Schwangerschaft und stressauslösende Angst

Teresa

Member
Hallo!

Es ist nunmehr über ein Jahr verstrichen, seitdem uns die Diagnose "Rett-Syndrom" mitgeteilt worden ist. Wir haben die Herausforderung uneingeschränkt angenommen. Das Leben mit unserem - jetzt dreieinhalb Jahre alten - Engelchen Teresa ist anstrengend. Trotzdem sind wir sehr glücklich mit ihr. Ungeachtet dessen gehen uns gelegentlich Gedanken über stressauslösende Faktoren während der Schwangerschaft durch den Kopf. Diese verlief - wie in den meisten anderen Fällen auch - unkompliziert. In den Rahmen einer insgesamt recht harmonischen Zeit fielen damals jedoch einzelne Ereignisse, die zwar jeweils nur von sehr kurzer Dauer waren, aber große - zum Teil sogar panische - Angst bei meiner Frau Uli um das Leben des damals ungeborenen Kindes auslösten (insbesondere Ringelröteln und Fruchtwasseruntersuchung).
Können andere betroffene Eltern ebenfalls über entsprechende stressauslösende - in die Zeit der Schwangerschaft fallende - Ereignisse berichten? Die Frage lässt uns einfach nicht los! (Ich hoffe, ich bin hier im passenden Forum!)

Beste Grüße

Gerald Best
 
Hallo Gerald,
auch ich hatte damals (kurzfristigen) heftigen Stress, nachdem ein Bekannter sich mein Auto ausgeliehen, in eine andere Stadt gefahren ist, um sich Drogen zu besorgen (hatte ich keine Ahnung davon), im Drogenrausch mit dem Auto einen Unfall verursacht und sich danach um keinerlei Formalitäten gekümmert hatte (Auto konnte weder gefunden noch abgemeldet werden, Polizei, Anzeige wegen Unterschlagung...).
Im Nachhinein habe ich durchaus erkannt, dass dieser Stress eigentlich nicht nötig gewesen wäre, aber damals war ich echt 'durch den Wind' - schlaflose Nächte und Angstzustände...
 
Guten Morgen Gerald,
auch ich kann von akuten Angst bzw Panik in der Schwangerschaft mit Leonie berichten.
In der Zeit der ersten 3 Monate war ich einen Tag total platt..Grippeähnlich und habe meinen WG Mitbewohnern gesagt, dass ich mich kurz hinlege und sie so lange auf meine damals knapp 2 Jährige Gesine aufpassen mögen...ich bin eingeschlafen und wachte durch Hundegebell wieder auf..Über den Hof kam eine ältere Dame, Gesine an der Hand..meine kleine Gesine war von der Frau gerade noch gestoppt worden, als sie über die Hauptstrasse wollte !!!
Meine Mitbewohner waren weggefahren und hatten Gesine zurückgelassen.
Ich bin nach diesem Schock-Ereignis richtig doll krank geworden mit massiven Magenkrämpfen, sodass sogar der Arzt kommen musste.
Bevor wir die Diagnose Rett bekamen habe ich oft gedacht, ob dieses Ereignis nicht die Ursache war und eventuell die Schmerzmittel damals ihren Teil beitrugen.
Liebe Grüße
Dagmar
 
Hallo Gerald und an alle,

tritt die Mutation auf dem rettverantwortlichen Gen, MeCP2, nicht schon bei der Entstehung der Keimzellen auf, spätestens bei der ersten Zellteilung nach Befruchtung oder unmittelbar danach?

Wenn man Stress oder Angst in der Schwangerschaft als mögliche Ursache vermutet, heißt das manchmal auch, Schuldgefühle zu entwickeln. Als Sofia in ihrer Entwicklung auffällig wurde und wir noch keine Diagnose hatten, habe ich ebenfalls die Schwangerschaft und die Babyzeit analysiert und mir wegen vieler Dinge Vorwürfe gemacht. Die Diagnose war auch ein Freispruch von jeder Schuld, eigentlich.

Außer von einer - denn 3 Wochen vor der Befruchtung habe ich ein Antibiotikum eingenommen (die Schwangerschaft war nicht geplant). Zum Zeitpunkt der Befruchtung war das Antibiotikum bereits abgesetzt, aber die ersten Tage der Phase der Eireifung (rückblickend 1 - 2 SSW) sind noch davon betroffen. Da kann ich mir schon eher einen Zusammenhang vorstellen und ein ungutes Gefühl bleibt bei mir zurück :Kratzkopf

viele Grüße - Herta
 
Hallo Gerald und an alle!
Ich habe mir auch oft die Frage gestellt was in der Schwangerschaft mit Sophie schief gegangen ist.Damals habe ich auf einer Station gearbeitet,wo Kinder Knochenmark transplantiert bekommen.Dort gab es so viele Faktoren( Chemotherapie ,Viren u.s.w. ) die einen negertiven Einfluß auf die Schwangerschaft hätten nehmen können,da bin ich aus dem Stress gar nicht mehr rausgekommen.Ich hatte mich nie als eine Mutter gesehen,die ein Kind durch denn Garten rennen sieht oder ein Kind erziehen muß.

Viele Grüße Sabine und Sophie(98)
 
Hallo!

Erstmal herzlichen Dank für die bisherigen Informationen. Mich würde weiter interessieren, in welches konkrete Stadium der Schwangerschaft die fraglichen Ereignisse jeweils fielen. In unserem Falle war es insbesondere der 4. Schwangerschaftsmonat.

Klarstellend möchte ich nur anmerken, dass es mir nicht um eine Auseinandersetzung mit eigenem Fehlverhalten geht, zumal auch für uns die Diagnose "Rett-Syndrom" eine entlastende Wirkung hatte. Deshalb dürfen entsprechende Gedanken keinesfalls mehr mit Selbstvorwürfen verbunden werden.

