Entlohnung der Pflege bei Angehörigen

lichtenauer_gerhard

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... wenn ich so was lese, könnte ich nur noch heulen ...
Auch Rotz und Tränen heul!
Ich hab`den Link über "Schwedens Weg der Integration ... Auflösung der Anstalten" (http://www.fdst.de/aktuellesundpresse/imgespraech/integrationschweden/) gleich an alle unsere (Ö) Behindertensprecher, Sozialminister etc. zur Lektüre empfohlen. Steter Tropfen höhlt den Stein - Nie aufgeben!

Ein wichtiges Prinzip aus o.g. Rede zum schwedischen Modell, das uns Eltern besonders betrifft: ... "Dabei behält der Assistenznehmer jedoch das Recht der Auswahl seiner Assistenten, wozu auch seine Eltern, Verwandte oder Freunde gehören dürfen. ..."

Das führt mich zu einem Thema, das von manchen Eltern behinderter Kinder vielleicht nicht ohne Unbehagen offen diskutiert wird: „Sollen Angehörige für Pflege- und Assistenzleistungen an ihren behinderten Kindern (oder anderen Angehörigen) verdienen dürfen?“ ... Unbedingt!

Im Dauerbrenner Kindererziehung steht immer wieder auch die Diskussion um ein „Müttergehalt bzw. Elterngehalt“ im Raum. Davon abgeleitet, müssen wir "Supereltern" die Lebenssituation mit unsren außergewöhnlichen Kindern in diese Diskussion einbringen.
Die Babyphase bzw. Kindheit der uns anvertrauten Menschen dauert nun mal etwas länger, nicht selten lebenslang. Die Einstufung behinderter Menschen als „ewiges Kind“ mag zwar im Sinne der selbstbestimmten Behindertenbewegung nicht der „political correctness“ entsprechen, ist jedoch für viele unserer Kinder eine Realität.

Spätestens ab einem Alter, mit dem Kinder üblicherweise in einen Kindergarten gegeben werden können - so um drei Jahre herum (hier gibt es nationale Unterschiede) - soll es möglich sein, bedarfsdeckende Hilfe zuhause durch AssistentInnen zu bekommen.

Leistungen, die weiterhin durch Eltern oder andere Familienangehörige als bestqualifizierte Experten erbracht werden, sollen selbstverständlich angemessen entlohnt werden. Das wäre nur gerecht! Alles andere, wie es derzeit läuft, ist extrem ungerecht.
Für alle Zweifler und Neider: Eine Obergrenze für diese Einkommensmöglichkeit, eines oder beider Elternteile bzw. weiterer Angehöriger), im Ausmaß eines angemessenen Gehalts, macht Sinn. So ist es z.B. auch beim Schweizer Modellprojekt zur persönlichen Assistenz.

... Ich glaube, ohne Mitarbeit und Begleitung wird es letztlich nicht gehen. Einrichtungen, die dies ablehnen, sind mir suspekt. ...
Das soll natürlich auch für unsere unabdingbare Mitarbeit in Wohngruppen gelten, wenn diese Wohn- und Lebensform in echter Wahlfreiheit gewählt wurde.

Das Verbot indirekter Diskriminierung wird in Deutschland und Österreich noch mit Füssen getreten. Angehörige behinderter Menschen werden gegenüber Angehörigen nichtbehinderter Menschen existenziell extrem benachteiligt.

Unsere "Lebensaufgabe" darf nicht zur Lebens-"Aufgabe" führen!

Wie ist eure Meinung dazu?
 
Ein wichtiges Prinzip aus o.g. Rede zum schwedischen Modell, das uns Eltern besonders betrifft: ... "Dabei behält der Assistenznehmer jedoch das Recht der Auswahl seiner Assistenten, wozu auch seine Eltern, Verwandte oder Freunde gehören dürfen. ..."

