Schwer mehrfach behinderte Kinder fallen durchs Raster

Wie sehen eure Erfahrungen mit den Leuten, die eure Mädchen in der Schule betreuen aus? Ich habe einen ziemlichen Hals auf die meisten Lehrer bei uns in der Schule. Lotte wiegt um die 20 Kilo und ist ca 140 cm groß. Aber jetzt geht es schon seit einer Weil, dass immer wieder die Äußerungen kommen: Lotte kann dies nicht mitmachen, Lotte kann da nicht dabei sei, Lotte ist zu schwer, ich hebe sie nicht mehr, usw. Das kann es doch wohl nicht sein, dass 90 Prozent des Personals wegen Rückenproblemen o.ä. in einer GB Schule nicht in der Lage sind diese Kinder zu fördern. Zum Schwimmen im Therapiebad braucht die Lehrerin drei Leute. Zum therapeutischen Reiten komme ich schon immer mit, da es sonst ausfallen würde. Wobei wir aber ein großes Pferd brauchen, weil ich mit Lotte drauf sitzen muss, da uns die dritte Person zum halten auf der anderen Seite des Pferdes fehlt.
Manchmal denke ich, die haben einfach keine Lust.
Schreibt mal was ihr so erlebt.
 
Schwer mehrfach behinderte Kinder fallen durchs Raster - NICHT IMMER

:) Hallo Jürgen,

das solltet Ihr auf keinen Fall akzeptieren. Ich habe zwar Verständnis für die Rückenprobleme der BetreuerInnen. Trotz allem muss eine Lösung her. 20 Kilo sind ja nun noch nicht die Welt. Was soll das erst später werden! Linda wiegt jetzt 28 Kilo, bis letztes Jahr waren es ebenfalls nur 18/20. Ich bin allein erziehend und muss sie auch tragen und Deine Frau wird es sicher auch machen müssen.

Trotz allem hilft es ja nicht, sich aufzuregen oder zu beschweren, da ist dann das Verhältnis zu dem Betreuungspersonal getrübt und das hilft Lotte nicht :confused: . Warscheinlich habt Ihr das Gespräch schon gesucht, wenn nicht, macht einen Termin mit der Schulleitung, mit der Schulbehörde und besprecht gemeinsam, wie das Problem gelöst werden kann.

In Lindas Klasse arbeiten eine Lehrerin und eine PU (Päd. Unterr.hilfe), die Lehrerin schätze ich auf Mitte 40, die PU ist auf jeden Fall über 50 und letztere ist in erster Linie für Linda zuständig. Aber die meiste Zeit ist jew. ein Zivi in der Klasse. Sicherlich wird auch mir hin und wieder gesagt, dass Linda jetzt langsam zu schwer wird. Aber noch nie wurde sie irgendwohin nicht mitgenommen oder von etwas ausgeschlossen. Auch auf Klassenfahrten ist sie immer dabei. Für mich heißt es, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Die Schulen machen doch meist ein oder zweimal pro Jahr für einen Studientag zu, der letzte Studientag in Lindas Schule wurde dazu genutzt, sich mit Pflege-, Hebetechniken etc. zu beschäftigen. Es kam eine qualifizierte Pflegekraft in die Schule und hat dem Personal Tricks und Kniffe beigebracht. Ich wurde z.B. anschließend gebeten, bei einem neuen Rollstuhl auf bestimmte Dinge zu achten, die dem Betreuunspersonal die Arbeit erleichtern...

Ich hoffe, die Anregungen helfen Euch ein wenig...
Herzliche Grüße
gisela aus Berlin
 
Zuletzt bearbeitet:
Gisela Lopez schrieb:
Ich wurde z.B. anschließend gebeten, bei einem neuen Rollstuhl auf bestimmte Dinge zu achten, die dem Betreuunspersonal die Arbeit erleichtern...

Was waren denn das für Hinweise ?

Ich finde es auch eine Schweinerei, wenn die Betreuer mehr oder weniger aus Beqeumlickeit unsere :engel_18: s nicht richtig betreuen! Das sollte man auf jeden Fall ändern!

Viele Grüße
Ulli
 
Schwer mehrfach behinderte Kinder fallen durchs Raster -wehr dich-

:124: Hallo Jürgen,

schau doch mal in die Rubrik (Meine Geschichte-> Anne) da hab ich Annes Zeugnis mal rein kopiert.
Anne wiegt inzwischen 40 kg :rolleyes: .Wir haben für die Schule einen Lifter angeschafft, der wird aber selten genutzt, da immer ein Zivi oder sonst eine Kraft zusätzlich in der Schulklasse ist. Ein Lifter ist ja auch nicht unbedingt fördernd für das Kind. Die Schulklasse fährt jedes Jahr für eine Woche zur Schulfreizeit. Von wegen Anne ist zu schwer, Anne kann dies nicht, Anne kann das nicht...., gibt´s nicht. Wehr dich :ham: :ham: :ham:
Anne macht (fast) alles was die anderen Kinder machen mit. Die Schulklasse fährt einmal pro Woche zum Schwimmen, Anne hat Schwimmunterricht in der Schule. Egal, Hauptsache sie geht schwimmen. :D
Geht nicht, gibt´s nicht... ;)
Gruß Bärbel
 
Immer nur wehren?

