ZDF, 37° Dienstag 17.05.05

Bärbel

Moderator
:tv_happy: Hallo,

am Di 17.5. kommt um 22.15 Uhr im ZDF (Reihe 37°)ein Bericht über tiergestütze Therapie von Kindern.
Hedda war früher mal Mitglied in der Elternhilfe und hatte die Verdachtsdiagnose Rett-Syndrom.
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Zitat aus der Seite : http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,1020910,00.html
37 Grad

Menschen hautnah

nächste Sendung:
17.05.05 22:30 Uhr


Wiebke Banse hat Tränen in den Augen - vor Glück. Was sie sieht, hätte sie nicht für möglich gehalten, sagt sie: wie Hedda, ihre 9jährige Tochter, von Therapeuten gestützt, mit ihrem Bruder Hinrich zusammen auf einem Pferd sitzt. Ein bescheidenes Glück, könnte man meinen. Aber Hedda ist an den Rollstuhl gefesselt und die Spastik ihrer Bewegungen nimmt immer mehr zu. Zuerst hatte sie sich normal entwickelt. Aber dann, mit 4 Jahren, hat sie aufgehört, zu laufen; später mit dem Krabbeln, dann mit dem Sprechen und seit einem Jahr will sie auch nicht mehr trinken, wird über eine Sonde ernährt. Kein Arzt, weiß warum, sagen die Eltern. Und sie waren bei Dutzenden von Ärzten, wegen der rätselhaften Krankheit. Sie nun mit ihrem (gesunden) Bruder etwas zusammen tun zu sehen, ist Grund genug für Wiebkes Freude am ersten Tag einer therapeutischen Woche, in der behinderte Kinder Tieren begegnen.

Ort des Geschehens: das "Institut für soziales Lernen mit Tieren", das äußerlich einer Art Bauernhof gleicht und Nutz- bzw. Haustiere aller Art beherbergt: Gänse, Hasen, Esel, Meerschweinchen, Hunde.....bis hin zu Elsbeth, dem Hängebauchschwein. Tiere schaffen es, sagt die Sozialpädagogin und Tierlehrerin Ingrid Stephan, Kinder in tiefen Schichten anzusprechen und an ihrer Seele zu berühren. Welches Tier zu welchem Kind passt, entscheidet sich erst vor Ort, auf Gegenseitigkeit. Die Hoffnung ist, dass die Begegnung in den schwerbehinderten Kindern eine Tür aufstößt: zu mehr Kommunikation, neuem Erleben, positiven Gefühlen. Welches Glück auch nur der kleinste Fortschritt für die Eltern bedeutet, kann kaum einer ermessen, der nicht selbst betroffen ist. Heddas Eltern z.B. sind fast pausenlos mit ihrem Kind beschäftigt. Es ist unmöglich, ihm im Stehen das Gesicht zu waschen, weil Hedda immerzu wegknickt. Eben mal zum Bäcker ? Ein Aufstand: Rollstuhl raus, Kind rein und nach ein paar Minuten alles retour: da dauert das rein und raus länger als der Einkauf. Keinen Augenblick kann man Hedda alleine lassen. Tausend kleine Verrichtungen werden zum täglichen Problem. Am schlimmsten aber: auch zu lächeln, gelingt solchen Kindern oft immer seltener. Sie suchen immer weniger von sich aus den Augenkontakt mit der Mutter oder dem Vater, zeigen ihre Gefühle nicht mehr. Kommt ihre Liebe bei dem Kind überhaupt noch an, fragen sich viele betroffene Eltern. Die Frage ist schlimmer, als alles andere. "Ein Lachen oder ein anderes Zeichen von Hedda", sagt Wiebke, "läßt einen vieles vergessen." Wenn es denn noch gelingt.