Das führt mich zu einem Thema, das von manchen Eltern behinderter Kinder vielleicht nicht ohne Unbehagen offen diskutiert wird: „Sollen Angehörige für Pflege- und Assistenzleistungen an ihren behinderten Kindern (oder anderen Angehörigen) verdienen dürfen?“ ...

Hallo Gerhard,
ich halte es auch für ein Unding, dass die nächsten Angehörigen und Freunde für ihre Leistungen nicht entlohnt werden. Professionelle haben damit überhaupt kein Problem kräftig zuzulangen. Uns Eltern wird schon sehr früh die Kompetenz, unsere behinderten Kinder richtig zu behandeln, abgesprochen. Obwohl wir, wie Du richtig sagst, die eigentlichen Fachleute sind. Und weil wir nicht kompetent sind, brauchen wir für unsere Dienste auch keine Entlohnung.
Und es fragt keiner danach, wen den unsere Kinder für die Pflege und Betreuung überhaupt haben wollen, wo diese stattfinden soll und welche Bedürfnisse sie wirklich haben. Da ist es nicht so weit her mit der Selbstbestimmung. Aber wir Eltern hemmen die erwachsenen Menschen mit Behinderung nach Aussagen von (selbsternannten) Fachleuten ganz enorm in ihrer Entwicklung. Dabei werden sie doch gerade in Einrichtungen gezwungen, sich anzupassen und nach Plan zu funktionieren (mit 30 Jahren um 7h in den Schlafanzug und um 8 h ins Bett).
Wie die Schweden mit behinderten Menschen umgehen, ist wirklich beispielhaft. Gerade weil so viel Wert darauf gelegt wird, dass sie in ihren Gemeinden/Städten leben und nicht zusammengepfercht in Heimen weit weg von zu Hause und gerne auch noch im Industriegebiet,, geht die Gesellschaft auch ganz anders mit ihnen um. Für sie haben Menschen mit Behinderungen in der Öffentlichkeit keinen Seltenheitswert.
Ich stelle hier
noch eine Geschichte über "Auswandern nach Schweden" rein, die mich sehr beeindruckt hat.
Ich glaube im übrigen, dass in Deutschland schon ein Umdenken stattfindet, aber das Einrichtungsträger da sehr blockieren. Es geht ja auch um (doch ordentlich bezahlte und bisher sichere) Arbeitsplätze. Das sich da was ändern würde, sieht man auch an Schweden.

Liebe Grüsse
Rosmarie :blume76:
 
Endlich aus der Vergangenheit lernen, nicht nur ihrer "gedenken"!

Was mir besonders gut gefällt: in Schweden (eigentlich generell in Skandinavien) sind Menschen mit Behinderung ganz normale Mitbürger, die einen höheren Hilfebedarf haben - und diese Hilfe auch bekommen!
Die Menschen haben die Möglichkeit, unter verschiedenen Hilfeformen frei zu wählen, während hier alles "von oben" gesteuert wird und eine intensive Unterstützung mit dem Verweis auf "unverhältnismäßige Mehraufwendungen" abgeschmettert wird. Dies geschieht insbesondere bei Menschen, die nicht in der Lage sind, sich auf die übliche Weise verbal zu äußern.

Beim Schweizer "Pilotversuch Assistenz" werden, wie in Schweden, die Assistenzleistungen von Angehörigen mit gerechtem Lohn gewürdigt und die Geldleistungen für Persönliche Assistenz sind in realistischem Maße angesetzt (siehe mein Posting). Sogar völlig neue Assistenzprojekte in Österreich, wie z.B. in Wien, sind auf extremen, menschenrechtswidrigen Diskriminierungen aufgebaut, als hätte es keinerlei Fortschritte in der Gleichstellungs- Gesetzgebung gegeben ... und niemanden "juckt" das!!!

Das "Persönliche Budget" in Deutschland ist ein guter Beginn in Richtung Wahlfreiheit und Selbstbestimmung, birgt aber auch noch viele Schwächen, wie z.B. die schwere Diskriminierung und existenzielle Benachteiligung von pflegenden Angehörigen und die fehlende Bedarfsdeckung des tatsächlichen individuellen Hilfebedarfs.