Moin Jürgen

Du sprichst ein Thema an, was mich schon seit Jahren stark belastet und weshalb ich Julia so lange wie möglich in der Integration haben wollte: Kinder wie Julia, die nicht aus sich selbst heraus zeigen können, was sie können und verstehen, werden als blöd angesehen. Sie haben ein bestimmtes Entwicklungsniveau, bei dem nun mal nur Pflege angesagt ist. Pädagogisch ist nur Wahrnehmungsförderung angesagt und so werden sie dann ständig besnoezelt und in therapeutische Zusammenhänge gebracht. Dass man auch mit ihnen leben kann und dass sie etwas lernen können, was uns allen im Zusammenleben hilft: wer kommt denn schon - außer den Eltern - auf diese Idee??
Was mich auch so wütend macht, ist: da stehen für schwerst-mehrfach behinderte Menschen überall andere Personalschlüssel zur Verfügung - aber was kommt dabei raus? Dass andere, sogenannte fittere, Kinder, die ja nun mal eine Chance haben, später im Leben zu bestehen, davon profitieren - da lohnt es sich ja wenigstens ihnen was beizubringen.
Ich möchte hier nicht öffentlich schmutzige Wäsche waschen - aber diese Diskriminierung innerhalb einer besonderen Form der Beschulung (was anderes heißt sonst Sonderschule?) kenne ich auch. Und ich bin sicher, dass viele Eltern hier ähnliche Geschichten erzählen können. Sonderschule heißt bei unseren Kindern oft nur besonders abgeschoben zu sein, weil sie ja so besonders behindert sind. Und das schlimme ist die selbsterfüllende Prophezeiung, die darin liegt.

Was kann helfen?
Klar machen, wieviel Geld diese Einrichtungen für dieses Kind bekommen und den Leistungen gegenüberstellen?
Eine andere Klasse/Einrichtung suchen?
Auf Förderplänen bestehen und schauen wie sie umgesetzt werden?
Eigene Förderpläne in der Gemeinschaft der Rett-Selbsthilfe definieren? (Wir brauchen nicht nur wissenschaftliche Berater, wir brauchen vor allem pädagogische Power!)
Laut werden und diese Situation in großen Medien anprangern?

Ich habe keine Ahnung - und auch bald keine Energien mehr für diese Art von Kämpfen und so wird auch meine Tochter zunehmend in dieser Mühle zerrieben, ihr Verlust an Aufmerksamkeit und Lebendigkeit auf die Behinderung geschoben, bis dass sie wirklich nur noch gepflegt werden kann. Ich will das nicht!! Aber wie lange kann ich noch???

Du schreibst: Manchmal denke ich, die haben einfach keine Lust.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die wirklich motiviert sind mit Julia umgehen können - egal wie groß sie sind, wie stark sie sind - sie finden Lösungen. Julia wiegt jetzt 27 kg. und ist 1,30 groß. Ich habe zwei Betreuerinnen, die ca 1,50 m groß sind und die schaffen es Julia zu pflegen und sie sogar im Rollstuhl (nochmal ca 15 kg.) 6 Stufen zu bewegen: es ist alles eine Frage des Wollens.

Ich lese hier in den Antworten zu Deinem Beitrag lauter hilfreiche Tipps und prima Schilderungen, die Mut machen könnten, wenn sie nicht leider nur noch mehr Frust auslösen würden. Wenn ich aber mit Eltern spreche höre ich oft, dass sie an sehr ähnlichen Problemen knacken oder bereits aufgegeben haben. Und es kann doch auch wirklich nicht unsere Aufagabe sein, uns immer nur zu wehren.

Gruß von der traurigen Angelika
 
Alles für unsere Mädchen tun und sich selbst nicht vernachlässigen...

Hallo Angelika,

kann es sein, dass wir in einer ähnlichen Stimmung / Verfassung sind im Moment? -
Beim Lesen Deiner Zeilen habe ich angefangen, zu heulen und tue es hier beim Schreiben immer noch.

Ich habe mir immer eingebildet, ich wäre in der Lage, trotz behindertem Kind, ein normales Leben zu führen. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch - ich gehe arbeiten, habe Freunde und versuche alles dazu zu tun, dass Linda wie jedes andere Kind auch normal behandelt wird (z.B. nicht wenn ein kühles Lüftchen weht, in eine dicke Jacke gesteckt zu werden... - sie ist nämlich abgehärtet, wird nie krank), versuche die Mitteilungen zw. Betreuungspersonal und Elternhaus vom Thema "sie hat heute schlecht gegessen" und "Linda hatte heute keinen Stuhlgang" wegzubekommen (dazu nutze ich schon seit langem schriftliche Mitteilungsformen, da man natürlich schon wissen muß, ob ausreichend getrunken wurde und ob es Stuhlgang gab).

Wir haben im letzten Jahr in der Schule viel erreicht. Inzwischen sind auch die Lehrerinnen von Linda überzeugt, dass in ihr viel mehr steckt, als sie sich vorstellen konnten. Dazu hat auch Ron Coon (Lindas Kommunkationstherapeut) einiges beigetragen. Voraussetzung dafür war und ist natürlich Engagement. Zwischen den Lehrerinnen und mir das war eine ziemlich verfahrene Kiste, es gab keine bzw. eine gestörte Kommunikation. Ich wollte Linda schon aus der Klasse nehmen, obwohl die beiden die Arbeit des Therapeuten in der Klasse zugelassen hatten und auch unterstützten, konnten sie mir nicht vermitteln, dass sie Linda ernst nehmen.
In einem gemeinsamen Gespräch (Ron Coon war ebenfalls anwesend) und mit zurückhaltender Moderation der Direktorin konnten die Mißverständnisse ausgeräumt werden. Ich bin inzwischen froh, dass ich Linda nicht voreilig aus der Klasse oder sogar der Schule genommen habe.

Diese Sache zeigt aber, dass wir permanent an allen Fronten kämpfen müssen und letztendlich immer allein dastehen. Das ist - wenn wir ehrlich zu uns sind - auch der Nachteil am allein erziehen. Wir können es uns zwar schön reden und sagen, o.k. wir wollen uns schließlich nicht noch um ein weiteres "Kind" kümmern... :rolleyes:. Die Wahrheit ist aber auch, ein Partner, der mitzieht, mit dem man sich über alles unterhalten kann und der einen aus seinem hin und wieder aufkommenden Selbstmitleid heraus holt, würde uns so manches erleichtern.

