Unterdrückung, Ausbeutung und Sklaverei - zu starke Worte?
Hallo Gisela, Ulli, Gerold und alle "Jungen" und "Alten",
da hoffe ich jetzt sehr auf Toleranz, dass mir folgendes nicht krumm genommen wird: Könnte da etwa im Verstehen meiner (zugegeben nicht zimperlichen) Ausdrücke ein Unterschied bestehen, ob die Pflege einige Jahre andauert oder schon mehr als 15 bis 20 Jahre? Das ist jetzt keine repräsentative Statistik aber aus euren "Profilen" scheint mir da so eine Tendenz bemerkbar zu sein.
Ich glaube es gibt auch viele pflegende Menschen (Angehörige, Nahestehende aber auch Professionelle), die in solchen oder ähnlichen Foren bzw. Selbsthilfegruppen gar nicht mehr mitreden wollen oder können, weil sie ausgebrannt und verzweifelt, irgendwann aufgegeben haben und verbittert sind: Pflegeabbruch, Trennungen, Verarmung, "Flucht" in Krankheit oder Sucht bis hin zum Suizid um hier ganz bewußt - wieder drastisch - etwas von der Realität deutlich zu machen.
Ich weiß, es gibt Jahre da geht es halbwegs: Wir sind noch jung und unverbraucht, es gibt genügend Familieneinkommen, die Partnerschaft ist stark, die Liebe zum Kind unendlich, die Entlastungen reichen gerade zum Überleben. Manchmal kommt es ganz dick (Rückschläge, Krankheitszeiten, neue Belastungen) und wir wissen: "Mehr geht nicht!". Und dann kommt aber manchmal doch mehr ...
Ich stehe völlig zu meiner Wortwahl und ringe danach, es noch viel deutlicher, am besten wie mit einem Skalpell, offenzulegen, wie die Mehrheit der (noch) Nichtbetroffenen wegsieht, ignoriert und seitens Politik und Bürokratie sogar bewusst uns als Minderheit und "dumme Idioten" ausbeutet und benachteiligt.
Sklaverei und Leibeigenschaft früherer Jahrhunderte war nicht nur Schinderei und Quälerei (nicht falsch verstehen, ich finde nichts gutes daran). Es bestanden aber Rechte, wie etwa auf Unterkunft, Verpflegung und Entspannung. Ein kluger Gutsherr bemühte sich, die Arbeitskraft seiner Dienstboten aufrecht zu erhalten, indem er dies beachtete.
Pflegende Angehörige werden mit schönen und manchmal auch anerkennenden Worten abgespeist, bis sie nicht mehr können. Dann werden sie "weggeworfen" um dann ihre pflegebedürftigen Angehörigen der kommerziellen Verwertung zuzuführen. ... Ach hätte ich doch noch viel stärkrere Worte!
Viele, die Ihr mich (noch) nicht versteht, werdet mich (leider!) auch mal verstehen, wenn wir nicht unsere und unserer Kinder Bürger- und Menschenrechte unermüdlich aufzeigen und gemeinsam auf ein Solidarisches, benachteiligungsfreieres Hilfesystem für assistenz- und pflegebedürftige Menschen hinarbeiten, das für uns alle mit etwas Lebensqualität (über)lebbar ist.
Alles Liebe, Gerhard