Das Kostenargument der "unverhältnismäßigen Mehraufwendungen" ist eine unerträgliche Schande für Deutschland und Österreich - besonders im historischen Kontext von Tiergartenstraße 4 ("T4"), Hadamar und Schloss Hartheim.
 
Sogar völlig neue Assistenzprojekte in Österreich, wie z.B. in Wien, sind auf extremen, menschenrechtswidrigen Diskriminierungen aufgebaut, als hätte es keinerlei Fortschritte in der Gleichstellungs- Gesetzgebung gegeben ... und niemanden "juckt" das!!!

Hallo Gerhard,

"Pflegegeldergänzungsleistung bringt mehr Eigenständigkeit für Menschen mit körperlicher Behinderung"
Diese Aussage weist eindeutig darauf hin, dass das ein Verstoß gegen Europäisches Gemeinschaftsrecht Artikel 13 ist. Deshalb hatte ich meine Petition ja auch noch an das EU-Parlament geschickt - siehe diesen Beitrag: klick. Aber wie ich Dich inzwischen kenne, hast Du das schon gelesen :z01:
 
wobei ich mir fast sicher bin, dass die in dem Vortrag erwähnten Beträge noch versteuert werden müssen, und evtl. müssen auch noch Sozialversicherungen gezahlt werden.

Ja, das stimmt so, die Beträge müssen versteuert werden, egal ob von Eltern oder Professionellen. Aber alleine die Tatsache, dass Eltern solche Ansprüche geltend machen können, zeugt von Wertschätzung, die bei uns vollkommen fehlt.


Liebe Grüsse
Rosmarie :blume76:
 
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Hallo alle zusammen,

ist jetzt schade, dass keine richtige Diskussion zustande gekommen ist.


Liebe Grüsse
Rosmarie :blume76:
 
Wir müssen uns darüber reden trauen, ...

Wir müssen uns darüber reden trauen, egal was Nichtbetroffene darüber denken und mutmaßen mögen. Unser Schweigen darüber wird nur schändlich ausgenützt!
... schade, dass keine richtige Diskussion zustande gekommen ist.
Finde ich auch. Sollte ich damit etwa recht gehabt haben:
... Thema, das von manchen Eltern behinderter Kinder vielleicht nicht ohne Unbehagen offen diskutiert wird ... an ihren behinderten Kindern ... "verdienen" ...
Wir dürfen uns nicht dafür "schämen" für hochprofessionelle und durch niemand zu ersetzende Arbeit, die von unseren Familien im Ausmaß von je bis zu sechs Vollzeit- Arbeitsverhältnissen geleistet wird, bedarfsgerechte Entlastungen, soziale Absicherung und gerechten Lohn zu fordern, womit unsere Existenzgrundlage ausgewogen sein kann und eine angemessene Altersvorsorge enthalten ist.

Was wir imstande sind zu geben, könnte ohnehin nie mit Geld aufgewogen werden. Eine Extrem- Herausforderung bleibt es immer noch, auch wenn sich unsere wirtschaftlichen Verhältnisse verbessern sollten. Ich sage das nach über 18 Jahren Erleben dieser Situation, zusammen mit meiner Frau Charlotte.

Liebe Eltern, die ihr vielleicht erst vor einigen Jahren ungefragt in diese Situation gestellt wurdet, denkt realistisch daran, wie es in 10, 20 oder 40 Jahren aussieht.
Es muß sich gewaltig viel ändern!
... Wir werden als bloße Erfüllungsgehilfen behandelt und WIE NÜTZLICHE IDIOTEN BIS ZUM LETZTEN AUSGEBEUTET!
Durch Verdienstentgang, jahrzehntelange Überlastung und soziale Isolation werden wir häufig in die Armut gedrängt und müssen in einem permanenten Ausnahmezustand "überleben". Derart von der Öffentlichkeit im Stich gelassen, ist eine unerwünschte Heimunterbringung oft der einzige Ausweg. ...
Dies war mein erstes öffentliches Posting und eine Kampfansage, als ich vor zwei Jahren zum offenen Kampf gezwungen wurde. Hier die Fortsetzung.
Wir dürfen uns das nicht mehr gefallen lassen und wir müssen darüber an die Öffentlichkeit!
Liebe Grüße, Gerhard mit Familie
 