Aber ich interesse mich weiterhin auch für - außerhalb der Schulmedizin liegende - Erklärungsansätze. Dies jedenfalls vor dem Hintergrund, dass auch nach den Erkenntnissen der Schulmedizin selbst nicht hundertprozentig feststeht, (1.) zu welchem konkreten Zeitpunkt die Mutation auftritt, (2.) weshalb bei ca. 10-20 % der diagnostizierten Fälle die Mutation auf dem MeCP2-Gen nicht nachgewiesen werden kann, (3.) festgestellte Mutationen des Gens sich nicht in allen Fällen gleichermaßen auswirken (es gibt Menschen mit der Mutation, die kaum Auffälligkeiten zeigen) und (4.) der konkrete Ursache-Wirkungszusammenhang zwischen der Genmutation und dem "Rett-Syndrom" schulmedizinisch noch nicht erforscht ist. Im Hinblick darauf sollte man in diesem Zusammenhang alternative Erklärungsansätze nicht von vornherein verwerfen (vgl. nur "Die Gene haben doch nicht das letzte Wort" in ZeitenSchrift 27/2000). Dies muss m.E. jedenfalls dann gelten, wenn solche Erklärungsansätze nicht in einem zwingenden Widerspruch zu gesicherten Erkenntnissen der Schulmedizin stehen.

Deshalb meine Nachfragen!

Liebe Grüße

Gerald
 
Guten Morgen Gerald

Nina ist unser 3. Kind. Ich hatte schon sehr viel Streß während der Schwangerschaft (von Anfang an). Meine beiden Söhne waren zu diesem Zeitpunkt 3 und 5 Jahre.
Ein richtig dramatisches Erlebnis, wie geschildert, hatte ich allerdings nicht.
Ich bin nachts oft panisch wach geworden, weil ich von ganz vielen behinderten Kindern geträumt habe. Das war bei meinen anderen beiden Schwangerschaften nicht der Fall.
Diese Träume hatte ich bei Nina eigentlich die ganze Schwangerschaft durch, immer mal wieder. Ich bin durch den Traum wach geworden und konnte mich kaum beruhigen.

Viele Grüße

Claudia:124:
 
Hallo Gerald,

danke für deine interessanten Ausführungen. So habe ich das noch nicht gesehen, ist aber sehr spannend. Ich bin gespannt, was alle anderen schreiben.

Wie Claudia auch habe ich während der Schwangerschaft den üblichen Stress mit zwei kleinen Kindern in der Familie gehabt, aber nichts was aus der Reihe fiel.

Gruß - Herta :wink:
 
das ist doch schon sehr lange her :Kratzkopf
Es könnte der 4.-5. Monat gewesen sein...
 
Gen-defekt

Der Defekt im Gen muss vor der ersten Zellteilung entstehen. Wenn er bei der 2. oder 3. Zellteilung entsteht ist es Mosaik-Rett (d.h nicht jede Zell hat das defekte Gen).

Männliche Rett-Kinder müssen immer ein Mosaik-Defekt haben oder XXY-Cromosomen.

Ursachen in der Schwanderschaft scheiden als Ursache für Rett aus.
 
Grüße Euch,

ich bin nicht "die" Genetikerin - dafür fehlt mir wiederum ein Gen zum Verständnis, aber:

In der Schwangerschaft gabs, soweit ich mich erinnere, nur Stress mit dem Gynäkologen (Grenzüberschreitungen und Geschmacklosigkeiten). Zudem kauften wir ein altes Haus und begannen mit dem Umbau: ich schleppte Zementsäcke, nicht wissend, dass ich schwanger bin. Traumatische Erlebnisse gabs während der beiden folgenden Schwangerschaften - beim ersten Sohn die Diagnose Rett, beim zweiten Sohn meine erste und letzte Mutter-Kind-Kur.

Was die Genetik anbelangt, so hat mir ein französischer Genetiker von einem eineiigen Zwillingspaar erzählt, das die absolut identische Mutation aufweist. Beide Mädchen entwickeln sich dennocht total unterschiedlich. Das eine ist sehr fit und wach und das andere sehr stark beeinträchtigt. Was viel aussagekräftiger seitens des Genetikers war: Man solle sich davor hüten, aufgrund der Mutationen Vergleiche anzustellen. Oder irgendwelche Prognosen wagen. Das funktioniert einfach nicht. Ob und wann wir jemals Antworten auf all diese Frage bekommen werden - das steht in den Sternen, denke ich. Das Rett-Syndrom ist und bleibt einfach ein Mysterium.
 
Hallo an alle,

ich hab' vor einigen Tagen schon mal hier vorbei geschaut und gedacht: da würdest du gerne zu antworten, aber erstmal die richtigen Worte suchen gehen......
Also, ich denke, es ist der Weg den wir zu gehen haben. Schuld, wer hat Schuld ? Wenn wir erfahren das unser Kind nie so sein wird wie andere Kinder fragen wir uns "warum mein Kind ?" Später erreicht uns die Frage nach der Schuld. Es ist ein Entwicklungsprozeß den wir als Eltern behinderter Kinder durchmachen. Bis wir sagen können "ich akzeptiere es und bin neugierig und offen was die Zukunft bringt".

So habe ich es mit Lina erlebt und Lina hat mich stark gemacht, war ich doch erst 19 als ich mit ihr schwanger war und die Welt war groß und formbar und gehörte uns! Angst hatten wir auch aber wir waren sicher: Wir schaffen alles!!

Jetzt ist Lina 13 und alles wird gut !


Liebe Grüße
 
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