Hamburg/Schleswig Holstein Vortrag von Prof.Klaus Dörner vom 16.02.08

Barbara Bloch

Interessierter Benutzer
Am 16.02.08 wurde im Rahmen des Tagestreffens der Regionalgruppe Nord der Nachmittag mit einem Vortrag von Prof. Klaus Dörner und anschließender Diskussion bestritten.
Im Mittelpunkt des Vortrags stand auf Wunsch unserer Gruppe das Thema „alternative Wohnformen und die Mobilisierung nachbarschaftlicher Hilfen“. Einführend beschrieb der Referent den geschichtlichen Hintergrund der Institutionalisierung (Heime) und Professionalisierung der Pflege seit etwa 1880 und die Herausforderung dieses Hilfesystems durch das explosive Wachstum des gesamtgesellschaftlichen Hilfebedarfs in den letzten beiden Jahrzehnten. Das Bröckeln des Heimsystems und die Chance, neue Wohnformen ins Leben zu rufen, macht Prof. Dörner anhand von Beispielen deutlich. In diesem Zusammenhang stellt er einerseits die Bezahlbarkeit der Profileistung und andererseits die Verlagerung auf Leistungen durch Ressourcen aus dem bürgerschaftlichem Engagement nebeneinander und betont das Zusammenwirken von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kräften.
Mit der Abnahme staatlicher Leistungen geht nach Prof. Dörners Diagnose das Phänomen zunehmenden sozialen Engagements seitens der Bürger einher. Mit der Wiederbelebung nachbarschaftlicher Beziehungen entsteht wieder ein „dritter Sozialraum“ zwischen dem rein privaten Bereich und den „großen“ öffentlichen Räumen (Staat, Markt, Massenmedien).
Dieser „dritte Sozialraum“ birgt Möglichkeiten, in dem Modell der „ambulanten Wohnpflegegruppe“ Profileistungen und bürgerschaftliches Engagement wirkungsvoll zu verbinden – wobei Prof. Dörner nicht verschweigt, dass es auch in diesem Rahmen eine Herausforderung darstellt, die Kontinuität und die Qualität der (pflegerischen) Hilfe zu sichern.
Das gilt nicht zuletzt, weil die staatlichen Kostenträger die neuen Wohnformen nur unterstützen, wenn sie kostengünstiger sind als die sog. „vollstationäre Unterbringung“, sprich: die Pflege im Heim. Ohne die von dieser Seite gewünschten Einsparungen zu verschweigen, sieht Prof. Dörner in den neuen Wohngruppen aber vor allem eine Lebensform, in der die bürgerlichen Freiheitsrechte von Menschen mit erhöhtem Pflegebedarf wieder mehr respektiert werden können, als das im Heim möglich ist.

Dieser Vortrag hat für mich als Mutter einer noch recht jungen Rett- Tochter bewirkt, mich mit dem Thema „Wo wird meine erwachsene Tochter wohnen“ mehr zu beschäftigen. Vor allem hat er mich ermuntert, nicht nur ein „Wunschmodell“ für das zukünftige Wohnen meiner Tochter zu erträumen, sondern auch aktiv mitzuwirken, dass der Wunsch eine Umsetzung findet.
Kurzum: ein gelungener Beitrag, von dem wir viel Anregung mit nach Hause nehmen durften.
 
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