Durch Verdienstentgang, jahrzehntelange Überlastung und soziale Isolation werden wir häufig in die Armut gedrängt und müssen in einem permanenten Ausnahmezustand "überleben". Derart von der Öffentlichkeit im Stich gelassen, ist eine unerwünschte Heimunterbringung oft der einzige Ausweg. ...

Hallo Gerhard,

und häufig betrifft es dann die Mütter. Ich kenne jetzt einige Rettmütter, die aufgrund von Krankheit oder/und durch den frühenTod des Ehepartners zum Sozialfall wurden. Die Beitragszahlungen aus der Pflegeversicherung reichen auch bei Weitem nicht aus, um als Alleinstehende(r) im Alter den Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Liebe Grüsse
Rosmarie :blume76:
 
häufig betrifft es dann die Mütter.
Hallo Rosmarie,
du untertreibst etwas. Ich vermute sogar, in etwa 90 % der Fälle wird es die Mütter treffen, beim Rest betrifft es beide Partner, fast nie nur die Väter. Die Scheidungsrate bei Eltern behinderter Kinder liegt bei 80 %, der allgemeine Durchschnitt liegt bei 50-60%. Das ist die Realität. Am schlimmsten sind Alleinerziehende dran.

Unterdrückung, Demütigung und Ausbeutung ziehen sich wie ein roter Faden durch den Behinderten- und Pflegebereich. Das ist nicht nur Diskriminierung der übelsten Art, sondern institutionalisierte Menschenverachtung. Den pflegenden Angehörigen gegenüber ist es Ausbeutung, die jede Sklaverei in den Schatten stellt. Offensichtlich existiert ein breiter öffentlicher Konsens darüber, dieses Unrechtssystem auszunützen, bis es kollabiert.

Wir werden mit Hinweis auf die Verantwortungsgesellschaft durch scheinbare und marginale Unterstützungen billig abgespeist.

Jene, die am Pflege-Markt ihren Unterhalt verdienen, sind die Profiteure dieses unerträglichen Unrechtssystems, obwohl sie nur etwa 20% der Gesamtleistung abdecken.

So darf man uns, vor allem die Mütter nicht behandeln!
 
Hallo alle zusammen,

ist jetzt schade, dass keine richtige Diskussion zustande gekommen ist.


Liebe Grüsse
Rosmarie :blume76:

Hallo Rosmarie, Hallo zusammen!


Vielleicht ist es manchen, die gerne was dazu sagen möchten, zu öffentlich hier?
Obwohl wir wirklich mehr meckern sollten.

Ich finde, es ist nur gerecht, wenn der Pflegende venünftig entlohnt wird.

Vielen von uns ist es doch gar nicht möglich, arbeiten zu können. Man hat doch z. B: gar nicht so viel Urlaub, wie die Kinder Ferien haben, oder krank sind. Das ist schon für viele Eltern von nichtbeh. Kindern ein Spagat. Besonders schlimm sind da allein Erziehende dran!
Soll man seine beh. Kinder dann jedesmal in Kurzzeitpflege geben? Ist ja auch keine wirklich beruhigende Dauer(Not)lösung.

Viele Grüße, Ute
 
Schwierige Themen und das Internet

Hallo zusammen!