Das eigentliche Problem ist jedoch, dass es viel zu viele Leute gibt, die einfach ihren Job nicht richtig machen. Ich erwarte von niemandem, dass er immer 100-200 % bringt (auch wenn das von uns immer und von allen Seiten ganz selbstverständlich erwartet wird). Wir verstehen ja, dass jeder auch nur ein Mensch ist und kein immer super funktionierender Automat.

Von einem Sozialarbeiter beim Amt erwarte ich jedoch, dass er seinem Namen gerecht wird und nicht wie ein Verwaltungsfachangestellter handelt.

Von einem Gutachter des MDK erwarte ich, dass er ein medizinisches Gutachten erstellt und nicht ein Schreiben, dass den Eindruck erweckt, es hätte ein Anwalt geschrieben.

Von Sachbearbeitern der KK erwarte ich, dass sie unsere Anträge umgehend bearbeiten.

Von allen zusammen erwarte ich, dass sie bei ihrer Arbeit in erster Linie davon ausgehen, was für unsere Kinder notwendig ist, dass sie sich bewußt machen, dass unsere Kinder viel Zuwendung brauchen, um ein gleichberechtigtes Leben in der Gemeinschaft führen zu können und dass wir dafür Ihrer Unterstützung bedürfen. Sie sollten sich bewußt machen, dass es ihre Arbeitsplätze ohne unsere Kinder gar nicht gäbe und dass nicht wir nach ihrer Pfeife zu tanzen haben, sondern dass wir mit unseren Kindern ihre Kunden sind.

Ich möchte keine Sätze mehr hören wie:
"Sie sind doch eine starke Frau, sie machen das schon."
"Nun stellen Sie mal Ihr Licht nicht unter den Scheffel."
"Tja, Frau López, warum gehen Sie auch (soviel) arbeiten?"
Solche Sätze kommen immer dann, wenn ich mal aufzeige, wo meine Grenzen sind (dass ich z.B. keine gelernte Therapeutin bin und auch nie eine werde, weil meine Stärken wo anders liegen)
Als ich zu verstehen gab, dass wenn die Einzelfallhilfe-Stunden weiter gekürzt würden, ich mich nicht mehr in der Lage sehe, mein Kind zu Hause zu behalten) wurde mir vorgeworfen: ich "würde das Amt erpressen wollen".

Und eben weil viele - leider die Mehrheit - sich dessen nicht bewußt sind, müssen wir ständig ihren Job machen, ihnen erklären, was ihre Aufgabe ist. Dadurch geraten wir natürlich immer in die (auch von uns) ungeliebte Rolle der fordernden, alles haben wollenden, der Gesellschaft auf der Tasche liegenden, die Ämter nervenden... Mütter/Väter, die man am liebsten nur von hinten sieht - oder besser gar nicht.

Meiner Einzelfallhelferin (unserer uns unverzichtbar gewordenen Sonja) wurde gerade vorgestern von meinem Sozialarbeiter gesagt, sie müsse sich von der Mutter abgrenzen. Die Mutter müsse ihr Umfeld mehr mobilisieren. Sie hatte den letzten Hilfebericht abgeliefert und mit ihm über den nächsten Bewilligungszeitraum der Hilfe gesprochen. Sie hat ihn dann gefragt, wen die Mutter den mobilisieren soll, er solle ihr konkret Anlaufpunkte nennen. Ich kann ja mal meine 78jährige Mutter fragen (die seit eineinhalb Jahren keine Niere mehr hat und 3mal wöchentlich zur Dialyse fährt und ihr Leben trotzdem selbständig meistert - und um die ich mich viel zu wenig kümmern kann), oder meine zwei Brüder und meine Schwägerin, die selbst arbeiten gehen. Sonja hat ihn gefragt, an der Tür welches Nachbarn ich den klingeln soll, um ihn zu bitten, sich mit Linda zu beschäftigen, bis ich meine Einkäufe oder die Hausarbeit erledigt habe.

Um zum Ausgangspunkt zurück zu kommen:
Wie erreicht man es, dass man alles notwendige tut, seinem (behinderten) Kind ein lebenswertes, erfülltes Leben zu ermöglichen und selbst dabei nicht vor die Hunde zu gehen, sich von seinen Freunden zu entfernen, weil Zeit/Kraft nicht ausreichen, die Freundschaften zu pflegen. Und: wie schafft man es, trotz all der Belastung, nicht verbittert zu werden?

Ich versuche immer wieder, mir zu vergegenwärtigen, dass wir uns Menschen nicht backen können, wie wir sie gerne hätten, dass sie sich auch nicht für uns ändern werden und dass - wenn wir nicht immer gegen Windmühlen kämpfen wollen, uns nur eine gewisse Gelassenheit hilft. Wir werden immer diejenigen sein, die versuchen, für die anderen, Verständnis zu haben.
Vielleicht hilft uns ja, dass wir wissen: Sie hatten nicht die Chance, solche :engel_18: zu haben und somit auch nicht, Erfahrungen wie wir zu sammeln und dadurch stärker zu werden.

Übrigens: seit gestern nachmittag sind beide Kinder verreist (Linda für drei Wochen ins Ferienlager mit eins-zu-eins-Betreuung durch eine vorher "getestete" liebe Betreuerin und Rosa für 10 Tage in ein KanuCamp) - viel Zeit, zum "auf dumme Gedanken kommen" - darum gehe ich morgen auch wieder arbeiten und habe erst wieder Urlaub, wenn Rosa zurück ist :)

