, was aber sehr selten, aber ungewöhlich ist. Was uns aber auch aufgefallen ist, daß sie des öfteren die Arme, Hände, Beine und Füße anspannt. Man könnte fast meinen sie krampft.Dies geschieht oft in Verbindung mit Freude. Sie ist Kindern gegegenüber sehr aufgeschlossen, was man bei Erwachsenen nicht immer behaupten kann. Was ich noch erwähnen sollte,sie kann nicht allein essen, d.h.Julia kann Löffel und Gabel nicht altersgerecht halten.Allerdings ist die Feinmotorik und Grobmotorik altersgerecht.
>>>Ansonsten hat sie bis auf die Sprache eine ganz normale Entwicklung hinter sich. Wegen dieser "Verhaltensauffälligkeiten" hat man uns auf das Rett-Syndrom hingewiesen und gleichzeitig gemeint sie hätte autistische Züge. Ich kann somit nicht viele Merkmale finden, die auf ein Rett-Syndrom hinweisen würden. Wer kann mir aus Erfahrungen sagen, ob ich mir wirklich Gedanken über Rett machen muß? Bin über jede Antwort dankbar! Katja und Julia
>Hallo Herta, hallo Sofia,
>vielen Dank für deine netten Zeilen und deinen Tip bei Sofia mal auf der Homepage nachzusehen.Ich habe eure Seite besucht und mußte feststellen, daß einiges auf Julia zutrifft und einige Dinge wieder nicht. Ich kann von Julia nicht behaupten, daß sie ein anstrengendes Kind ist, daß überall hochklettert und herumrennt. Sie ist ein relativ pflegeleichtes Kind was auch meinen Aufforderungen nachkommt, wenn ich was sage. Das einzige was zur Zeit sehr nervig ist, sind ihre Wutanfälle, wenn es nicht nach ihrer Nase geht. Da wird gebockt,geschrien und getrampelt. Wenn ich dann auf sie zugehe und mit rede, beruhigt sie sich schnell und alles ist vergessen. Was ich bei Julia nicht feststellen konnte, war der verlangsamte Kopfwachstum und Zähne knirschen.
>Daraufhin konsultierte ich die Genetikerin die Julia in der Uni-Klinik untersucht hatte und sie meinte, bei Julia ist das Rett-Syndrom unwahrscheilich, da sie sich bis jetzt normal entwickelt und sie bis heute keine ihr ersichtlichen Behinderungen aufweist. Deshalb wurde auch der Gen-Test bei Julia nicht gemacht. Über diese Nachricht war ich erst einmal unendlich froh, aber trotzdem kann ich manche Übereinstimmungen nicht vergessen. Desweiterten kommt jede Woche eine Frau von der Frühförderung, die sich mit Julia beschäftigt. Auch sie habe ich nach ihrer Meinung über das rett-Syndrom bei Julia gefragt und sie sagte, daß sie bei Julia nicht denkt, daß sie an Rett erkrankt ist, es würde nichts dafür sprechen. Ich bin stellenweise total verunsichert und weiß manchmal nicht was ich denken und glauben soll. Wenn es nach mir gänge, würde ich den Gen-Test machen lassen, anderseits habe ich auch gehört und gelesen, daß der Gen-Test auch negativ sein kann. Was soll man denn da glauben?
>Liebe Grüße von Katja & Julia
>
PS.: Entschuldige bitte, daß ich diesen Eintrag erst unter eurem Namen gesendet habe - habe es so eben richtig gestellt! Sorry
 
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