Um ein Missverständnis zu vermeiden, möchte ich als erstes betonen: Die ungleiche "Förderung" von ambulanter und stationärer Versorgung in Deutschland funktioniert "natürlich" nur, weil gerade wir pflegende Angehörige uns ausbeuten lassen. Und deshalb haben wir allen Grund zu "meckern" und zwar gerade auch öffentlich.
Trotzdem möchte ich an dieser Stelle zu dem Thema "Bezahlung der pflegenden Angehörigen" nicht viel mehr sagen. Dabei hat meine Zurückhaltung an dieser Stelle, aber auch bei dem verwandten Thema "Und wo bleibe ich" mehrere Gründe, die ich hier nicht alle erläutern kann. Aber einen Grund möchte ich erwähnen: Für mich sind das nämlich Themen, die ich aufgrund ihrer Komplexität ungern in einem Internetforum diskutiere. Dafür finde bzw. fände ich andere Kommunikationswege geeigneter.

Meine Skepsis gegenüber dem Medium "Internet-Foren" in diesem Bereich möchte ich an einem Beispiel, an folgender Aussage von Gerhard, veranschaulichen:
Jene, die am Pflege-Markt ihren Unterhalt verdienen, sind die Profiteure dieses unerträglichen Unrechtssystems, obwohl sie nur etwa 20% der Gesamtleistung abdecken.
Gerhard, willst Du damit im Ernst behaupten, dass vor allem diejenigen, die heute als AltenpflegerInnen, HeilerziehungspflegerInnen oder als Krankenpfleger/-schwester in Krankenhäusern, in Heimen oder in ambulanten Pflegediensten arbeiten, auf Kosten von uns Angehörigen leben? Ich muss zugeben, dass ich diese Behauptung hanebüchen fände. Aber behauptet Gerhard das überhaupt? Und warum fände ich die Behauptung hanebüchen? Schwierige Fragen, die sich in einem Forum nicht leicht beantworten lassen.

Langer Rede, kurzer Sinn: Liebe Rosmarie, Inge, Gerhard und andere aktive Schreiber, seid bitte nicht zu traurig über die relativ geringe Resonanz an dieser Stelle! Hinter diesem Schweigen muss nicht unbedingt Resignation, Scham oder gar Indifferenz stecken.

In diesem Sinne
 
Hallo alle zusammen,

ich verstehe jetzt nicht so ganz, warum dieses Thema nicht öffentlich diskutiert werden sollte.Und wenn da mal etwas mißverständlich geschrieben werden sollte kann man das auch wieder klarstellen. Wir sind Eltern behinderter Kinder und stehen geradezu in der Pflicht, uns öffentlich zu äußern, was diese Themen angeht. Wenn Gespräche nur noch im engsten Kreis von Vorstandschaften usw. stattfinden dürfen, unterscheiden wir uns bald nicht mehr von den großen Behindertenorganisationen und das fände ich sehr, sehr schade.
Überalll, wo es um meine Tochter und die gesamte Pflege- und Betreuungssituation geht, wird gemauert und geschwiegen. Wo um Himmelswillen, sollen wir diese Themen denn behandeln, lieber Gerold?


Liebe Grüsse
Rosmarie :blume76:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vielen von uns ist es doch gar nicht möglich, arbeiten zu können
.

Genau, Ute. Die Pflege und Betreuung unserer Kinder ist ein Full-Time-Job!
Und man muß schon sehr gute Betreuungsmöglichkeiten haben, daß man auch noch seinen Beruf ausüben kann.

Liebe Grüsse
Rosmarie :blume76:
 
Hallo zusammen,

was mich betrifft: Ich habe mich nicht weiter an der Diskussion beteiligt, weil ich mich hier über Wohnformalternativen unterhalten wollte, um Ideen zu sammeln, damit eventuell Modelle entwickelt werden können, die für unsere Mädchen und Frauen zugeschnitten sind.

Und ich stimme Gerold gerne zu: Dass ich mich an dem anderen Thema, das sich überlagernd eingeschlichen hat, nicht beteilige, hat überhaupt nichts mit Resignation zu tun. Ganz im Gegenteil. Ich gehe einfach anders an dieses Thema heran und mit ihm um.
 
