Ihr Lieben,
hier nun mein vorläufiger Abschlussbericht, da Allegra am Samstag wieder in ihre Wohngruppe zieht.
Die drei Wochen zuhause hatten es in sich - es gab bessere und es gab schlechtere Tage (eine gewaltige Herauforderung für meine Nerven), das Hauptproblem war die Verdauung, die nicht so richtig in Gang kommen wollte. Mittlerweile habe ich den Verdacht, dass es auch daran lag, dass ich die Schmerzmittel reduzierte bzw. kurzfristig ganz weg ließ. Wenn ihr etwas weh tut, schluckt sie Luft und verspannt sich ... und schon kommt der Teufelskreislauf in Gang. Und so lang ist es ja nun auch noch nicht her, seit der OP, also bekommt sie jetzt morgens eine leichte Dosierung (nimmt unsereins bei Grippealarm in 3 km Entfernung) und fühlt sich weitaus wohler. So wohl, dass sie mittlerweile Kässpätzle mit geschmelzten Zwiebeln genüsslich isst und verdaut, ohne mit den Wimpern zu zucken.
Was hat sich verändert?
Sie ist eine wesentlich stabilere junge Dame geworden - kein Wunder, vorher war ja alles ein Sammelsurium an Instabilitäten von Scheitel bis zur Sohle.
Sie greift viel mehr und gezielter und hält Gegenstände länger fest.
Sie atmet wesentlich tiefer - ein schöner Anblick.
Abgenommen hat sie überhaupt nicht, was sicherlich ein Verdienst ihrer PEG ist - ohne wäre der Eingriff für mich nicht vorstellbar gewesen. Die PEG hat uns sehr viel Stress erspart, war und ist eine große Hilfe.
Ihre Hüfte und Beine sind viel lockerer und leichter zu bewegen, offensichtlich hat die Spastik abgenommen. Eigentlich auch kein Wunder und logisch - ein Mensch, der permanent damit beschäftigt ist, den Körper noch einigermaßen selbst aufzurichten und beisammenzuhalten, verspannt sich eben auch gewaltig. Welche Kraft das kostet, kann ich mir nur ungefähr vorstellen. Aber immerhin. Dadurch ist die Pflege für mich aber auch wesentlich einfacher geworden.
Wann sie zum letzten Mal kalte und bläulich schimmernde Füße hatte, weiß ich gar nicht mehr - offensichlich ist die Durchblutung auch besser geworden.
Ich wills nicht verschweigen: Es war eine Übung für Fortgeschrittene. Dass das kein Spaziergang wird, wusste ich und stellte mich darauf ein. Alles in allem ist es aber alles wunderbar gelaufen, wobei ich es noch nicht ganz realisiere, dass das nun hinter uns liegt. Es ging besser, als ich dachte, auch wenn die Zeit super anstrengend war.
Meine Entscheidung, keinen "fremden" Pflegedienst für diese drei Wochen zu engagieren während ich arbeite, hat sich als die richtige und optimale herausgestellt. Meine Freundin, die Allegra seit Geburt kennt, übernahm die Aufgabe, abgerechnet wird über Pflegegeld und Verhinderungspflege. Für Allegra bedeutete es, dass sie die Ruhe hatte, die sie brauchte, homoöpathische Unterstützung bekam, da meine Freundin nicht nur ausgebildete Kinderkrankenschwester, sondern auch noch Heilpraktikerin ist, Hand- und Fußmassagen inclusive - das Wohlfühl-und-Aufpäppel-Programm schlechthin also.
Für mich bedeutete es, dass ich heimkommen konnte und in kein fremdes Gesicht sehen musste - auch eine Wohltat.
Sehr gefreut hat mich, dass sich Dr. Meergans gestern nach ihrem Befinden erkundigte. Ungefragt und fern der Heimat - so etwas gibt es tatsächlich. Umso schöner.