Bis hier liebe - hoffentlich inzwischen nicht mehr ganz so traurige - Angelika,
viele Grüße, ich treffe mich jetzt noch mit meiner Freundin. (inzwischen heule ich nicht mehr)

sei ganz herzlich gegrüßt
 
Unterschiedliche Erfahrungen

Hallo Jürgen,

bei uns sind die Erfahrungen sehr unterschiedlich, was die Schule anbelangt. Allegra ist jetzt in der dritten mittlerweile. In der ersten wurde die geistige Entwicklung sehr gefördert, die Schule hatte den anthroposophischen Ansatz. Das war sehr wichtig für sie und sie hat das auch sehr genossen. Der Nachteil wiederum war, dass fast gar nicht danach geschaut wurde, wie sie sich körperlich entwickelt. Physiotherapie fand höchstens zweimal die Woche statt, zum Schluss organisierte ich noch einen externen Physiotherapeuten, der über die Kasse finanziert wurde. Reiten ging ich privat mit ihr. Gestützte Kommunikation wurde dort abgelehnt vor dem 14. Lebensjahr ... dazu sag ich jetzt lieber nix, sonst reg ich mich auf ;-)
Die zweite Schule war eine Körperbehindertenschule, in der sie zwei Jahre war. Da hielt sich beides die Waage, denke ich. Hier wurde auch die gestützte Kommunikation angebahnt.
In der dritten Schule jetzt ist es ähnlich wie in der zweiten, da kann ich allerdings noch nicht so viel sagen, weil sie erst seit Januar dort ist. Was ich aber sehe ist, dass sie dort sehr aufblüht, fröhlich ist und man sich sehr um sie kümmert. Es kommt dort schon auch vor, dass nicht immer alles und gleich geht, aber ich merke schon, dass sie versuchen, das bestmöglichst zu machen. Gejammert hat da noch nie jemand, ganz im Gegenteil: Ich merk, wie sehr sie sich dort mit den Kindern und Jugendlichen verbinden. Und das ist vielleicht ein Knackpunkt. Wer mir am Herzen liegt, um den kümmer ich mich ganz anders. Sich mit unseren besonderen Kindern zu beschäftigen und sie zu versorgen, das ist eben kein Job, den man so runterreißen kann. Da menschelts einfach auf vielen Ebenen, es gehört eine riesen Verantwortung dazu, kein Tag ist wie der andere. So wie wir das halt auch erleben. Im Grunde können den nur Menschen machen, die selber ganz fest im Leben stehen und stabil sind, weil er eben eine große Herausforderung ist. Ich bin da eher milde geworden mit der Zeit, ausser es passiert irgendetwas. Und auch da hab ich ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. In Schule 1 emfpand ich mich ziemlich ausgegrenzt, da funktionierte der Informationsfluss dürftig, in Schule 2 gabs so ein Tagebuch, über das ich informiert wurde, was über den Tag oder die Woche passierte. In Schule 3 wird sofort angerufen, wenn sie Fieber hat, sich nicht wohl fühlt, etwas passiert ist - oder einfach auch nur so zum Reden. Und da wird sogar gefragt, wie es mir geht.
Wenns Dir nicht gut geht mit der Schule, dann reagier und forder ein. Und überleg Dir gleichzeitig, welchen Kampf Du in welchem Umfang aufnehmen willst. Mir gehts nämlich mittlerweile auch so: Ich kämpf zwar um vieles, was mir für meine Tochter wichtig ist, aber nicht mehr um den Basisstandard. Das würd mich nämlich zu viel Kraft kosten und die brauch ich für unser eigenes Leben.

Grüßzli Judith
 
:liebe_133
Das tut ja richtig gut, die vielen Reaktionen auf das Thema. Es zeigt sich auch hier, dass da unheimlich viele Fassetten sind.
Danke für den Tip mit der Schulung für den Umgang mit den "Schwebi´s". Die Idee war mir auch schon gekommen, da ich von einem Angebot der Kasse gelesen hatte, dass sie solche Schulungen vor Ort machen. Nach den Ferien werde ich das für meine Lieblingslehrer organisieren.
Völlig erstaunt war ich über die Tatsache, dass es einen Kommunikationstherapeuten gibt und dass er in der Schule zum Einsatz kommt. Darüber würde ich gern mehr wissen.
Schreibt weiter das Thema ist heiß! :computer_
 
Kommuniktionstherapeut

Hallo Jürgen,

der Kommunikationstherapeut wurde von meiner Einzelfallhelferin ausfindig gemacht. Die Finanzierung der Therapie haben wir beim Jugendamt beantragt. Sie wurde nach Begutachtung durch den Jugendpsychiatrischen Dienst bewilligt (Rechtsgrundlage SGB VIII, § 27 / 3 Kinder- und Jugendhilfegesetz).

Das der Therapeut in die Schule geht, war meine Idee. Meine Absicht war, die Lehrerinnen zu motivieren, sich mehr mit der Materie auseinanderzusetzen, vom Therapeuten zu lernen und das gelernte im Alltag umzusetzen.

Der Anfang gestaltete sich folgendermaßen:
Der Therapeut war die ersten Monate einmal in der Woche ca. 90 min in der Klasse als stiller Beobachter. Er wollte Linda kennenlernen, er hat immer gefilmt. Die Videoaufnahmen (von meiner lieben Einzelfallhelferin in ihrer Freizeit zusammengeschnittenen) wurden dann von Lindas Bezugspersonen gemeinsam mit dem Therapeuten (in extra Treffen) ausgewertet. Aus seinen und unseren Beobachtungen und Erfahrungen haben wir dann "Lindas Wörterbuch" zusammengestellt. Das heißt, ehe mit Hilfsmitteln gearbeitet wird, sollte erst einmal Lindas "Sprache" (Gestik, Mimik, Körpersprache...) für alle deutlich gemacht werden. Besonders den Lehrerinnen sollte bewußt gemacht werden, dass Linda sehr wohl denkt, "spricht", versteht etc.