Hallo Gerold,
hallo zusammen,
Um ein Missverständnis zu vermeiden, möchte ich als erstes betonen: Die ungleiche "Förderung" von ambulanter und stationärer Versorgung in Deutschland funktioniert "natürlich" nur, weil gerade wir pflegende Angehörige uns ausbeuten lassen.
Viele "alten" Eltern, zu denen ich mich jetzt auch mal rechne (schließlich pflege ich schon fast ein Vierteljahrhundert ;)) haben es noch im Gedächtnis, dass es Pflegegeld vom Sozialamt gab mit allen Nachteilen (Einkommens- und Vermögensprüfung und -grenzen...). Für uns ist es schon ein großer Fortschritt, Geld für die Pflege unserer Kinder zu bekommen ohne einen finanziellen "Offenbarungseid" leisten zu müssen. Das erklärt vielleicht ein Stück weit die Schweigsamkeit der pflegenden Eltern.

Gerhard, willst Du damit im Ernst behaupten, dass vor allem diejenigen, die heute als AltenpflegerInnen, HeilerziehungspflegerInnen oder als Krankenpfleger/-schwester in Krankenhäusern, in Heimen oder in ambulanten Pflegediensten arbeiten, auf Kosten von uns Angehörigen leben? Ich muss zugeben, dass ich diese Behauptung hanebüchen fände. Aber behauptet Gerhard das überhaupt?
:Kratzkopf Da fängt es wieder an: "wir Insider" setzen hier (glaube ich jedenfalls) zu viel Wissen voraus. Ich setze mal einen Link, damit man sich eine Vorstellung machen kann, was häufig abläuft: Sichere Rendite mit Pflegeheimen. Dass diese Rendite hier weder an die Bewohner noch an die ganzen Mitarbeiter geht, ist wohl klar. Meine Erachtens dürfte es bei Pflegeheimen gar keinen (finanziellen) Gewinn geben, sondern ausschließlich Gewinn an Lebensqualität für die Bewohner und die Mitarbeiter.
Und das sind Worte, die ich immer wieder sehr gerne und auch nicht leise in der Öffentlichkeit sage, weil mich die derzeitige Situation einfach stinksauer macht.

was mich betrifft: Ich habe mich nicht weiter an der Diskussion beteiligt, weil ich mich hier über Wohnformalternativen unterhalten wollte, um Ideen zu sammeln, damit eventuell Modelle entwickelt werden können, die für unsere Mädchen und Frauen zugeschnitten sind.

Stimmt, liebe Judith, das hier ist eigentlich ein anderes Thema. Ich werde mal in meiner Eigenschaft als Moderatorin versuchen, es in einen neuen Beitrag abzutrennen. :Knutsch

Edit: ich hab's geschafft! :)
 
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Differenzierungen

Lieber Gerold, liebe Alle,
da müsste ich jetzt weit ausholen, wofür jetzt nicht die Zeit ist. Ich versuche es möglichst kompakt.