Max Braun (5) kam vermutlich schon gehörlos auf die Welt, mit zwei Jahren bekam er eine Hörhilfe implantiert. Ärzte diagnostizierten "frühkindlichen Autismus". Oft saß er stundenlang in seiner Schaukel, blickte nur in sich hinein und lautierte monotonisch vor sich hin. Noch nie hat er ein Wort gesprochen, hat er seine Eltern etwas gefragt. Jetzt beim Reiten fühlt er sich sichtlich wohl, selbstbewusst sucht er aus eigenen Kräften das Gleichgewicht zu halten und lautiert dabei sehr stark. Noch spannender ist der Kontakt mit Nikki, dem Hund. Max entspannt sich zusehends, sucht bald von sich aus den Kontakt zum Tier und macht den Eindruck, als ob er viel erzählen möchte. Als das Team Wochen nach der Therapie Max nochmals zuhause besucht, ist die Überraschung groß: er wirkt viel konzentrierter, macht im Kindergarten Puzzles und ist ganz entzückt, als ihn seine Cousinen mit ihrem jungen Hund besuchen: er geht auf das Tier zu, sucht den Kontakt und will ihm sogar die Leine um den Hals legen. Zwar spricht er noch immer nicht - aber der Wunsch, sich mitzuteilen, ist spürbar: ein Ansatzpunkt vielleicht, dass er das Sprechen doch noch lernt. Die Eltern schöpfen neue Hoffnung.

Noch größer ist die Überraschung bei Lea Nätscher (5). Sie hat "Tuberöse Sklerose" und konnte bislang nur wenige Worte sprechen, lautierte oft mit dem Gesicht zur Wand. Bei der Therapie zeigte sie zunächst sehr viel Angst, ab dem 3. Tag jedoch begann sie, sich sichtlich zu entspannen. Beim Wiedersehen Wochen danach jedoch begegnete das Team einer ganz anderen Lea: in kurzer Zeit hat sich ihr Wortschatz auf 30 Worte erhöht, die das Lautieren immer mehr verdrängen. Die früher häufigen Schreiattacken haben so gut wie ganz aufgehört. Sie ist ruhiger und konzentrierter geworden. Ihre Eltern gehen jetzt jede Woche mit ihr zum Reiten.

So "große" Hoffnungen hegen Heddas Eltern nicht. Es ist schon ein Erfolg, wenn ihr kleiner Körper sich entspannt, wenn die Spastik nachlässt, indem Hedda, mehr oder weniger von der Therapeutin geführt, stumm ein Häschen streichelt. Wenn sie sich einfach ein wenig wohler fühlen kann.

Worauf die Wirkung dieser "tiergestützten Therapie" beruht, weiß man noch nicht genau. Man vermutet, daß die uneingeschränkte Akzeptanz, die Tiere den Kindern entgegenbringen, eine große Rolle spielt und umgekehrt die natürliche Verbundenheit, die Kinder mit Tieren (noch) haben. Sicher ist, so der Sozialpädagoge PD Dr. Erwin Breitenbach von der Uni Würzburg, der die Therapie wissenschaftlich begleitet, dass sie dem behinderten Kind zu einem neuen, bisher brachliegenden Erleben verhelfen, aus dem sich positive Entwicklungen ergeben: häufigere und klarere verbale wie nonverbale Kommunikation, mehr Augenkontakte, häufigerer Ausdruck von Emotionen, bessere Konzentrationsfähigkeit. Bekannt sind solche Erfahrungen schon länger durch die Delphin-gestützte Therapie. Hase, Pony, Hund & Co., das zeigt dieser Film, "können" das auch.

Bigy und Rolf Jost, bekannte Sozial- und Natur-Dokumentaristen haben während der Therapie, sowie davor und danach in den betroffenen Familien gefilmt. In allen drei Fällen handelt es sich um Langzeit-Beobachtungen.

 
Zuletzt bearbeitet:
Sommertreffen am 2. Juli mit tierischen Therapeuten

Hallo Leute!
Wer den Film gesehen hat, hat sicher Interesse an dieser Form der Therapie gefunden. Ich hatte Frau Stephan zu unserem letzten Treffen nach Burgwedel eingeladen. Sie hat einen tollen Vortrag gehalten, so dass ich gleich im Vorfeld unser Sommertreffen in ihrem "Institut" am 2. Juli ab 11 Uhr organisiert habe. Wir werden dort sicherlich haut(fell)nah mehr erfahren. :dogrun:
Wir werden sogar wahrscheinlich in den Genuss der Generalprobe ihres Zirkusses kommen. :gitara:
Also seid gespannt. Es müssen nicht immer Delfine in Florida sein, ein Esel tuts auch. :happy09:
Wer Lust hat zu kommen, möge sich gern bei uns melden. :allrun:
 
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