Inzwischen arbeitet der Therapeut mit Linda gestützt, gewöhnt sie an Tastatur und PC. Seit Linda merkt, dass ihr gesamtes Umfeld sie ernster nimmt, ist sie viel offener, aufnahmefähiger und noch fröhlicher (als sonst schon) geworden (unter dem Motto: "endlich nehmen die mich ernst")

Genügt Dir das als Anregung? - wenn Du mehr wissen möchtest... oder ich Dir das Wörterbuch schicken soll (als mail-Anhang), gib Bescheid.

herzliche Grüße
gisela aus Berlin
 
Hallo Gisela,
da hätte ich schon sehr Interesse dran. Auch an der Adresse des Therapeuten. Vielleicht kennt er einen Kollegen/in bei uns in der Nähe.
Die Ergebnisse bei euch sind ja klasse, das läßt hoffen.
 
Therapheut

Hallo Jürgen,

hab Dir gerade eine mail geschickt, die Adresse findest Du in der Therapeuten-Datenbank (AAC-Zentrum in Berlin, Ron Coon)

Gruß

p.s. - kann mir hier mal einer erklären, wie man das mit dem Zitieren richtig macht, so dass das Zitat in Blau kommt... - Einmal habe ich es hinbekommen, jetzt nicht mehr - obwohl ich auf "zitieren" gehe... :confused: :confused: :confused:
 
Hallo Ihr,

heute werde ich mich mal wieder selbst zitieren und auf frühere Themen zurückkommen, die zeigen, dass es kaum mal Zeiten gibt, in denen die Dinge über längere Zeit gut laufen. Immer wieder gibt es Situationen, die einen zur Verzweiflung bringen können oder - vielleicht besser - einem zeigen: Alle die Personen, mit denen man es permanent zu tun hat, sind auch nur Menschen und ob es einem paßt oder nicht, man muss sich mit Ihnen arrangieren:

Gisela Lopez schrieb:
:) ...Trotz allem hilft es ja nicht, sich aufzuregen oder zu beschweren, da ist dann das Verhältnis zu dem Betreuungspersonal getrübt und das hilft .... nicht ... macht einen Termin mit der Schulleitung ... und besprecht gemeinsam, wie das Problem gelöst werden kann.

Als ich Euch diese "klugen Ratschläge" gab, dachte ich mal wieder, ich hätte ein Problem gelöst: aber nichts dergleichen. Ich hatte Ende letzten Schuljahres mit der Direktorin und den Lehrerinnen von Linda einen solchen Termin vereinbart, mit dem Ziel einen Klassenwechsel für Linda zu erreichen. Ich hatte das Gefühl, die Chemie zwischen Lehrerinnen und mir stimmt nicht, viele Mißverständnisse...
Dann gab es auf meinen Wunsch hin dieses Gespräch und jede Seite hat mal so alles ausgekippt, was ihr auf der Seele lag. Man möchte Linda unbedingt in der Klasse behalten und man hätte doch schon so viel investiert (Zusammenarbeit mit dem Therapeuten etc.) Tja, dache ich, wenn das so ist - o.k. bleibt Linda wo sie ist... Ich habe mir wirklich einiges davon versprochen. Der Ton zw. uns ist jetzt freundlicher und mein Gefühl ist, die beiden Lehrerinnen sind jetzt zufrieden. In der Arbeit miteinander hat sich jedoch nichts geändert.
Wie hier schon öfter erwähnt, erhält Linda seit Beginn des letzten Schuljahres Kommunikationstherapie. Auf meinen Wunsch geht der Therapeut in die Schule. Ich hatte mir eingebildet, dass die Lehrerinnen mit ihm zusammen arbeiten, von ihm lernen und Linda Stück für Stück aktiver am Unterricht teilnehmen kann. In der Praxis sieht das jedoch so aus, dass der Therapeut mit Linda in einem separaten Raum arbeitet und die Lehrerinnen ihm "Aufgaben" überhelfen. (malen Sie mal mit Linda ein Bild aus, wickeln sie mit Linda Wolle...) - in der Regel Dinge, die jede Hilfskraft für oder mit Linda machen kann. Z.T. läßt er sich darauf ein, um ein gutes Klima zu schaffen - sich kooperativ zu verhalten.

Neulich hatten wir ein Treffen: Therapeut, Lehrerinnen, Einzelfallhelferin und ich. Es sollte eigentlich darum gehen, wie und mit welchem Ziel die Therapie in diesem Schuljahr fortgeführt wird. Die beiden Lehrerinnen saßen da: "Nun zeigen Sie uns mal, wie Sie mit Linda arbeiten" Der Therapeut sollte "vorführen", wie er mit L. arbeitet - "damit Fr. B. das dann auch machen kann". Eigentlich wollten wir ein Gespräch führen (übrigens man hatte uns eine halbe Stunde eingeräumt, wir waren sehr zeitig da, die Lehrerinnen kamen 2 min zu spät und erhielten dann kurz vor Ablauf der halben Stunde (bestellte?) Anrufe. Ich wäre innerlich bald geplatzt :wut:
Herr Coon blieb ganz ruhig (ein KOMMUNIKATIONS-Therapeut eben)



Gisela Lopez schrieb:
:) ...Aber noch nie wurde sie irgendwohin nicht mitgenommen oder von etwas ausgeschlossen. Auch auf Klassenfahrten ist sie immer dabei. Für mich heißt es, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.


im Cafe Rettland hatte ich schon mal von dem Abend mit den beiden Elternversammlungen erzählt.
Sonja, die mich bei Linda vertreten hatte, berichtete mir später die Einzelheiten.
Dazu muss man sagen, dass ich vor Beginn der Versammlung da war, um mich den neuen Eltern vorzustellen und sie kennenzulernen. Ich wollte auch den Lehrerinnen Gelegenheit geben, mit mir Dinge zu besprechen, die Linda betreffen und die anderen eh nicht interessieren. Die Lehrerinnen waren ebenfalls zeitig da. Einige Tage zuvor hatte ich sie informiert (schriftl. in einem netten Brief), dass und warum ich nicht bleiben kann... Vor Beginn der Versammlung waren sie "schwer beschäftigt". Solange ich noch da war, ging es um Elternvertreterwahl (war glaub ich sowieso das wichtigste für sie). Da niemand wollte, erklärte ich meine Bereitschaft, in eines der Gremien zu gehen (jahrelang habe ich mich nirgenwo rein wählen lassen, weil ich dafür eigentlich keine Zeit habe) und dann verabschiedete ich mich.

