Familienwochenende der Bayern vom 6. – 8. Juli 2007 im Schullandheim Wartaweil am Ammersee
6. Juli 2007 – am Spätnachmittag trafen viele Rett-Familien aus Bayern im Schullandheim Wartaweil (Ammersee) ein. Wir zählten rund 90 Personen, Kinder und Betreuer eingerechnet.
Nach dem ersten gemeinsamen Abendessen im verglasten Speisesaal mit Blick auf den schönen Garten waren einige der kleineren Kinder und Rett-Mädchen schon so müde, dass sie gleich in Bett gebracht wurden. Andere gingen noch nach draußen den Garten erkunden. Mit direktem Zugang zum See. Ein langer Steg führt weit hinaus aufs Wasser, der Wind und die Wellen bieten nicht nur für Rett-Mädchen einen sehr intensiven Sinnesreiz. Zwei mutige junge Männer (unsere Betreuer fürs Wochenende) stürzten sich ins 17 Grad kalte Wasser. Zum Glück tauchten sie gleich wieder auf, es gab keine weiteren Nachahmer mehr, nur Zuschauer.
Ab 20.00 Uhr trafen wir uns alle im Seminarhaus. Das Programm fürs Wochenende wurde vorgestellt und dann wurde der gemütliche Teil des Abends mit gut gekühlten Getränken eingeleitet.
Zwei hauptamtliche Betreuer des Vereins, unser Benjamin und der Chris, (bereits wieder trocken nach ihrem Bad im See) patrouillierten zuverlässig über die Flure der weitläufigen Anlage und kümmerten sich um kleine Engel die nicht schlafen konnten oder holten notfalls die Eltern. Also konnten wir in aller Ruhe ratschen und es uns gut gehen lassen. Wir saßen noch lange im Seminarraum, der Kreis wurde immer kleiner und der feste Kern hielt durch bis nach Mitternacht, denn da gab es noch etwas zu feiern. Sieglinde hatte Geburtstag, die Zahl wird nicht verraten, aber dass es noch um Mitternacht ein Ständchen zum Rotwein gab dürft ihr schon wissen
Am Samstag stießen noch einige weitere Rett-Familien zu uns. Nach dem Frühstück brachten wir bis 10.00 Uhr unsere Rett-Mädchen in die Kinderbetreuung. Eine weitere Betreuerin, Verena, kam zur Unterstützung noch dazu und mit Hilfe unserer großen tüchtigen Geschwister wurden die Rett-Kinder dann versorgt.
Wir Eltern trafen uns im Seminarraum. Helga, Rett-Mutter aber auch Heilpädagogin, hielt ein Referat über Rett-Syndrom und Wasser, Wahrnehmung, Wirkung, Verhaltensregeln, Anwendungsmöglichkeiten, Gefahren, Hilfsmittel und obwohl jeder bestimmt schon mal mit seinem Rett-Kind schwimmen war, erfuhren wir viel Interessantes und Neues.
Der LV Bayern feiert übrigens heuer sein 10jähriges Bestehen - darum erzählte Ulli dann noch einiges über die Geschichte unseres Landesverbandes, von den Anfängen (ein Bild mit Dinosauriern und Flugechsen brachte uns an dieser Stelle sehr zum Lachen), von den ersten Elterntreffen, der Umwandlung der „Untergruppe Bayern-Schwaben“ in den heutigen Landesverband Bayern 1999 und erwähnte auch besonders den allerersten Vorsitzenden Gunther Johannes, der den Verein maßgeblich mit aufgebaut hat, so dass wir heute hier stehen.
Nach dem Mittagessen ging es dann an die praktische Umsetzung unseres neuen Hintergrundwissens über Wasser. Wir fuhren im Konvoi ins nahe gelegene Dießen in ein schönes großes Hallenbad mit warmem Wasser. Nach erfolgreicher Vertreibung der anwesenden Badegäste durch spontanes Umhalsen eines älteren Herrn (Sofia bringt so etwas fertig) und durch andere Methoden (gehobene Lautstärke, fröhliches Kichern und Kreischen) gehörte uns das Wasser nahezu allein.
Spaß und Freude standen an erster Stelle, das kann man aber auch prima mit sinnvollen Übungen verbinden. Helga gab praktische Ratschläge und Hilfestellung. Nach 2 Stunden verließen auch die letzten wasserresistenten Mädchen das Bad und wir fuhren zum Abendessen zurück ins Schullandheim. Jetzt waren einige Mädchen so müde dass sie schon fast beim Essen einschliefen und früh ins Bett gebracht wurden. Der Rest traf sich wieder im Seminarraum zur Siegerehrung der Geschwisterrallye, die nachmittags stattgefunden hatte. 5 Mannschaften mit ziemlich ausgefallenen Namen (oder was haltet ihr von „Die Zahnbürsten“, „Die Handtücher“, „Die Waschlappen“, „Julius-Gruppe“ und „Der FC-Bayern-Fanclub“ – wie sie nur darauf kommen...
) wurden platziert und geehrt. Sie hatten am Nachmittag unter der Führung von Thomas und einigen Helfern eine aufregende Rallye absolviert, da musste einiges über Wartaweil, das Schullandheim, herausgefunden werden, Wasser über einen Hindernisparcours transportiert werden und einiges mehr.
Dies war auch der passende Moment um einen Rückblick auf unser Geschwisterwochenende zu geben, das 3 Wochen zuvor mit Thomas und Florian in der Jugendsiedlung Hochland nahe Bad Tölz stattgefunden hatte. Die fröhliche Stimmung des Wochenendes und die erlebten Abenteuer wurden sehr plastisch vermittelt durch einen kleinen Film mit witzigen Kommentaren und begleitender Musik, man wäre am liebsten selbst dabei gewesen.
Dann wurde es hochinteressant, Ulli gab einen Überblick über den aktuellen Stand der Rett-Forschung. Dr. Bird mit seinen außergewöhnlichen Erkenntnissen über Blockade statt Degeneration der Hirnzellen bei Rett-Mäusen, Dr. Laccone mit seinem Forschungsprojekt zur Proteintherapie, Bericht über den European Workshop Rett-Syndrome in Italien.
Später schichteten wir im Freigelände Feuerholz auf und entzündeten das traditionelle Lagerfeuer zum Bayern-Wochenende. Die Kinder grillten Stockbrot, die Großen stießen mit Sekt nochmals auf Sieglinde an und je dämmeriger es wurde, um so gemütlicher auch das Feuer und die Runde, die immer enger zusammenrückte je mehr schon schlafen gingen. Viele Worte, oder ohne Worte – egal, wir fühlten eine besondere Gemeinschaft.
Am Sonntag, dem Abreisetag, fuhren wir vormittags nach Herrsching am Ammersee und bummelten über die Strandpromenade. Im Gasthaus Alte Post waren mittags Plätze reserviert. So endete unser Wochenende, schön war es.