Danke Inge, dass du "aufgeräumt" hast und das Thema der Entlohnungs- Gerechtigkeit verselbständigt hast. Von den "Alternativen Wohnformen" ist es jedoch nicht wirklich zu entkoppeln. Es ist mir ein Anliegen, es dennoch in engem Zusammenhang zu beleuchten. In allen wünschenswerten Wohn- und Lebensformen unserer Lieben (mit bedarfsdeckender Assistenz zuhause oder in selbstgewählten Wohngruppen) bleibt mehr oder weniger Verantwortung, Belastung und Arbeit für uns, die objektiviert und versachlicht, in ein gerechteres System übergeführt werden muss, das niemanden ausbeutet.
Die ungleiche "Förderung" von ambulanter und stationärer Versorgung in Deutschland funktioniert "natürlich" nur, weil gerade wir pflegende Angehörige uns ausbeuten lassen. Und deshalb haben wir allen Grund zu "meckern" und zwar gerade auch öffentlich.
Nur zu! Es finden sich leider nur wenige, die es machen. Wie sollen Nichtbetroffene und v.a. auch Politiker Einblick bekommen, wenn nicht durch uns?
Jedes Ausbeutungsverhältnis hat, wie du sagst, zwei Seiten. "Streiken" können wir nicht, das wissen die Ausbeuter. "Auf die Straße gehen" ist auch nicht einfach, außerdem sind wir ein kleiner Haufen mit wenig Verständnis in der öffentlichen Meinung. Aber uns zu vernetzen - uns mitzuteilen: Welche Bewältigungsstartegien wir entwickeln konnten; uns gegenseitig zu vermitteln: Wir sind nicht alleine; Mut zu machen: Nicht mehr zu schweigen - ist mir sehr wichtig. Dazu gibt es zum Glück solche Foren und das Internet.
... Gründe, die ich hier nicht alle erläutern kann. Aber einen Grund möchte ich erwähnen: Für mich sind das nämlich Themen, die ich aufgrund ihrer Komplexität ungern in einem Internetforum diskutiere. Dafür finde bzw. fände ich andere Kommunikationswege geeigneter.
Meine Skepsis gegenüber dem Medium "Internet-Foren" in diesem Bereich ...
Ja, das muss jede(r) für sich entscheiden, wieviel man preisgibt. Grundsätzlich muß uns bewußt sein, dass es absolut keine gesicherte Anonymität gibt, egal was in den Datenschutzerklärungen steht. Das gilt auch für Chatrooms und Mail. Ich bin vom "Fach" und es gibt dazu genügend Beispiele, will dazu aber nicht schon wieder ein neues Thema anfangen ;-) Für mich gilt, dass ich zu allem "was mir über die Tastatur kommt" kein Problem hätte, wenn es veröffentlicht, ungefragt zitiert oder gegen mich zu verwenden versucht würde. Wie jeder das für sich handhabt ist völlig zu respektieren.
Gerhard, willst Du damit im Ernst behaupten, ... Aber behauptet Gerhard das überhaupt?
Das war leider von mir verkürzt und unklar ausgedrückt. Inge hat das schon angedeutet, worum es auch mir geht, einerseits das Geschäftemachen aber auch um aufgeblähte Verwaltungsapparate, unnötige Gremien, Vorstandsetagen, sogenannte Experten usw. Die Personengruppe des Pflegepersonals, welche Gerold angesprochen hat, profitiert in gewissen Sinne auch, dass man uns die Kinder "wegnimmt" nachdem wir ausgebrannt "weggeworfen" werden, mit ihrem Arbeitsplatz. Diese Arbeitsplätze gehen auch nicht verloren, wenn die Ziele von "Daheim statt Heim" zum Greifen kommen. Die Arbeit wird jedoch dann in Wohnformen erbracht, wo und wie die Betroffenen leben möchten. Es wäre ein vielfaches an Arbeitsplätzen zu erschließen, wenn wir nicht mehr ausgebeutet, sondern gerecht entlohnt und bedarfsgerecht entlastet würden.

Das "profitieren" mit gerechtem Lohn für gute und effiziente Arbeit ist für alle wünschenswert, das ist auch für die Angehörigenpflege anzustreben.
Unterbezahltes Pflege- und Betreuungspersonal sind ebenfalls Opfer und Ausgebeutete des Ökonomismus. Die Verbesserung ihrer Situation als unsere Partner muss auch unser Anliegen sein.

Ich danke dir Gerold für die aufmerksame und berechtigte Kritik und hoffe, dass ich mich nun klarer ausgedrückt habe.
Liebe Grüße, Gerhard
 
Kurze Klärungen

Erstens: Lieber Gerhard,
Du hast Deinen Standpunkt hervorragend geklärt. Ich hatte mir auch schon gedacht, dass Du in dieser von mir völlig geteilten Richtung argumentierst. Aber ich habe Deine ursprüngliche Formulierung trotzdem aufgegriffen, um an ihr zu zeigen, wie schnell es zu Missverständnissen kommen kann.