Über Sonja also teilte man mir dann mit, (unter dem Motto, "da war noch was") dass Linda in diesem Schuljahr kein Therapieschwimmen haben werde und dass sie nicht mit zur Klassenfahrt fahren könne. Nun weiss ich inzwischen mehr über die Hintergründe und kannte auch vorher einige Zusammenhänge. Aber wie würdet Ihr Euch fühlen, wenn man so von jetzt auf gleich, anfängt Euren :engel_29: auszugrenzen?

Mit den Klassenfahrten gibt es seit einigen Monaten in Berlin Schwierigkeiten, da nicht verbeamtete Lehrer nicht mehr fahren dürfen. Das hängt damit zusammen, dass sie die Reisekosten selber tragen müssen. Das machen die meisten unserer angestellten Lehrerinnen zwar gern - aber sie könnten es ja einklagen - später.... Selbst wenn die Eltern sich die Kosten teilen, wird es nicht genehmigt. Eine der beiden Lehrerinnen ist verbeamtet und die andere Angestellte. Eine Lehrerin allein kann natürlich nicht mit acht Kindern fahren (zwei Rollstuhlkinder). Darum gedenkt sie, mit den anderen sechs zu fahren und die "Rollis" bleiben mit der "Angestellten" in der Schule.

Wie auch immer, die beiden können nichts für diese Bestimmungen und es gibt auch Versuche, das Problem berlinweit zu lösen. Mich regt auf, dass man nicht vernünftig mit mir spricht bzw. mit allen Eltern eine gemeinsame Lösung sucht oder sagt, dieses Jahr gibt es eben mal keine Klassenfahrt. Damit kann Linda sicherlich besser leben (und ich auch), als mit einer Ausgrenzung.

Für das Therapieschwimmen gibt es momentan keine ausreichenden Kapazitäten in der Schule. Nur 5 von 12 Kindern (die Bedarf haben) können daran teilnehmen und man hat beschlossen, den Kindern, die neu an der Schule sind und/oder vorher noch kein Schwimmen hatten, die Möglichkeit zu geben, teilzunehmen - ein nachvollziehbarer Grund.

Warum jedoch erklärt man mir das alles erst, nachdem ich schriftlich angefragt habe (ebenfalls per - immer noch - freundlich abgefaßtem Brief). Die Antwort kam übrigens nicht von den Lehrerinnen sondern schriftlich von der Direktorin.

Der Therapeut, meine Einzelfallhelferin und ich sind uns inzw. einig, dass die beiden ihr Ding machen wollen und wenn wir da mitziehen ist das o.k. aber auf unsere Ideen, Bitten, Anregungen einzugehen - nichts. Die machen sich auch keinen Kopf, wie solche Botschaften (s.o.) bei den Eltern ankommen.

Mir kommt schon auch mal die Idee, dass sie Linda vielleicht nur behalten wollten, weil zu diesem Zeitpunkt nur 5 Kinder in der Klasse waren und schon klar war, dass ein Junge die Schule verläßt. Was sie sicher noch nicht wußten: inzw. sind 4 Kinder dazu gekommen und die Klasse ist mit acht Kindern jetzt voll...

Naja, ich habe jedenfalls keine Lust mehr auf diese Art von "Nicht-Zusammenarbeit". Da tröstet es mich auch nicht, dass Linda sich in der Schule wohlfühlt und gemocht wird. Das reicht mir nicht aus. Eigentlich erwarte ich keine Wunder, nur ein offenes und ehrliches Zusammenarbeiten... und perspektivisch: dass die Schule ihre Aufgaben erledigt (mein Kind zu fördern) und ich meine (Mutter sein)

Inzwischen hatte ich schon von meiner Wunschschule geträumt:
vollkommen modernisiert, Therapieschwimmbecken vorhanden, Ergotherapie, regelmäßige Fachkonferenzen zu verschiedensten Themen (u.a. zur Kommunikation), engagierte Direktorin... Wie in der jetzigen Schule auch Ferienbetreuung, Früh- und Späthort-Möglichkeiten. Man hört nur Gutes von dieser Schule. Ich hatte dort angerufen, leider ist im Moment kein Platz für Lindi frei. Vielleicht klappt es ja zum nächsten Schuljahr...

...Ich war gerade so schön entschlossen, das durchzuziehen, wieder einmal um einen Schultransport zu kämpfen z.B. - Den zu bekommen ist in Berlin sehr schwierig, wenn man nicht mit einer Schule im eigenen Stadtbezirk zufrieden ist. Dabei geht es nicht um Entfernungen, manchmal ist die Schule im Nachbarbezirk näher.... (das ist wieder ein anderes Thema)

So, Schnitt hier. (Sonja - Lindis Einzelfallhelferin - ist etwas länger geblieben, weil ich mich hier nicht trennen kann. Jetzt bin ich dran...)
 
Zuletzt bearbeitet:
Es geht auch anders

So jetzt muss ich doch auch mal wieder einen Stautusbericht über Lottes Schulleben geben.
Gisela es tut mir leid, dass bei euch der Verlauf nicht so toll ist.
Lotte ist jetzt in einer neuen Klasse. Auf einmal geht es mit dem Schwimmen ohne Probleme der neue Lehrer hat einen DLRG-Schein und hat von sich aus eine Kollegin bzw. Praktikantin zu Schwimmen dazu genommen. Er sagt, das Lotte doch jetzt in Ihrer Entwicklung soweit sei, dass er Ihr Schamgefühl repektieren müsse und dass das Umziehen und Wickeln doch eine Frau machen muss. Mir ging der Kinnladen runter.
Auf deine Anregung mit dem Wörterbuch kam die Idee Lotte regelmäßig ein großes Namensschild an die Kleidung zu heften, auf dem steht, was sie an dem Tag tolles gemacht hat. So kann sie jeder z.B. aufs Schwimmen ansprechen. Das findet sie ganz toll und freut sich immer riesig.
Auch so scheint sie in dieser Klasse viel besser integriert zu sein. Sie ist immer gut gelaunt und macht mental tolle Fortschritte.
Eine Klassenfahrt ist übrigens diese Jahr auf einmal doch auch wieder möglich!
:D :D :D :hop: :hop: :hop: :hop: :hop: :hop: :hop: :D :D :D
Ich denke das hängt immer mit den Menschen zusammen, die unsere Mädchen fördern. Wie bei uns auch muss die Chemie stimmen.
Hoffentlich stimmts bei euch auch bald wieder.
 
