Inge schrieb:
Ja - genau so funktioniert das bei uns auch, obwohl Annika ihre BIG Macks benutzen
könnte. Aber sie verweigert da recht konsequent die Mitarbeit
.
Ihre Betreuer in der Tafös haben sich da auch schon vergeblich bemüht: mit Handführung die "Toilette"-Taste drücken, bevor sie dorthin gegangen ist. Vor dem Essen die "Hunger"-Taste drücken und vor dem Trinken die "Durst"-Taste.
Aber
- das Mädel
will einfach nicht und wird dann sauer
Ich denke, der Hauptgrund ist, dass Annika es einfach schon seit Jahren gewohnt war, ihre Bedürfnisse durch "Körpersprache" mitzuteilen und diese "Fremdsprache" über die BIG Macks einfach nicht mehr akzeptiert. Und irgendwie mag ich sie da auch nicht zwingen...
Aber - große Ausnahme
- wenn ihre Musik-DVD fertig ist (manchmal auch schon beim letzten Lied) oder wenn das normale Fernsehprogramm läuft drückt bzw. donnert sie auf die "Musik"-Taste
und motzt lautstark
Hallo Inge
Gut zusammengefasst
! Ich habe das schon von einigen Eltern gehört und natürlich erlebe ich das mit Julia auch oft so.
Wie läuft das denn in der Tafös: wahrscheinlich gibt es dort immer zu bestimmten Tageszeiten Essen und Toilettengang? Meine Theorie dazu ist, dass Annika (stellvertretend für die anderen Mädchen) dann vielleicht gar keine Veranlassung hat die Taster zu benutzen
- es läuft ja von selbst. Bei der DVD ist es für sie nicht sicher, dass die DVD wieder angeschaltet wird.
Wir wissen ja, dass die Motivation sehr hoch sein muß, damit die Mädels die "Fremdsprache", benutzen. Das ist auch das Problem, welches ich beim Einsatz der Taster sehe: wenn es so abläuft, wie Du es beschreibst, wird schnell daraus geschlossen, dass das Kind diese Hilfsmittel nicht annimmt. Als Begründung wird dann oft gesagt (aus Faulheit von Dir zitiert)
Ich denke, der Hauptgrund ist, dass Annika es einfach schon seit Jahren gewohnt war, ihre Bedürfnisse durch "Körpersprache" mitzuteilen und diese "Fremdsprache" über die BIG Macks einfach nicht mehr akzeptiert.
Das stimmt ja auch! Schließlich sind es 22 Jahre, die sie damit auskommt.
Hoffentlich führt es aber nicht dazu, mit der UK-Anbahnung aufzuhören, denn das wäre zu kurz gedacht. Die "Körpersprache" betrifft ja nur das, was wir verstehen. Es ist fast logisch, dass die Mädels dafür die alten Muster benutzen (geht ja schließlich schneller, als die Apraxie zu überwinden), aber das, was sie uns erzählen wollen, ihre Fragen und Ängste, das, was wir noch nicht verstehen, dafür brauchen sie eine ständig vorhandene Auswahl und die will erstmal aufgebaut werden.
Aber irgendwann hat man sicherlich auch genug pädagogisch gedacht. Schließlich ist Annika erwachsen. Ich merke jetzt schon, dass Jule das Lernen von mir verweigert - und sie ist erst 13. Neue Symbole probiert sie aber immer wieder aus.
Ich bin auch immer wieder erstaunt, dass meinem Kind in der Schule Religion beigebracht wird, aber kaum Symbole, mit denen sie über ihre Umwelt "reden" kann.
Für den Religionsunterricht bekomme ich die Begründung, dass da ja etwas anderes vermittelt wird. Im Spiel werden die Szenen aus der Bibel nachgespielt, die Kinder haben davon ein gemeinsames Erlebnis und erfahren bestimmte Werte
durch die Interaktion und es ist eine der wenigen Stunden, bei denen alle Kinder der Klasse einbezogen werden (während sie ja sonst in, ihren Behinderungsgraden entsprechenden, Gruppen aufgeteilt sind.).
Was beim Religionsunterricht so nebenbei an Inhalten vermittelt wird, dass wäre für die Kommunikation auch wichtig: so nebenbei
Symbole anbieten, die auch zur Verfügung stehen.
Sind in der Tafös noch mehr Leute, die BIG Macks benutzen, um zu sagen, dass sie auf die Toilette gehen oder Essen haben wollen? Oft spielt es auch eine Rolle, ob das ein allgemein benutzte Fremdsprache ist. In der UK empfiehlt man den modellhaften Einsatz der Hilfsmittel: also sinngemäß: wenn die Bertreuerin selbst auf die Toilette geht, dann benutzt sie auch den Taster.
Und irgendwie mag ich sie da auch nicht zwingen...
Bloß nicht !!
Ich denke es reicht nur anzubieten, ein paar Mal den Zusammenhang zu erklären und darauf vertrauen, dass sie es versteht. Ob sie es versteht, wird sie zeigen, wenn die Motivation groß genug ist, damit das Gehirn nicht dazwischen funkt (s. DVD.).
Hast Du solche Erfahrungen auch gemacht?
Lieben Gruß von Angelika