Zweitens: Liebe Rosmarie, lieber Gerhard,
ich fühle mich selbst schon wieder missverstanden, weil meine geäußerte Skepsis vor dem Medium "Internet-Forum" gar nichts mit Scheu vor Öffentlichkeit zu tun hat. Worum es mir geht, markiert aber ein neues Thema. Und das mache ich jetzt im Bereich "Bundesangelegenheiten" unter dem Titel "Wie und wo könn(t)en/soll(t)en wir heiße Themen diskutieren" mit argen Bauchschmerzen auf.
 
Hallo Rosmarie ,hallo alle Anderen!!!
Es ist ganz "einfach" die ZEIT die mir fehlt in Diskussionen wie diese einzusteigen. Nicht nur dieses Thema ist wichtig, es gibt hier im Forum viele Themen (z.B. ..und wo bleibe ich...)die mich interessieren und wo es wichtig wäre das Wort zu erheben, zu trösten, zu ermuntern oder einfach seine Erfahrungen weiter zu geben,..... aber die Zeit. Ich versuche jeden Tag einmal hier im Forum vorbei zu schauen,natürlich aus Interesse aber auch um den Anschluss oder den Überblick nicht zu verlieren. Habe ich dann alles gelesen(oft nur das Wichtige)ruft schon wieder irgendeine andere Pflicht.Auch geht mir das Schreiben per Taste nicht ganz so "locker von den Fingern".
Ich denke vielen anderen "stillen Mitlesern" geht es ähnlich.
Hallo Inge!:wink:
Tut mir leid,habe nichts zum Thema beigetragen,hoffentlich wird mir jetzt nichts abgetrennt :z01:
...Oder doch; Gerold dein Beitrag entspricht in vielen Punkten meine Meinung.
Hille:124:
 
Hallo Hille,
hallo zusammen,

Es ist ganz "einfach" die ZEIT die mir fehlt in Diskussionen wie diese einzusteigen. Nicht nur dieses Thema ist wichtig, es gibt hier im Forum viele Themen (z.B. ..und wo bleibe ich...)die mich interessieren und wo es wichtig wäre das Wort zu erheben, zu trösten, zu ermuntern oder einfach seine Erfahrungen weiter zu geben,..... aber die Zeit.

die fehlende Zeit kann ich gut nachvollziehen. Es ist schon seltsam, dass etwas, das nicht da ist, einen großen Teil unseres Lebens bestimmt :rolleyes:

Was diese und andere Diskussionen aber meiner Ansicht nach zusätzlich oder vielleicht auch maßgeblich hemmt, sind die sehr unterschiedlichen Bedingungen für die Angehörigen von Menschen mit Behinderung.
Während es in der einen Region keine integrativen Kindergärten gibt und behinderte Kinder auch nicht in "normale" Kindergärten aufgenommen werden, sind es in der nächsten Region schlechte Schulbedingungen (zB die Gefahr, dass sehr schwer behinderte Kinder einfach aus den Schulen gedrängt werden); in wieder einer anderen Region gibt es keine Tagesförderung nach der Schule (bedeutet also WfbM oder zuhause bleiben) und andere Eltern haben den Kampf um die Eingliederungshilfe-Wohneinrichtungen. Manche allein erziehenden Mütter/Väter erhalten Einzelfallhilfen, und in anderen Regionen müssen sie sehen, wo sie bleiben.

Die Bedingungen sind also in jedem Bundesland, bei jedem Sozialhilfeträger, bei jedem Sachbearbeiter und bestimmt auch bei jedem Antragsteller anders. Es ist vermutlich sehr schwierig bis unmöglich, hier auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, gegen was wir uns eigentlich am meisten wehren müssen oder - besser gesagt - für was wir am meisten kämpfen sollten.
 
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