Kinder fallen durchs Raster

Hallo zusammen,

ich habe diese berichte bisher nur gelesen und mich nicht dazu geäußert, weil ich zur Zeit "einen Hals" auf die Schule (Eine Schule für Geistigbehinderte) von Ronja habe, dass mir ziemlich viel entgleist.

Ein Gespräch mit dem Schulleiter gestaltete sich dergestalt, dass er uns auf den Kopf zu sagte, dass für ihn unterstützte Kommunikation "eine Modeerscheinung" ist, die er nur in so weit mitmacht, wie er dazu von seiner Dienstbehörde verpflichtet ist.

Ronja war in den zurückliegenden 6 Jahren in einer besonderen Klasse, wo es nur körper- und Mehrfachbehinderte gab. Klassenfahrten hat sie seit 6 Jahren nicht mehr erlebt.

Der derzeitige Klassenlehrer gesteht offen ein, dass er besser mit "fitten" Kindern umgehen kann und "schiebt" Ronja der sozialpäd. Hilfskraft zu, die dann den Stoff aus dem Unterricht - z. B. "Grillplatzbauen" - mit Ronja allein in der Klasse mit Legosteinen einübt :confused: :confused:

Nach dem Therapeutentreffen gab es ein Gespräch mit den Lehrern aus Ronjas Klasse bei uns zu Hause, bei dem es darum ging, diesen Menschen (ausgenommen der sozialpäd. Hilfskraft) klar zu machen, dass Kommunikatuin mit Ronja möglich ist. Ronja ist jetzt fast 17 Jahre und keiner der bisherigen Lehrkräfte aus der Schule hat sich bisher ernsthaft bemüht, Ronjas Kommunikatuonsmöglichkeiten auszuloten.

Sie wird im Sommer 2006 aus der Schule entlassen - mir fehlen die Kraft und die Mittel, mich mit der Schule zu streiten. Ich weiß nur, dass unserer Ronja in den vergangenen Jahren viel vorenthalten wurde.
- Teils duchr die Unwissenheit von Gila und mir, da wir erst seit 200 die
Diagnose RETT-Syndrom haben und seit 2001 in der Elternhilfe sind
- Vor allem aber duchr die "laxe" Haltung des Lehrkörpers

Ich bin mit meiner Frau unendlich traurig über diese Situation und wir machen uns auch viele Vorwürfe, ob wir etwas falsch gemacht haben. Es ist zur Zeit zum :mussweg: .

Aber sich verstecken und weglaufen ist nicht meine Art.

Ronja hat nun in der Werkstufe ein Praktikum in eine WfBM für 14 Tage. Wir haben uns über die Mitteilung aus der Schule darüber sehr gefreut.

Dann kam die Mitteilung, dass Ronja, da sie in die Fördergruppe gehört, nur an 2 Tagen der Woche in die WfBM kann. Die restliche Zeit des Praktikums wird sie in der Klasse beschult. Auf unsere Nachfrage, warum das so ist, kam vom Klassenlehrer die Antwort, da eine 1 zu 1 Betreuung notwendig und von der WfBM gefordert ist, kann das wegen Personalmangel nicht anders gelöst werden, da insgesamt 20 Personen auf 3 WfBM´s zu verteilen und zu begleiten sind.

Wir fühlen uns schon wieder "abheschoben".

Ein Gespräch mit dem Schulrat wurde von der Sekretärin mit der Bemerkung abgeblockt: "Bitte halten Sie den Dienstweg über den Schulleiter ein."
Einen Schulwechsel, wo bei Ronja die Entlassung in 2006 ansteht, macht unsere Stadt nicht mit. Wir müssten Ronja in einem anderen Kreis beschulen lassen.

Ich bin jetzt emotional so aufgeladen, dass ich hier erst einmal abbreche. Ich kann einfach nicht mehr.
 
Was kommt für Ronja eigentlich nach der Schule? Gibt es bei Euch eine Tagesförderstätte oder etwas Ähnliches? Falls ja: wie ist dort das Klima? Falls nein: wie geht es dann weiter :confused:
Annika hatte in der Schule supergute Betreuerinnen, die eine unglaubliche Zuneigung zu ihr hatten. Auch die Klassenkameraden mochten sie sehr, und Annika freut sich heute noch, wenn sie die Leute sieht :Kissingne
Ich hatte fürchterliche Bauchschmerzen, als sie aus der Schule entlassen wurde und in die Tagesförderstätte gehen musste. Mir gefiel einfach nicht, dass dort ausschließlich Menschen mit sehr schweren Behinderungen betreut werden. Es sind dort nur einzelne Betreute, die sprechen können, und das finde ich bis heute nicht gut.
Doch - wie Jürgen das so gut beschreibt - es steht und fällt alles mit den Leuten, die unsere Mädels betreuen. Und da kann ich das Team in der TAFÖS nur loben :liebe_133
Annika holt sich ihre Ansprache jetzt gezielt von der Betreuern, die auch sehr gut darauf eingehen. Für uns war der Schritt von der Schule zwar schwer aber - im Nachhinein - sehr gut!
 
moin moin Inge,

uns wird der Schritt von der Schule weg sehr leicht gemacht, so nach dem Motto:

ES KANN eigentlich NUR BESSER WERDEN.

Ronja kommt dann in die WfBM in Neumünster. Dort erst einmal in die TAFÖS. Im ersten Jahr dort wird dann geschaut, was sie kann. Evtl. kann sie dann in eine Arbeitsgruppe. Ronja kann noch greifen (Pinzettengriff) ,zeigen, Wolle zupfen, usw.

Na, mal sehen..........

Wir hoffen, dass es auch dort MitarbeiterInnen gibt, die Lust und Interesse haben, mehr über das RETT-Syndrom zu lernen. (z.B. auf weiteren Therapeutentagungen.)

Gruss aus NMS :blume022: :blume022:
 
GWahnfried schrieb:
Ein Gespräch mit dem Schulleiter gestaltete sich dergestalt, dass er uns auf den Kopf zu sagte, dass für ihn unterstützte Kommunikation "eine Modeerscheinung" ist, die er nur in so weit mitmacht, wie er dazu von seiner Dienstbehörde verpflichtet ist.

Hallo!
Nachdem ich grad für die Rhein-Main-Gruppe einen neuen Beitrag eingestellt habe, ist mir gleich Euer Problem wieder eingefallen. Schaut doch auch mal bei ISAAC nach - vielleicht können die Euch ja weiterhelfen!?
Einen schönen Tag :kaffeetri
 
kein schlechtes Gewissen

Hallo Gerhard und Gila, macht euch bitte KEIN SCHLECHTES GEWISSEN, es wird immer so sein, dass man Dinge versäumt, oft weiß man doch gar nicht, wo man mit der Förderung anfangen soll, schaut man eine Stunde auf die Motorik, hat man die "Sprache" vernachlässigt, fördert man dauernd, hat man die Liebe vernachlässigt, aus dem Dilemma kommt man ohnehin nicht raus und für die Bedingungen in der Einrichtung könnt ihr nichts, ihr könnt "nur" kämpfen bis an eure Grenzen, nicht aber darüber hinaus. Und Experte wird man sowieso für seine Kinder, so dass einem die Fachleute oft wie Laien vorkommen. Ich wünsche Euch viel Kraft, aber weg mit dem schlechten Gewissen !!!!!! Liebe Grüße von Bettina (bei anderen redet man sich leicht !!)
 
Danke

für die Hilfe und das Verständnis :blume022: :blume022: :blume022:

Eigentlich bin ich eher der typ, der anderen hilft, aber in dieser situation fühle ich mich selber etwas hilflos, was den umgang mit der schule betrifft.
 
Liebe Gila, lieber Gerhard,

als ich Eure Schilderungen las, war ich traurig und auch wütend zugleich. Ich seh das auch wie Bettina, allerdings sind die Äusserungen und Zustände, die Ihr erlebt, schon etwas zu heftig.

Es scheint ein Glücksfall zu sein, wenn man Einrichtungen findet, in denen es so läuft, wie man sich das für sein Kind wünscht und wo nahezu alles passt. Allerdings sollten grundsätzliche Dinge einfach laufen und selbstverständlich sein, ohne dass man ständig in allen möglichen Bereichen Entwicklungshilfe leisten muss. Unterstützte Kommunikation als Modeerscheinung zu bezeichnen oder nur mit fitteren Kindern umgehen zu wollen lässt schon den Verdacht aufkeimen, dass da jemand am falschen Platz agiert. Und dabei schätze ich Euch nicht so ein, dass ihr überanspruchsvoll seid und mehr verlangt, als möglich ist - eher so, dass Ihr einfach wollt, dass sich Ronja wohlfühlt und so gut gefördert und gefordert wird, wie es für sie gut und richtig und wichtig ist.

Was ich Euch empfehlen kann: Holt Euch Hilfe von aussen, um das zu regeln. Der Kampf auf der Ebene, den Ihr da führen müsstet, der frisst Euch auf Dauer auf. Zum Beispiel den oder die Abgeordnete des Landkreises, oder einen Behindertenbeauftragten, Ronjas Kinderarzt oder Entwicklungsneurologe ... wen auch immer Ihr da habt und kennt. Normalerweise zieht so etwas ganz gut, kein Koch mag es, wenn man in seine Töpfe guckt.
Ich kann Eure Situation sehr gut nachempfinden, mein :engel_29: ist jetzt in der dritten Einrichtung und da merk ich erst, wie es sein kann und soll - und wie es war, bzw. war früher NICHT war. Da wird meine Erfahrung gerne angenommen, einbezogen und umgesetzt, es fließen neue Ideen der BetreuerInnen mit ein, da wird einfach alles dafür getan, dass sich meine Tochter wohlfühlt und Spaß am Leben hat, ohne dass ich ständig hinterher sein muss. Da steht niemand vor mich hin und sagt: Ich hab das aber mit Abschluss gelernt oder studiert, ich weiß das besser - da wird, wenns Fragen gibt, beraten und überlegt. Und zwar gemeinsam - und nur so funktioniert das auch. Das hilft Euch allerdings im Moment nicht weiter, möglicherweise wirds Euch noch elender, wenn ihr das jetzt lest, aber vielleicht macht es Euch auch ein bisschen Mut, dass es anders und besser werden kann, ja muss, und dass es auch Einrichtungen gibt, wo die Menschen mit Herz und Verstand bei den Kindern sind. Das letzte Jahr Schule wird sie dort wohl noch durchstehen müssen, so schnell funktioniert das mit den Wechseln in der Regel ja nicht.

Ich wünsch Euch die Kraft, dass Ihr das zusammen schafft - das halbe Schuljahr ist ja bereits um und vielleicht könnt Ihr Euch schon ein klitzekleines bisschen anfangen darauf zu freuen, dass bald ein neuer Abschnitt kommt, in dem dann hoffentlich vieles ganz schön und gut für Ronja wird.
 
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